Schon wieder ein Monat vergangen, seit wir Südamerika erreicht haben. Und bis auf wenige Tage haben wir diese in der Marina „Terminal Náutico“ verbracht. Warum? Siehe im (mal wieder leider sehr umfangreichen) Tech-Eck.

Sind es jetzt in der Tat die technischen Probleme, die uns davon abhalten die Ankerbuchten in der für so etwas prädestinierten „Baia de todos os Santos“ zu erkunden, oder weil es uns einfach gefällt in einer Marina rumzuhängen?

Wahrscheinlich 50:50. Denn nachdem die Probleme beseitigt waren, sind wir vor drei Tagen aufgebrochen, um schöne Spots zu finden, die wir unserem Besuch zeigen können. Die kommen am Freitag, worauf wir uns schon sehr freuen.

Salvador selbst gefällt uns auf seine Art sehr gut. Es gibt die Altstadt (Pelourinho heißt der Stadtteil) oben auf der Anhöhe, mit dem Aufzug „Elevador Lacerdo“ für 0,15 Real (0,03 Eurocent) pro Person und Fahrt erreichbar. Wirklich schöne Gebäude mit vielen überwiegend touristischen Läden. Dies scheint für Brasilianer ein beliebtes Ziel zu sein. Und bei YouTube-Videos über Salvador findet man fast ausschließlich nur welche über diesen Stadtteil.

Auch sehr beliebt ist der Stadtteil „Rio Vermelho“ im Süden von Salvador. Dort gibt es eine Art Fressgasse mit zahlreichen Restaurants und einen Platz für Veranstaltungen. Wir waren dort bei einem Musikevent im Rahmen des zweiwöchigen Frühlingsfestes. Hier hat mit Herbstbeginn auf der Nordhalbkugel der Frühling Einzug gehalten.

Warm ist es hier ohne Ende, weshalb wir rechtzeitig bevor der Sommer beginnt, weiter im Süden sein wollen. Wenn alles planmäßig läuft, verbringen wir den Sommer im Beagle-Kanal. Da ist der Sommer dann ungefähr so kalt wie der Winter in Deutschland (meist wohl so um die 10 ͦC). Wir hatten jetzt aber auch lange genug Sommer.

Seit drei Tagen sind wir jetzt etwas unterwegs. Die ersten beiden Nächte vor einem kleinen Wasserfall (Cascade) auf der Westseite der Insel Matarandiba. Hier herrscht eine nahzu absolute Stille. Tagsüber gelegentlich ein kleines Fischerboot, oder andere Besucher des kleinen Strandes mit angeschlossenem Wasserfall. Dieser führt im Sommer nur wenig bis kein Wasser. Aktuell reicht das Rinnsal aus, um sich nach einem Bade-/Strandaufenthalt zu entsalzen/entsanden.

Gestern dann weiter zur „Salinas de Margarida“. Ein gut besuchter Strand erwartet uns da und, da es Samstag, also Wochenende ist, auch Musik. Diese begleitet uns bis ca. 3 Uhr durch die Nacht. Was ein Unterschied zu den beiden Nächten davor. Auch liegt hier Luna Mare bei weitem nicht so ruhig wie vor dem Wasserfall.

Deshalb ging es heute (hier ist es jetzt Sonntagabend, während es bei Euch 5 Stunden später schon Richtung Montag geht) weiter. Zunächst wollten wir einen anderen Sandstrand aufsuchen, aber es war erkennbar, dass der Ankerplatz kein ruhiger ist (was die Bootsbewegungen im unruhigen Wasser angeht).

Deshalb weiter zur „Ilha do Frade“. Dort soll es einen sehr geschützten ruhigen Ankerplatz geben. Den haben wir auch gefunden. Ruhig liegen wir hier, doch umgibt uns noch etwas sonntäglicher Trubel. Der ist aber jetzt abgezogen und es könnte hier herrliche Stille herrschen, wenn nicht der Motor noch die Batterie laden müsste. Und damit sind wir schon im Tech-Eck.

Tech-Eck.

Dieselherd

Kurz nachdem wir Arrecife verlassen haben, hat der Dieselherd aufgehört zu funktionieren. Allem Anschein nach wieder die Dieselpumpe, die ihren Dienst eingestellt hat. Das kann doch nicht sein, die ist ja erst ein paar Wochen im Einsatz.

Ich zweifle zunehmend daran, dass es sich tatsächlich um ein Problem seitens des Dieselherdes oder der Pumpe handeln könnte. Es muss wohl am Diesel selbst liegen. Es ist keine Verunreinigung erkennbar, aber da reichen vielleicht kleinste Partikel aus. Und der Motor hatte ja auch Probleme, die, seitdem wir die Filter gewechselt haben und Diesel aus dem Haupttank in den Tagestank nur via Filter pumpen, beseitigt sind.

