Am Montag den 22. Mai reist unsere Enkelin mit ihren Eltern wieder ab. War eine tolle Zeit mit Euch. Dienstag dann noch mal einkaufen, was es so brauchbares für unsere nächsten rund 10 Tage auf hoher See gibt und die Marinarechnung bezahlen.

Nächstes Ziel Panama

Mittwoch legen wir dann ab. Noch bei Customs and Immigration „Hallo“ sagen, dann geht es los. Wir segeln erst mal die Nordküste Kubas entlang Richtung Westen, um die Westecke und Kap San Antonio herum und legen Kurs Richtung Bocas del Toro. Bocas del Toro wurde uns von Andrea von der SY AKKA empfohlen und eine erste Recherche ergibt, dass es dort die Vertretung eines Schiffsausstatters gibt, über den wir eine neue Ankerwinde beziehen können. Angebot ist in Arbeit.

Der Wetterbericht verspricht Windstärke 4 bis 5, also ausreichend. Um die Insel herum weht er von hinten bzw. schräg hinten und danach ziemlich von vorne, aber laut Vorhersage so, dass wir direkt Kurs auf Bocas del Toro nehmen können.

Mit einem Schnitt von rund 5 Knoten geht es los und nach drei Tagen haben wir bereits 350 sm im Kielwasser. Damit befinden wir uns bereits mehr als 150 sm südlich von Kuba. Vor uns liegen noch 600 sm bis Panama. Auch Angelglück haben wir: Salat für 4 Personen. Wenn das so weiter geht wird in 50 Jahren die ganze Karibik zugewachsen sein.

Über unser neues Satellitenterminal holen wir uns den aktuellen Wetterbericht. Er sagt für die nächsten 2 Tage weiterhin passenden und ausreichenden (5-6) Wind voraus. Danach wird es aber auf Tage hinaus ungünstig, wenig Wind und der aus der Richtung in die wir wollen. Sofern das so bleibt, werden wir noch ein bis zwei Wochen benötigen, bis wir unser Ziel erreichen.

Da wir aber nahe an Providencia (eine zu Kolumbien gehörende Insel) vorbeikommen, entschließen wir uns, diese Insel anzulaufen. Ankern ohne Ankerwinde ist zwar doof, aber dort könnten wir dann auf passenden Wind warten. Vor Cayo Blanco hatten wir den Anker ja auch per Hand eingeholt und die Skipperin meint, ich hätte ja aufgepasst, wie Tobi das gemacht hat.

Nächstes Ziel Providencia

Der neue Kurs ändert sich nur geringfügig und es geht weiter mit Wind von ziemlich vorne. 330 sm liegen nunmehr vor uns und bei zwei Tagen mit passendem Wind könnten wir gut 200 davon schaffen. Die restlichen kriegen wir dann schon irgendwie hin, notfalls unter Motor.

Denkste. Nach dem wir unseren Plan geändert haben, macht das Wetter das ebenfalls. Statt Windstärke 5 bis 6 nur noch 2 bis 3. Kaum ausreichend, damit sich unser fat boy in Bewegung setzt. Dazu gibt es hier auch einiges an Strömung. Um dagegen anzukommen benötigen wir Wind, haben wir aber nicht.

Die Nachtwachen sind etwas frustrierend und ermüdend, da wir ständig den Autopiloten verstellen müssen. Dauernd läuft die Luna Mare aus dem Kurs. Irgendetwas stimmt mit dem Autopiloten nicht. Wir steuern einen Kurs von 160°, laut Autopiloten sind es 40°. Da scheint der zum Autopiloten gehörende Kompass ein Problem zu haben.

Also schraube ich das Teil mal auf, um zu sehen, ob sich da irgend etwas auffälliges tut. Scheint optisch alles ok zu sein, so schraube ich das Teil wieder sorgfältig zu. Beim Studium der Betriebsanleitung finde ich weitere Möglichkeiten den Autopiloten einzustellen. Da er bisher bestens lief, hatte ich das Thema bisher nicht weiter vertieft. Wir können statt den AP-Kompass auch nach GPS steuern. Also machen wir das mal.

