Wir liegen hier, was Segelboote angeht, ziemlich alleine. Aber nicht gänzlich alleine, den auch dies hier ist ein beliebter Stopp für Kreuzfahrtschiffe. Bis zu 4 Stück liegen hier schon mal gleichzeitig.

Links davon liegt noch ein viertes, hat aber nicht mehr aufs Bild gepasst.

Da es hier keine passenden Hafenanlangen gibt, liegen die vor Anker und der örtliche Shuttle-Dienst bringt die Kreuzfahrer an Land. So ist immer Bewegung hier am Mooring-Platz.

Apropos Bewegung. Kaum hatten wir an der Mooring-Boje nach unserer Ankunft festgemacht und mit Aufräumarbeiten nach den 7 Tagen auf hoher See begonnen, kam ein anderer Segler längsseits (Wie sich später zeigte ein Dauerlieger, der hier bei einem der Tauchanbieter arbeitet) und erzählte uns was vom Schwell.

Der soll hier vor allem Nachts sehr stark sein, deshalb empfiehlt er uns einen Swell Bridle auszubringen. Wusste nicht so recht, von was der redet, sagte also nur sowas wie „yes“, „ok“, „thank you“, „see you“ and „have a nice day“. Was man hier halt so sagt.

Und tatsächlich, später am Abend geht die Schaukelei los. Ganz ordentlich. Zu spät und zu dunkel, um jetzt noch etwas zu ändern. So schaukeln wir durch die erste Nacht.

Am nächsten Tag gleich mal googlen. Hatte ihn tatsächlich richtig verstanden und bin unter „swell bridle“ fündig geworden. Üblicherweise liegt man vor Anker, oder an einer Mooring-Boje mit der Nase (also Bug) in den Wind. Kommt die Dünung aber nicht aus der Windrichtung, beginnt die Schaukelei.

Mittels einer zweiten Festmacherleine zum Heck dreht man das Schiff nun so, dass die Nase Richtung Dünung zeigt, diese also nicht von der Seite, sondern von vorne kommt. Der Wind kommt dann von der Seite. Damit hat man zwar etwas weniger Luftzug innerhalb der Luna Mare, liegt aber deutlich ruhiger.

Swell Bridle bei Nacht.

So liegen wir hier relativ angenehm an der kostenlosen Mooring-Boje. Das kristallklare Wasser lädt zum Schnorcheln ein, aber leider auch zur Arbeit. Wie schon erwähnt, wollen wir unsere blinden Passagiere bitten, hier vom Boot zu gehen.

Mit dem Freediver kann ich jeweils rund eine Stunde auf Tauchgang gehen. So sind es dann 4 Tage, bis der Rumpf von seinem Bewuchs befreit ist. Waren es doch gefühlt 100e Muscheln und sonstiges Zeugs. Da geht bei der Weiterfahrt die Post ab.

Und so sieht es rundherum um die Luna Mare aus.

Wir haben zwei Dinghi-Stege zum Anlanden ausfindig gemacht, einen am Balboa Beach, relativ nahe zum Zentrum (was hier aus Duty-Free-Läden wegen der Kreuzfahrer besteht) und einen Steg ziemlich nahe am ziemlich teuren Supermarkt. Aber die Auswahl, insbesondere was junges Gemüse und Obst angeht, ist großartig.

Haben natürlich auch die Stadt besucht, auch wenn das bei den Temperaturen hier eine meist schweißtreibende Angelegenheit ist.

Und am gestrigen Pfingstmontag haben wir dann noch den „Queen Elizabeth II Botanic Park“ besucht.

Und wer jetzt denkt, so eine Weltumsegelung macht Spaß und sei eine rundherum tolle Sache, für den sei die Technik-Ecke empfohlen, auch Frust-Ecke genannt.

Tec-Eck

Ankerwinde

Fangen wir mal mit der Ankerwinde an. Hier gibt es drei gut sortierte Schiffsausstatter, aber alle winken ab. Auch bestellen nicht möglich. Liegt vermutlich am Gewicht von über 20 kg.

Aber es gibt einen in Florida, der nach Panama liefert. Entweder Colon, oder Bocas del Toro. Im ersten Angebot waren über € 400 an Transportkosten enthalten. Auf Nachfrage geht auch Ocean Freight, Transportkosten dann „nur“ noch rund € 100 inkl. Steuern, Zoll und Bearbeitungsgebühren. Geplante Ankunft in Panama: 26. Juni.

Da wir bis dahin noch maximal einmal Ankern wollen/müssen (Providencia), ist das ok. Allerdings macht es jetzt keinen Sinn mehr, nach Bocas del Toro zu segeln. Wird sonst zu knapp für die Kanalpassage, die so zeitig stattfinden muss, dass wir am 22. Juli von Panama City aus nach D fliegen können. Außerdem sind es von Bocas del Toro 140 sm direkt gegen den Wind bis nach Colon.

Das ist mächtig schade, den wir hatten gehofft dort Anne und Frank, die Crew der 2wishes zu treffen. Die beiden sind zwei Jahre vor uns gestartet und deren Blog verfolge ich schon, seitdem es ihn gibt.

Autopilot-Kompass

Der Frust ist hier natürlich groß, da dieser ja erst durch mein Öffnen und das anschließende anscheinend unsachgemäße Verschließen abgesoffen ist. Der erste Marinaladen hat nur Raymarine (dachte immer, die wären alle bauchgleich), Scotts Marine jedoch Simrad.

