Um kurz nach Mitternacht von gestern auf heute haben wir Cabedelo nach endlosen Motorstunden von Salvador ausgehend erreicht.

Motoren ist nicht das, was man mit einem Segelboot gerne tut. Es ging aber insgesamt besser voran als befürchtet. Ich hatte damit gerechnet, dass wir nur mit so 3 kn vorankommen und damit gut 6 Tage (150 Stunden) brauchen würden. Der Wind (der hier üblicherweise aus Nordost kommt) war aber wie vorhergesagt relativ schwach und die Strömung hat es wohl auch gut mit uns gemeint.

Zwischendurch hat der Wind sich sogar etwas gedreht, so dass wir für ein paar Stunden segeln konnten. Aber > 90 % liefen unter Motor. Insgesamt haben wir dann 110 h benötigt. Nervig mit Motor, aber die Aussicht, dass es ab jetzt (hoffentlich) schönes Segeln für die nächsten 2.000 sm bis Trinidad geben wird hellt die Stimmung auf.

Spannende Anfahrt dann die 8 sm von der Flussmündung des Rio Paraiba bis zum Ankerplatz vor der Marina Jacaré Village. Wir tun uns zugegebenermaßen schwer, die Auswirkung von Tidenstrom, Fluss Strömung und Wind im Detail zu bewerten. Lief aber alles abgesehen von etwas stärkeren Schaukeln kurz vor der Flussmündung ruhig und problemlos.

Quo vadis?

Vor einem Jahr haben wir darüber sinniert, wohin unsere Reise gehen soll. Es gab 3 Optionen:

  • Karibik und zurück nach Arrecife.
  • Karibik und durch den Panamakanal in den Pazifik.
  • Nach Südamerika über den Beagle-Kanal in den Pazifik.

Als Ziel dafür hat sich Cabedelo herauskristallisiert, da sich da die Strömung in Nord und Süd teilt und auch die vorherrschende Windrichtung für die jeweilig Richtung passend ist. Da wir immer mehr zum Beagle-Kanal tendierten, sind wir statt Cabedelo Salvador angelaufen.

Jetzt haben wir uns aber unter anderem aus technischen Gründen (siehe Tech-Eck) für die Variante Karibik entschieden. Das Dumme an der Planänderung: wir mussten entsprechend die 455 sm gegen Wind und Strömung Richtung Norden, bevor wir ab Cabedelo voraussichtlich schönes Segeln Richtung Karibik haben müssten.

Also kurz gefasst: Statt Plan A wie Abenteuer jetzt Plan B wie Baradies. Und dann schauen wir mal, wann und wohin es weitergehen wird.

Schönes Salvador

Salvador war aber auf alle Fälle einen Besucht wert. Die Stadt (also die paar Stellen die wir besucht haben) hat uns sehr gut gefallen und die „Baia de todos os Santos“ ist ein in der Tat schönes Segelrevier.

Wir waren in der Marina „Terminal Túristico Náutico“. Diese hat mit Dominique einen ausgesprochen freundlichen und hilfsbereiten Marinero. Er kommt aus der Nähe von Roscoff und lebt mittlerweile schon seit 38 Jahren in Brasilien und ist seit über 5 Jahren für die Marina verantwortlich.

Der Liegeplatz ist ok, hat allerdings etwas Schwell und insbesondere am Wochenende einigen Trubel um einen herum, da sich dort eben das „Terminal Túristico Náutico“ befindet, von dem aus zahlreiche Fähren und an den Wochenenden Ausflugsboote zu den Inseln ablegen. Der Liegeplatz kostete aktuell € 0,44 (2,30 Reais) pro Fuß und Tag inkl. Strom. Wasser kostet in paar Reais extra.

Direkt neben der Marina ist seit kurzem übrigens ein zentrales Büro für das Ein- und Ausklarieren. Es müssen dadurch nicht Policia Féderal, Receita Féderal und Capitaneria einzeln angelaufen werden, da sich dort alle 3 unter einem Dach befinden. Scheint ein einzigartiger Service in Brasilien zu sein und man erhofft sich mehr Besucher für die Region. Wir waren die einzigen, die in der Marina auf dem Boot gelebt haben. Ansonsten Einheimische mit ihren Freitzeitbooten hälftig Motor- und Segelboote.