Dann sehe ich, es gibt auch eine Steuerung den Wind berücksichtigend. Bietet unser Autopilot aber nicht an. Bis ich herausfinde, dass der auf „Verdränger“ eingestellt ist. Und tatsächlich hatte ich verdrängt, dass ich ihn kürzlich wegen eines anderen Problems auf Werkseinstellungen zurück gesetzt hatte. Nach Änderung von „Verdränger“ auf „Segelboot“ kann ich den AP jetzt auch auf Wind einstellen.

Und was soll ich sagen, einfach großartig. Der AP segelt uns so nahe wie möglich am Wind, so dass wir auf bestem Wege dem Ziel entgegen segeln. Jedoch keine zwei Stunden später kommt die Fehlermeldung „Richtungsdaten fehlen“. Der Autopilot schaltet sich ab und wir steuern von Hand.

Hinzu kommen ab jetzt laufend irgendwelche Fehlermeldungen. Das nervt. Was könnte die Ursache sein. Wie immer ist es gerade dunkel geworden und damit schwer, etwas heraus zu finden. Diese Nacht verbringen wir also am Steuer.

Ursachenforschung am nächsten Tag. Anscheinend habe ich den Deckel des an Deck montierten AP-Kompasses nicht korrekt verschlossen und es ist Wasser eingedrungen. Damit hat sich die Platine mit den elektronischen Bauteilen verabschiedet. Nachdem ich den Kompass ganz abgeklemmt habe, hören auch die laufenden Fehlermeldungen auf. Allerdings ist ab jetzt Handsteuerung angesagt.

Wir machen durchschnittlich noch 1 bis 2 kn Richtung Ziel gut. 24 Stunden später haben wir uns diesem gerade mal 25 sm genähert. Da ist ja mein Opa schneller, wobei ich ja selbst jetzt der Opa bin. Für die nächsten 25 sm benötigen wir immer noch 15 Stunden, obwohl wir den Motor zu Hilfe nehmen. Die Strömung ist mit rund 2 kn gegen uns einfach zu stark, da bräuchten wir schon so 15 bis 20 kn Wind, um dagegen an zu kommen.

Neuen Wetterbericht geholt. Keine Besserung die nächsten 10 Tage in Sicht. Aber da waren doch noch die Kaimaninseln! Im Wetter-/Routenprogramm eingegeben und siehe da, 170 sm, Kurs 50° mit Wind 5 bis 6 und aus einer Richtung, bei der wir Kurs halten können.

Also nächste Planänderung. Kurs Cayman Islands.

Nächstes Ziel Cayman Islands

Wir haben jetzt noch rund 170 sm vor uns. Aber auch hier kommt der Wind nicht direkt so wie vorhergesagt. Deutlich weniger und etwas näher aus der Richtung in die wir wollen. Die Strömung trägt ihr übriges dazu bei. Wir schaffen anfänglich so 2 kn Fahrt. Wenn wir mit Unterstützung des Motors den Schnitt auf 3 kn anheben können, wären wir in 2 Tagen da, nachdem wir jetzt seit 5 Tagen auf See sind. Geduld ist also weiterhin gefragt.

Tatsächlich schaffen wir bisher die 3 kn. Zwischenzeitlich frischt es gehörig auf, mit 20 bis 25 kn Wind. Dann ist aber wieder Flaute. Wir haben die Nase voll. Wir drehen um 23 Uhr bei und legen uns schlafen. Der Wind kann uns mal.

Am nächsten Morgen geht es weiter und jetzt passt es auch etwas besser. Wir schaffen mit ein wenig Motorunterstützung die erhofften 3 kn im Schnitt. Gegen Abend frischt es auf und es geht mit etwas böigen 20 bis 25 kn Wind ganz ok voran. Zum Abendessen gibt es Spaghetti und Fleischklöschen mit Soße aus der Dose. Die Klöschen schmecken etwas fade, aber was solls.

Einiges. Denn die Skipperin hat diese wohl nicht vertragen und bekommt kurz nach dem Abendessen Bauchkrämpfe. Sie legt sich in die Koje und ich befürchte schon, wir müssen sie mit einem Rettungshubschrauber (sofern es einer hierher schaffen kann) ins Krankenhaus bringen lassen.

