Anreise

Vier Tage haben wir für die rund 360 sm von Sal nach Dakar benötigt. Ich muss vermutlich nicht erwähnen, dass wir im Dunkeln angekommen wären. Also um 21 Uhr beigedreht und dann so gegen 2 Uhr morgens wieder weiter Richtung Dakar. Dort sind wir dann so gegen 10 Uhr angekommen.

Die Überfahrt war anstrengender alsdie letzten. Wir hatten Wind ziemlich von vorne, allerdings ohnekreuzen zu müssen. Das bedeutet entsprechend Schräglage bei 20 bis25 kn Wind, auch mit gerefftem Großsegel. Anfangs hatten wir nochrelativ wenig Wind, so dass wir schon befürchteten 5 Tage zubenötigen. Dann so 20 bis 25 kn, so dass wir im Schnitt auf fast 6kn Fahrt kamen. Sah also kurzfristig so aus, als dass wir am 3. Tag kurz vor Sonnenuntergang ankommen könnten.

Bereits bei dem Gedanken hat der Wind nachgelassen und wie erwähnt wäre es Nachts geworden. Wollten wir auch diesmal nicht und war sicherlich auch gut so. Die Anfahrt ist nicht sehr schwierig, aber zum Ankerplatz hin wird es ziemlich flach. Wir meinen einen Wellenbrecher mit Einfahrt zu sehen (siehe Markierung in dem einen Bild), der Plotter rät uns aber mit Verweis auf eine Wassertiefe kleiner 1 m davon ab.

Also um die Mauer herum hin zu der Stelle wo schon einige Boote liegen. Laut Plotter liegen die alle im Bereich einer Wassertiefe von kleiner 2 m bei Niedrigwasser. Wir haben uns an den Rand verlegt, wo wir je nach Tidenstand so 2 bis 3 m Tiefe haben.

Ansonsten war die Überfahrt nicht ganz ereignislos. Die Vorschot (die Leine, mit der das Vorsegel bedient wird) ist plötzlich gerissen, dass Vorsegel schlägt im reichlichen Wind. Vorsegel schnell eingeholt und im Tanz der Wellen die Vorschot neu angebracht.

Dann gab es noch ein merkwürdiges Geräusch, hörte sich so an als hätte sich die Ankerwinsch in Betrieb gesetzt, war aber nicht direkt lokalisierbar. Als der Wind etwas nachgelassen hat, habe ich einen Blick in den Ankerkasten geworfen und die Ankerwinsch überprüft. Funktioniert nicht mehr.

Also Ankern ohne Unterstützung der Ankerwinsch. Da ich von Andrea (SY Akka) gelernt habe, dass man an der Ankerwinsch die Nuss lösen und feststellen kann, geht das dann aber ohne nennenswerte Probleme von statten. Eine Weiterfahrt ohne Ankerwinsch ist allerdings nicht denkbar. Mittlerweile weiß ich, dass der Schalter mit Sicherung durchgebrannt ist und ersetzt werden muss.

Lohnt sich die Fahrt hierher?

Hinsichtlich Marokko und Kapverden hatte ich die Frage zu 100% mit Ja beantwortet (übrigens, die Marina Tanger ist mittlerweile geöffnet und wird allseits sehr gelobt). Hier ist es schon etwas diffiziler. Für uns ja, es hat sich gelohnt, schon wegen des Motors für unser Beiboot (mehr dazu in der Technik-Ecke). Abgesehen davon muss man das dann schon mögen.

Club de Voile de Dakar / Ankerplatz

Im Segelclub ist die Zeit seit wohl so30 bis 40 Jahre stehen geblieben. Der Verfall jedoch nicht. Hat einen gewissen Museumscharakter. Es wird wohl nichts erneuert. Toilette wie man sie aus Frankreich der 70er Jahre kennt, also in der Hocke ähnlich dem Abfahrtstraining für den Skiwinter. Die Clubbar und alle sonstigen Gebäude nicht schön, positiverweise muss man aber sagen, das hat eine gewisse französische Atmosphäre aus vergangenen Tagen. Der Anteil der Franzosen unter den Ausländern hier dürfte bei > 90% liegen.

Der Strand ist verdreckt, über der Ankerbucht liegt ständig ein Hauch von Schweinestallaroma und man liegt in einer richtigen Kloake.

Sofern man das ertragen kann (und es ist nicht so unerträglich wie sich das vielleicht so aufs erste anhört) befindet man sich hier natürlich an einem spannenden Ort. Die Leute in der Marina und eigentlich überall sehr freundlich. Hier gibt es einen Shuttle-Service. Sadio fährt nach Fahrplan die Boote ab und nimmt einen mit an Land bzw. wieder zurück zum Boot. Kostenlos, wobei er sich über ein „petit cadeau“ freut. Habe ihm immer so 1.500 Franc (€ 1,50) gegeben.

Über meine rudimentäres Französisch sind wir sehr froh, hilft einem bei vielen Gelegenheiten weiter. Nicht nur beim Bier in der Clubbar. Man ist auch hilfsbereit, sofern es Bedarf für das Boot gibt (Diesel, Wasser, Gas etc.). Direkt vor dem Clubgelände befindet sich ein mittelgroßer Marineausrüster.

Dakar

Laut, schmutzig, stressig. So die kurze Zusammenfassung. Andererseits ist es aber spannend, in dieser für uns Europäer schon sehr speziellen Stadt unterwegs zu sein. Als Fortbewegungsmittel dient das Taxi. Je nach Entfernung kostet die Fahrt so zwischen 3 und 7 Euro. Die Fahrt von hier in die Stadt 3.000 Franc (€ 4,50), sofern einer mehr wollte, haben wir schon mal verhandelt, bzw. das nächste Taxi genommen. Aber nur selten, meistens waren die Angebote direkt fair und ok.