Also „gemütlich“ bei der Hitze hier rund eine Stunde hin gelaufen. Tatsächlich, können uns einen „SimradPrecision-9“ besorgen. Nach telefonischer Abklärung stellt sich heraus, ist, wo auch immer, vorrätig. Ist aber vielleicht bis zum Wochenende (Pfingstwochenende) hier. Also bestellt.

Auf dem Rückweg denke ich, warum sind wir eigentlich den ganzen Weg gelaufen? So einigermaßen sind wir doch mit Telefon und E-Mail vertraut. Aber Bewegung tut gut und was man sich im Schweiße seines Angesichts erarbeitet…. Eines weiß ich, den Frust minderts nicht.

Und mittlerweile ist er hier und eingebaut.

Der Außenbordmotor

Und wenn man denkt, man hat schon genug Baustellen: Auf dem Rückweg mit dem Dinghi vom morgendlichen Baguette-Einkauf scheint der Motor an Leistung zu verlieren. Er strahlt auch irgendwie Hitze ab, was aber auf den zweiten Blick erkennbar ist, der Wasserstrahl fehlt.

Gleich abgestellt und weil ja, wie man weiß, Bewegung gut tut, den Rest des Weges zur Luna Mare mit Hilfe der Paddel zurück gelegt. So ein Frühstück will ja auch verdient sein.

Tja, Kühlwasserkreislauf defekt. Mein Sachverstand 😉 sagt mir: entweder Kreislauf verstopft, oder Impeller (= Wasserpumpe) im Eimer. Die Bedienungsanleitung sagt, den Kühlwasserkreislauf soll man regelmäßig spülen. Hüllt sich aber hinsichtlich des „wie“ in Schweigen. Und der Impeller kann ohnehin nur von einer autorisierten Werkstatt (€€€) ausgetauscht werden.

Also Scotts Marine angerufen (auf der Visitenkarte der freundlichen Jane ist auch YAMAHA vermerkt) und ein paar Stunden später holt ein freundlicher Marine-Mitarbeiter am Dinghi-Steg den Außenborder ab.

Heute (Dienstag 11.06.2016) haben wir den Außenborder (zusammen mit dem Kompass, siehe oben) zurück erhalten. Und ja, es war der Impeller.

Haben die Teile wohl als Erinnerungsstücke zurück bekommen 🙁

Dieselpumpe

Wenn du denkst, jetzt reichts und einfach mal was routinemäßiges am Boot machen möchtest. Zur Routine gehört, immer mal Diesel vom Haupttank in den Tagestank zu pumpen, da an diesem die Verbraucher (Motor und Dieselherd) angeschlossen sind.

Pumpe an. Nichts bewegt sich. Außer der Sicherung. Die hüpft raus. Noch ein Versuch. Selbes Ergebnis. Skipperin bringt schon verbal unsere Handdieselpumpe ins Spiel. Horrorszenario, mit dieser immer mal so gut 50 l Diesel hochzupumpen.

Hier kann ich aber mein handwerkliches Geschick einbringen und das Teil zerlegen. Und siehe da, die metallernen Zahnräder sind blockiert. Rausgenommen, Schmutzpartikel entfernt, wieder eingesetzt und reibungsloser Lauf. Geht doch.

LED-Cockpitlampe(n)

Hier geht die Sonne ja zeitig (aktuell so kurz nach 19 Uhr Ortszeit) unter. Da ist zumindest zum Abendessen etwas Licht ganz angenehm. Dafür haben wir zwei LED-Lampen.

Eine davon haben wir leider so lange im Regen stehen lassen, bis sie so feucht war, dass sie sich weigerte zu leuchten. Die andere ist etwas filigran gebaut, so dass sich schon mal Drähte lösen können.

Die hat die Skipperin dann wieder angelötet. Aber der Schalter hat einen zunehmenden Wackler, so dass es irgendwann nicht mehr möglich war, die Lampe einzuschalten. Also Abendessen im dunkeln (wird ja gelegentlich sogar als Event angeboten).

Aber nach meiner Mutation vom Buchhalter zum Handwerker, hier kein Problem. Kaum dass sie einige Wochen nicht mehr funktioniert, mache ich mich ans Werk. In fachmännischer Feinarbeit wird der defekte Schalter durch eine ultramoderne Steckverbindung ersetzt.

Wie geht es weiter

Obwohl der Frust mit den immer wiederkehrenden defekten Teilen gepaart mit dem Gedanken an das schwindende Budget schon mal ein „ich mag nicht mehr“ hervorruft, geht es weiter. Schließlich erwartet uns eine Ankerwinde in Colon.

Morgen (12.06.), nach MESZ bereits heute, legen wir ab. Es sieht halbwegs gut aus, um bis nach Colon/Panama (600 sm = 6 Tage) zu kommen. Da der Wind laut Vorhersage im Laufe der nächsten Tage/Woche auf in Böen bis zu 8 zunimmt, wollen wir das „Wetterfenster“ mit Windstärke 5 bis 6 nutzen.

Quasi auf dem Weg, in rund 360 sm Entfernung von hier, liegt die Ecuadorische Kolumbianische Insel „Providencia“, die wir bei Bedarf als Zwischenstopp anlaufen können. Drückt uns die Daumen, dass uns diesmal eine Irrfahrt erspart bleiben möge.

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