In Mindelo angekommen zerlege ich die Dieselpumpe. Es zeigt sich, dass sich dort klebriges Zeugs befindet. Beim Auseinandernehmen habe ich sorgfältig darauf geachtet, dass ich alle Teile so lege, dass ich diese wieder problemlos zusammenbauen kann. Aber wo kommt jetzt plötzlich das goldfarbene Plättchen her und wichtiger, wo gehört es hin.

Ich versuche Info bei Hersteller und Lieferanten einzuholen, um die Pumpe wieder sachgerecht zusammen zu bauen. Dabei erfahre ich, dass ein Zerlegen auf alle Fälle unterbleiben muss, da das Winkelteil von einem Computer so eingestellt wird, dass der Brenner mit exakt der richtigen Menge Diesel versorgt wird. Eine zerlegte Pumpe sollte auf keinen Fall zusammengebaut und wiederverwendet werden. Ich bin halt schon ein technisches Genie.

Also erneut eine Dieselpumpe bestellt und mit der Marina in Salvador abgeklärt, dass diese dahin geliefert werden kann und voraussichtlich vor uns da eintreffen wird. Geht klar.

Angekommen in Salvador nehmen wir die Pumpe in Empfang. Einbau geht mittlerweile problemlos von der Hand und der Herd funktioniert. Ein paar Tage lang. Dann stellt die Pumpe wiederum ihren Betrieb ein. Das gibt es doch nicht. Der Diesel ist doch 1a in Ordnung, oder irgendwie nicht?

Ganz zerlegen darf ich die Pumpe nicht. Aber ein Teil lässt sich entfernen und macht den „Kolben“ zugänglich. Dieser sitzt fest. Ich löse ihn, reinige den Bereich und baue wieder alles zusammen. Ohne das Teil zu verändern, welches man nicht verändern darf.

Geht weiterhin nicht. Ich stelle aber fest, dass ein Durchlass verstopft zu sein scheint. Mit Diesel-Additiv versuche ich die Reinigung und tatsächlich, der Durchlass wird frei. Funktioniert das Ganze jetzt?

Wir nehmen frisch gezapften Diesel aus einem der Kanister in eine Plastikflasche, verbinden diese mit der Dieselleitung und bauen die Dieselpumpe wieder ein. Und ja, der Herd funktioniert wieder. Seit nunmehr 3 Wochen problemlos. Er scheint nicht so heiß zu werden wie früher, das kann aber auch an unserer Erinnerung liegen. Insbesondere da wir zwischendurch mit einem Camping-Dieselkocher arbeiten. Und der macht richtig Hitze.

Wasserpumpe

Noch ist das Problem mit dem Dieselherd nicht gelöst, meldet sich die Frischwasserpumpe ab. „Fachgemäßes“ Zerlegen und Zusammenbauen führt leider nicht zum Erfolg. Aber hier haben wir glücklicherweise Ersatz.

Neue, fast baugleiche Pumpe eingebaut und schon läuft das Wasser wieder. Aber die Pumpe läuft immer etwas nach. Neue Pumpe schon defekt? Nein, nur der Skipper, etwas blind, bemerkt nicht, dass aus einer Stelle Wasser tropfenweise aus dem Wasserkreislauf entweicht. Direkt vor meiner Nase dauert es doch etwas, bis ich das realisiere und abdichte. Jetzt läuft das alles wieder 1a.

Kühlschrank:

Das war die Hiobsbotschaft an sich. Nach dem mal wieder fälligen Abtauen läuft das Aggregat/der Kühlkompressor nicht mehr an. Alle liebevollen Reparaturversuche bleiben erfolglos. Auch ein hinzugerufener Experte, der sich satte zwei Tage unter Einbeziehung eines Elektronikers damit befasst, erzielt kein Ergebnis.

Was nun. Es soll demnächst in kühlere Gefilde gehen, aber so ohne Kühlschrank? Auch wenn mein seglerisches Vorbild Wilfried Erdmann und viele andere zu dessen Zeit ohne unterwegs waren, wir hätten schon gerne einen.

In Brasilien lässt sich so ein Kühlkompressor nicht auftun. Abfragen bei mehreren Firmen entweder ohne Antwort oder ohne Kompressor. Also in Deutschland bestellen? Bleibt uns wohl keine andere Wahl, zumal der hier und eingebaut sein soll, bevor unser Besuch kommt. Und irgendwann müssen wir ja auch weiter, den die 90 Tage, die wir in Brasilien bleiben dürfen, dauern ja nicht ewig.