Dakar ist eine sehr geschäftige Stadt mit einem immensen Straßenverkehr. Mich hat Dakar ein bisschen an Marokko vor rund 20 Jahren erinnert. Autos, die durch Klebestreifen zusammengehalten werden (gibt aber auch reichlich Autos neuerer Bauart), sehr intuitive Fahrweise, geschäftiges Treiben an all den Verkaufsständen, die es reichlich gibt. Man fühlt sich aber stets sicher, nur wenige aufdringliche Verkäufer und nur vereinzelt Bettler, die aber fast nur im Zentrum um den „Place de l’Indépendance“.

Die Fahrt mit dem Taxi ist ein Erlebnis für sich. Diese sind meist älterer Bauart und mehr oder weniger stark verbeult. Es gibt glaube ich kein Auto älter als 6 Monate, welches noch keine Schrammen hat. Mit einer Ausnahme sind wir aber immer unfallfrei überall hin gekommen. Nur einmal ist ein SUV beim Parkversuch am hohen Randstein hängen geblieben. Rückwärtsgang rein, Blick nach hinten ist was für Anfänger und prompt unser Taxi gerammt.

Dachte schon, dass wird jetzt dauern. Beide haben einen Blick auf den Schaden geworfen, beide fühlten sich keiner Schuld bewusst. Ein paar herumstehende Experten prüften den Schaden ebenfalls. Ein paar Diskussionen, nie hitzig und nach ein paar Minuten fuhr der „Unfallgegner“ seinen SUV etwas vor und der Taxifahrer stieg ein und setzte die Fahrt fort. Hier kommt wohl jeder selbst für den erlittenen Schaden auf. Und eine Beule mehr oder weniger….

Ich könnte über das was wir hier in 3 Tagen insbesondere an Eindrücken erlebt haben wohl noch ein paar Seiten mehr schreiben. Aber zusammenfassend kann man sagen, dass eine Fahrt hierher für denjenigen, der mal Afrika hautnah erleben möchte, Sinn macht. Wir sind einiges zu Fuß gelaufen, haben einheimische Märkte besucht und auch abgelegenere Gegenden. Nirgends hatten wir ein ungutes Gefühl was unsere Sicherheit betrifft. Und so ein wenig Schweinestallaroma kann man für ein paar Tage schon mal ab.

Technik-Ecke

Außenbordmotor

Trotz richtig guter Tipps meines Cousins (Danke nochmal Hartl) habe ich es nicht geschafft, den Außenborder wieder zum Laufen zu bekommen. Im Gegenteil, meine Reparaturversuche haben zu einer Undichtigkeit geführt, die den Benzin auslaufen lässt.

Die SY “Margna” lag hier in 2012 für drei Monate. Die haben in ihrem Törnbericht Moussa Coulibali erwähnt, der „repariert und vor allem reaktiviert .. äußerst geschickt und erfolgreich alle Außenbordmotoren“, sofern er nicht Sadio beim Shuttle-Serive ablöst.

Mit toller Hilfe von Sadio den Motor in die Werkstatt von Moussa gebracht. Am nächsten Tag hat er mit der Arbeit begonnen. Zwischendurch konnten wir unseren weitestgehend in Einzelteile zerlegten Motor besichtigen. Er hat alle Teile gereinigt und wieder zusammengebaut, Ölwechsel gemacht und den Benzintank gefüllt.

Am Abend hat Sadio den Motor zur Luna Mare zurück gebracht, Test wäre erfolgreich gewesen. Bezahlen kann ich morgen. Ich konnte ihn nicht zum Laufen bekommen. Noch nicht wissend, dass Moussa den Bezintank wieder gefüllt hat dachte ich, der wäre leer.

Am nächsten Morgen dann Benzin an der naheliegenden Tankstelle besorgt und beim Nachfüllversuch gemerkt, da ist ja schon welcher drin. Nachdem ich dann die Entlüftungsschraube und Benzinzufuhr ordentlich geöffnet habe und noch den Sicherheitsring ordentlich befestigt hatte ist der Motor tatsächlich gestartet.

Die erste Testfahrt zum Feierabendbier in der Clubbar hat er hin und zurück ordentlich zurück gelegt. Sieht wohl tatsächlich so aus, als hätten wir wieder einen funktionierenden Außenbordmotor. Moussa wollte für seinen ganzen Aufwand von etlichen Stunden Arbeit, plus Öl und Benzin, am Ende 30.000 Franc (€ 45). Da wäre ich andernorts wohl nicht weit mit gekommen.

Ankerwinsch

Zu guter Letzt der Schalter für die Ankerwinsch. Hier hat Momo seine Hilfe angeboten. Der spricht auch etwas Englisch, was es dann doch etwas leichter macht. Leider bisher noch erfolglos. Werden morgen gemeinsam losfahren, er hat ein paar Leute aufgetrieben, die zumindest so was ähnliches haben.

Was ich benötige ist ja ein Schalter mit einer 80A Sicherung. Mal sehen, ob wir sowas finden. Ansonsten habe ich mir überlegt, ich lasse den Schalter weg (die Winsch hat ja noch separat die Knöpfe für auf und ab) und baue nur eine Sicherung ein. Einen Sicherungshalter mit gewisser Wasserdichtigkeit hätte ich sogar an Bord, da ist aber eine 100A Sicherung drin. Mit der traue ich mich nicht ran. So werden ich morgen, falls wir keinen Schalter finden, schauen, ob ich eine passende 80 A Sicherung auftreiben kann.

Wäre toll, da wir am Samstag dann Richtung Gambia starten wollen und das Einholen von 25 kg Anker mit reichlich Kette von Hand mich vermutlich etwas überfordern würde. Schaun mer mal.

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