Jetzt aber zunächst Cabedelo. Wird vermutlich nur ein kurzer Zwischenstopp bis zur Weiterfahrt nach Französisch-Guyana (1.330 sm, 2.460 km). Laut aktuellem Wetterbericht passt der Wind bereits für die nächsten Tag zur Weiterfahrt. Aber jetzt schauen wir erstmal, ob Cabedelo zu einem längeren Verweilen einlädt. 30 Tage bleiben uns noch von den 90, die wir uns in Brasilien aufhalten dürfen.

Tech-Eck:

Wir hatten wundervollen Besuch hier, mit dem wir zu ein paar Ankerplätzen in der Baia gesegelt sind. Mangels Winds häufig unter Motor. Plötzlich kommt aus dem Auspuff kein Kühlwasser mehr, nur schwarzer Rauch. Dieser kommt auch aus dem Motorraum.

Also Motor aus. Kein Wasser bedeutet im Normalfall, dass das Seeventil mit dem das Seewasser zur Motorkühlung fließt (bzw. um präzise zu sein zur Kühlung des Kühlwassers des primären Kühlkreislaufes) verstopft ist.

Also tauchen und ja, ist zu. Den dichten Bewuchs entfernen, schon fliest wieder Kühlwasser dahin, wo es soll.

Allerdings dürfte es bei einer solchen Situation zu keiner massiven Rauchbildung im Motorraum kommen. Was mir allerdings schnell auffällt ist, dass der Auspuffkrümmer etwas beweglich ist. Ich unterlasse es kräftiger daran zu rütteln und wir entscheiden uns für die Marina statt der idyllischen Ankerbucht. Und bis dahin soll ja alles halten.

Tut es auch und wir erreichen unseren Liegeplatz. Die genauere Überprüfung des Krümmers zeigt, dass die Schweißnaht an der Befestigung zum Motorblock gebrochen ist. Glücklicherweise hat der Marinero Dominique einen Schweißer für uns zur Hand. Der erneuert die Schweißnaht und baut den Krümmer wieder ein. Für wie lange wird er jetzt halten?

Der Krümmer ist nicht der, der bei unserem Motor standardmäßig dabei ist. Da in unserem Langkieler der Motor ziemlich tief sitzt hat die Werft einen schweißen lassen, der höher ist als das Original und dadurch sicherstellen soll, dass kein Seewasser aus dem Kühlkreislauf über den Auspuff zurück in den Motor kommt und diesen dabei zerstören würde.

Leider ist dieser Krümmer von Beginn an immer wieder ein Problem. In Arrecife hatten wir ihn dann nach unserer Pazifiktour erneuern lassen, da der von der Werft eingebaute nicht nur Probleme an den Schweißnähten, sondern auch feine Haarrisse im übrigen Metall hatte.

Der neue Krümmer machte einen sehr guten Eindruck und bis zur letzten Überprüfung schien auch alles in Ordnung. Ich vermute, dass durch das ausbleibende Seewasser die Temperatur an der Stelle der Motorbefestigung so stark angestiegen ist, dass die Schweißnaht geplatzt ist. Aber wie der eine oder andere vielleicht weiß, ich komme nicht direkt aus einem technischen Umfeld.

Problem ist aber, dass es in Patagonien und dort insbesondere im Beagle-Kanal Unmengen von Kelp gibt, welches schnell mal den Seewasserzufluss verstopfen kann. Sollte dann der Krümmer wieder die Biege machen ist ein weiteres Motoren ausgeschlossen. In einer Gegend, wo sich 50 kn Wind aus der Richtung in die wir wollen mit Flauten abwechseln, ist der Motor aber essentiell. Alleine schon für die Ankermanöver in den engen Buchten, die einen vor Unwetter schützen sollen.

Aber dann kein Schweißer innerhalb von etlichen 100 km zur Hand. Da bleibt die Wahl bei Sturmböen zu segeln und zu havarieren, oder sich gleich abbergen zu lassen, wobei diese Hilfe auch nicht um die Ecke auf uns warten würde.

Ein Seegebiet, dass ohnehin schon die Grenzen unserer Fähigkeiten ausloten würde angereichert mit einem solchen krummen Problem wollen wir uns nicht antun. Warum auch? Wäre natürlich eine phantastische Reise durch diese immens urwüchsige Gegend. Aber ggf. für den Preis?

Also wie gesagt Plan B. Und dann schauen wir mal.

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