SVB hat so ein Teil und die können auch (dank unserem brasilianischen Segelfreund Chris) an uns hier in Brasilien liefern. Gespanntes Warten, etwas Verzögerung im Zoll, UPS hatte noch ein paar Rückfragen, die nicht einfach aber letztendlich erfolgreich beantwortet werden konnten. Nicht einfach ist die Kommunikation mit diesen Unternehmen heutzutage.

Mittlerweile auch eingebaut kühlt der Kompressor die Kühlbox wieder und wir sind, nachdem wir das reparierte Großsegel vom Segelmacher zurück bekommen haben, wieder startklar.

Leider ist der Kühlkompressor insbesondere durch die Einfuhrkosten nach Brasilien (SVB 1.245 Euro inkl. Versand, Brasilien Einfuhr 1.268 Euro) so teuer, dass wir unseren Ausflug nach Manaus zum Amazonasbesuch, der auch auf gut 2.000 Euro gekommen wäre, streichen müssen. Schade, insbesondere die Skipperin hat sich sehr darauf gefreut, aber kühlen ist wichtiger als Sightseeing.

Batterieladen:

Jetzt ist also alles wieder im grünen Bereich und wir können die Bucht hier wie oben erwähnt erkunden. Wie oben erwähnt läuft der Motor zum Laden der Batterie und das tut er immer noch. Das kam so.

Auf dem Weg hierher zur „Ilha do Frade“ zeigt der Batteriemonitor kein Laden der Batterie an, obwohl wir mangels Windes unter Motor unterwegs sind. Was ist da jetzt los. Ohne Strom der Lichtmaschine kommen wir nicht weit, Sonne und Wind können unseren Verbrauch nicht decken. Also schleunigst zurück zur Marina und an den Landstrom?

Erstmal Ursachenforschung. Auf in den Motorraum, Licht an und schauen, ob an der Lichtmaschine sich eine Leitung gelöst hat. Nein, alles in Ordnung.

Die Messung an der Batterie zeigt glücklicherweise, dass dort entgegen der Anzeige des Displays reichlich Strom fließt. Wird anscheinend nur vom Display nicht richtig angezeigt. Ein falsches Display ist ein kleineres Problem als eine leere Batterie. Also weiter zur „Ilha do Frade“. Aber Morgen dann zur Marina, den auf Dauer wollen wir schon wissen, wie der Ladezustand der Batterie ist.

Weitere Untersuchungen einschließlich Öffnen von Kabelkanälen (vielleicht ist das Kabel zum Display defekt) und Restart von Display und EM-Box führen zu keiner Änderung. Ich grüble so vor mich hin, da fällt mir ein, dass wir so ein ähnliches Problem doch schon mal hatten und lösen konnten, indem wir die EM-Box vom Strom getrennt hatten.

Die Suche in meinem E-Mail-Archiv ist erfolgreich. Damals hatte ich Philippi angeschrieben, dass das Display unverändert dieselben Werte anzeigt, egal wie hoch der Verbrauch ist und ob geladen wird, oder nicht. Gleiche Symptome. Damals hatte ich die EM-Box vom Strom getrennt und dann wieder angeschlossen und sodann hat alles wieder funktioniert.

Die Skipperin ist gerade am Kochen, aber es hilft nichts, das muss jetzt getestet werden. Mittlerweile ist es auch hier bereits dunkel (Sonnenuntergang 17:30). Also Taschenlampe an und Batterie abgeklemmt. Nichts geht mehr auf der Luna Mare, nur die Taschenlampe brennt. Batterie wieder anklemmen, das Boot erstrahlt im Licht und auch Skipperin und Skipper strahlen, denn der Fehler ist beseitigt und das Display zeigt wieder das an, was tatsächlich abgeht.

Wir müssen also nicht vorzeitig in die Marina, sondern können noch für ein paar Tage die Bucht erkunden.

Aber warum läuft der Motor jetzt noch, obwohl die Lichtmaschine den ganzen Weg über funktioniert hat und die Batterie doch weitestgehend geladen sein müsste?

Tja, der Skipper hatte da vor einiger Zeit eine wahrlich geniale Idee. Um im Motorraum ordentlich arbeiten zu können braucht man ordentlich Licht. Also ein paar Deckstrahler montiert. Da das Licht nur immer kurz für Arbeiten an sein muss, reichen konventionelle Leuchtmittel. Und so verbraucht die Festbeleuchtung 10 Ah.

Kein Problem, wäre da nicht der Skipper. Schon wieder vergessen, diese nach getaner Arbeit auszuschalten. Bei 10 Ah zusätzlichem Verbrauch (insgesamt dadurch rund 20 Ah) und einer Batterie mit 300 Ah Kapazität kann man sich auch als Laie vorstellen, dass da nach 6 Stunden Dauerleuchten einiges an Strom fehlt. Und der wird jetzt geräuschvoll geladen.

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