Hinzu kommt zunehmend schwerer Seegang, bei der die Luna Mare schwer in die Wellen schlägt, was der Skipperin in der Koje überhaupt nicht gut tut. Also gegen 23 Uhr wieder beidrehen und bei dem etwas schaukeligen Seegang schlafen.

Kurz vor Sonnenaufgang geht es dann weiter. Der Skipperin geht es wieder deutlich besser und der Wind, der über Nacht etwas nachgelassen hat, nimmt jetzt wieder zu. Bei nicht allzu hohen Wellen haben wir jetzt konstant so 20 bis 22 kn Wind, bei etwas ruhigerem Seegang. Kurs passt nicht ganz, aber fasst. So machen wir wieder 4 bis 5 kn Richtung Ziel.

So geht es nun Stunde um Stunde schnell und gut voran. Das Steuern ist bei diesem Kurs nicht so aufwändig, da die Luna Mare bei Wind von (schräg) vorne diesen selbst sehr stabil halten kann. Das erleichtert auch die Wache in der folgenden, 8. Nacht, etwas. Wir sind jetzt sogar so schnell, dass wir nicht wie ursprünglich berechnet am Nachmittag, sondern bereits am Morgen noch vor Sonnenaufgang ankommen werden.

Im Dunkeln ankommen wollen wir nicht, also nochmal für ein paar Stunden beidrehen. Nach Sonnenaufgang nutzen wir das noch für ein Frühstück, bevor wir uns auf die letzten 10 sm Richtung Grand Cayman bewegen.

Ankunft Cayman Islands

Port Security über unsere Annäherung informiert. Ein paar Daten übermittelt und vereinbart, dass wir uns kurz vor der Ankunft wieder melden. Machen wir dann auch und werden von einem Port Patrol Boot begrüßt. Die weisen uns eine Boje zu und statten uns mit etlichen Formularen aus. Die sollen wir ausfüllen, bevor es später zur Einklarierung geht.

Machen wir und räumen das Boot etwas auf und so 2 Stunden später werden wir vom Port Patrol Boot zum Einklarierungsdock geleitet. Dort erwartet uns ein Herr vom Zoll, später gesellt sich noch die Dame der Einreisebehörde dazu. Unterlagen werden geprüft, gestempelt und für gut befunden. Rund 15 Minuten später können wir wieder ablegen und an unsere Boje zurückkehren. Das war Einklarieren von der angenehmen Sorte.

Insgesamt waren das anstrengende, aber ins besonders nervige 8 Tage auf See. Und wir benötigen neben der Ankerwinde noch einen neuen Kompass für den Autopiloten, damit wir die nächsten Strecken (bis Panama sind es jetzt „nur“ noch 600 sm) nicht ständig am Ruder stehen müssen. Hoffentlich lässt sich hier so etwas auftreiben. Die Lieferung der Ankerwinde nach Panama scheint möglich zu sein. Die kann ich voraussichtlich am Montag bestellen, damit sie bis Ende Juni dann dort ist.

Nach einem obligatorischen kräftigen Anleger und den ersten beiden Nächten guten Schlafes sind die Strapazen vergessen und wir genießen es, hier zu sein. Das Wasser um uns herum ist kristall klar, das kristall klarste was wir bisher hatten. Man sieht den Grund noch bei 7 m Tiefe. Und das, obwohl hier ein kommerzieller Hafen für die Versorgung der Insel ist.

Georgetown, die Stadt vor der wir liegen, gefällt uns ebenfalls. Im Hafenbereich gibt es, wie bei den Kreuzfahrtspots üblich, eine große Dichte an Souvenir-, Schnaps- und Schmuckläden. Aber es gibt unweit von hier auch einen gut sortierten Supermarkt. Etwas teuer, aber endlich wieder alles verfügbar, was das Herz begehrt bzw. die Geldbörse erlaubt.

Die nächsten Tage werden wir uns um den AP-Kompass bemühen, Wäsche waschen, den Ort erkunden und das Schwimmen in kristallklaren Wasser genießen. Und wenn wir dann schon mal im Wasser sind, können wir auch gleich das Unterwasserschiff von Muscheln befreien, die sich in großer Menge unserer Reise angeschlossen haben

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