Das war: 7 Jahre 7 Meere

Am 27. April 2017 fuhren wir mit dem Zug und unseren letzten Habseligkeiten von Hessen aus nach Travemünde zu unserem neuen Zuhause: Luna Mare.

Seitdem leben wir von ein paar Wochen Landurlaub abgesehen ununterbrochen auf diesem 11.5 m langen und 3.5 m breiten Segelschiff. Es ist unser Zuhause geworden und auch heute noch fühlen wir uns auf ihr tatsächlich wie zuhause.

Es ist alles vorhanden, was wir benötigen. Es ist ein wenig wie ein Tiny-Haus. Hier haben wir allerdings noch einen 60 PS Dieselmotor, einen Wassermacher (Entsalzungsanlage) und eine Steuerung. Dies sowie das Rigg trifft man beim Tiny-Haus eher nicht an. Ansonsten ist es aber schon vergleichbar.

Und das wundervolle: Es ist beweglich. Man kann damit alle Kontinente erreichen und sich überall mit seinem eigenen Hausstand aufhalten. Bei uns waren es bisher 4. Und an jedem Platz ob hier in der Karibik, oder vor einem Gletscher Alaskas im eigenen Bett zu schlafen, in der eigenen Küche zu kochen, einfach in der gewohnten „häuslichen“ Umgebung zu sein ist schon etwas Besonderes für uns.

Wenn man auf Langstrecke unterwegs ist, ist man das 24/7. Das Boot segelt dank Windsteuerung oder Autopilot von allein. Häufig anstrengend, ja, aber ein wundervolles Erlebnis im Schneckentempo von einem zum anderen Kontinent unterwegs zu sein.

Hin und wieder sind wir auch in einer Marina. Was ebenfalls sehr schön sein kann, sofern es sich nicht um einen Arbeitsaufenthalt handelt.

Außerhalb ist man autark für viele Tage und Wochen. Hier ist zum wiederholten Male der Wassermacher hervorzuheben. Nahezu überall haben wir einfachen Zugriff auf hervorragendes Trinkwasser. Zudem haben wir ausreichend Stauraum für Lebensmittel. Wir können uns damit in der Tat für etliche Wochen an einsamsten Plätzen aufhalten.

Die längste Zeit, die wir autark auf einem in der Tat sehr einsamen Platz, nämlich dem Pazifik verbracht hatten, waren die 66 Tage, die wir von Panama nach Hawaii unterwegs waren.

Die 7 Jahre sind rum, endet damit also unser Abenteuer? Ein Kapitel ist klar zu Ende gegangen. Der Reiz des ewig neuen, die neuen Herausforderungen aber auch die großartigen Eindrücke von all den Plätzen, die wir auf eigenem Kiel erreicht haben.

Für uns war es bis vor kurzem noch unvorstellbar, dies alles zu erleben. Wir waren und sind Durchschnittsmenschen. Weitestgehend handelsüblicher Lebensweg, durchaus weit verbreitete Berufe (Krankenschwester, Betriebswirt).

Das macht die letzten 7 Jahre zu etwas Herausragenden, was sich so nicht wiederholen wird. Wir werden aber weiterhin unseren Lebensabend genießen, wie der auch immer im Detail gestaltet sein wird.

Zunächst verbringen wir noch mindestens 12 Monate in der Karibik. 2025 geht es dann vermutlich zurück nach Europa, dort haben wir Valencia als Ziel ins Auge gefasst.

Aber wie heißt es so schön:

Die Pläne der Segler sind in Sand geschrieben

St. Lucia

Nach rund 4 Wochen vor der wundervollen Insel Bequia geht es weiter Richtung Norden, nach St. Lucia.

Die Strecke ist mit 55 sm eine für hiesige Verhältnisse etwas längere, so dass guter Wind ausgesprochen hilfreich wäre. Und wir haben Glück. Breits für den 17. April wird Wind aus südöstlicher Richtung vorhergesagt, der uns im Gegensatz zum häufig aus nordöstlicher Richtung wehenden Wind gutes Segeln versprechen würde.

Und so kommt es auch. Wir gehen mit Sonnenaufgang um 5:30 Uhr Anker auf, um auch bei etwas langsamerer Fahrt noch vor Sonnenuntergang anzukommen. St. Vincent lassen wir links liegen und das ist gut so. Auf der Ostseite der Insel haben wir ohne Landabdeckung seitlichen Wind und darüber hinaus noch etwas Strömung mit uns.

So machen wir ordentlich Fahrt und erreichen nach einem angenehmen Segeltag St. Lucia und dort die Bucht Soufriere bereits um 15 Uhr. Ein hilfsbereiter Bootsjunge bietet uns seine Boje an. Die ist allerdings nah an Land zwischen kleinen Fischerbooten, so dass er uns per Heckleine an einem hinter uns liegenden Motorboot festmacht, damit wir mit den kleinen Motorbooten an unserer Seite nicht kollidieren. Macht jetzt keinen guten Eindruck, aber Morgen könnten wir eine freiwerdende Boje weiter draußen übernehmen.

Ankern ist hier etwas schwierig, da es bis nah ans Ufer ziemlich tief ist. Also verbleiben wir für die Nacht an der Boje, für die er 60 EC$ haben will. Ich meine gelesen zu haben, dass ein Park Ranger vorbeikommt und 54 EC$ pro Nacht kassiert. Er versichert uns aber, dass es sich um seine Boje handelt. Ok, wollen wir das mal so akzeptieren.

Durch die zeitige Ankunft kann ich noch Champions-League schauen, FC Bayern-Arsenal. Und danach gönnen wir uns einen gemütlichen Abend an Bord untermalt von Musik aus der nahen Strandbar. Die lässt aber im Laufe des Abends nach, so dass es eine geruhsame Nacht wird.

Unser eigentliches Ziel Rodney Bay liegt noch 15 sm weiter nördlich. Um ohne Stress im Hellen anzukommen haben wir die Soufriere Bay als Zwischenstopp eingeplant. Vielleicht ein paar Tage hier, bevor es weitergeht.

Am frühen Morgen dann ein „Hello“ verbunden mit Klopfen an Luna Mare. Der Bootsjunge schon zurück? Nein, es ist der Park Ranger. Wir können hier nicht liegen bleiben. Unsere Heckleine stellt eine Gefahr für andere dar, so wäre letzte Nacht bereits einer bei der Durchfahrt an dieser hängengeblieben. Außerdem wäre es illegal an dieser Boje zu liegen.

Ich verweise darauf, dass ich mich als ortsfremder auf die hiesigen verlassen muss, gehe aber nicht weiter auf das Thema ein. Wenn sie vermeiden wollten, dass Bootsjungen illegale Bojen zuweisen, würden sie sich vermutlich selbst darum kümmern. Anyway, wir sollen möglichst schnell zu einer anderen Boje wechseln.

Die Skipperin meint, wir könnten auch direkt zur Rodney Bay segeln, bzw. motoren, da durch die Landabdeckung kaum mit Wind zu rechnen ist. Auf Grund der gebirgigen Insel sind max. ständig wechselnde Fallwinde zu erwarten. Gute Idee. Einklarieren können wir auch in der Rodney Bay, das Dhingi ist eh noch an Deck verstaut und auch ansonsten gibt es hier außer den Blick auf die Pitons nichts, was es nicht auch in der Rodney Bay geben würde.

Also geht’s Anker auf und rund 3 Stunden später Anker runter in der Rodney Bay. Es ist nicht viel los, so fällt es uns leicht einen passenden Ankerplatz zu finden. Die nächsten Tage erkunden wir dann die nähere Umgebung.

In der Rodney Bay Marina gibt es ein allgemein zugängliches Dhingi-Dock. Es gibt auch noch ein zweites näher an den Einkaufsmöglichkeiten, welches aber keinen guten Eindruck auf uns macht. Und etwas Fußweg tut uns ja gut.

In der Marina gibt es zahlreiche Restaurants und ein paar kleinere Geschäfte sowie ein Waschsalon für unsere Wäsche. Passt schon mal. Da sich auch Zoll und Immigration in diesem Bereich befinden ist das Einklarieren ein Kinderspiel.

Ansonsten unterscheidet sich unser Leben hier nur marginal von dem der letzten Monate vor Carriacou und Bequia. Das Wasser ist hier etwas trüber als in den anderen beiden Buchten, hält mich aber nicht davon ab, morgens ein paar Runden um die Luna Mare zu schwimmen.

Der Strand direkt vor uns ist überwiegend von Hotelanlagen belegt, aber an der Seite gibt es einen Bereich inkl. Strandbar, der öffentlich ist. Zu den Supermärkten ist es ein paar Meter weiter, aber diese dafür mit etwas umfangreicheren Sortiment.

So werden wir hier wiederum ein paar Wochen verbringen, bevor es weiter nach Martinique gehen soll.

St. Vincent und die Grenadinen

Die 10 sm werden wir noch mittels eines Zwischenstopps vor Sandy Island in zwei Etappen aufteilen. Sandy Island ist ein kleiner, unbewohnter Inselstreifen aus einem langen Sandstrand und Palmen bestehend. Von einer Inselseite zur anderen sind es nur ein paar Meter.

Hier bleiben wir für eine Nacht. Ausklariert haben wir bereits in Carriacou, so dass es direkt die 6 sm zum nächsten Land weitergehen kann.

Anlaufpunkt ist Union Island. Beschützt von Korallenriffen liegt eine schöne Ankerbucht mit zahlreichen Mooringbojen. Man kann auch den eigenen Anker verwenden, wir möchten aber vermeiden, den Korallen Schaden zuzufügen.

Union Island hat ein besonderes Dinghy-Dock. Da der Schwell etwas ans Ufer setzt ist der Bereich von einer Mauer umgeben. Unter einer kleinen Brücke hindurch geht es in den Dinghy-Bereich von überschaubarer Größe. Wir finden aber stets einen guten Platz zum Festmachen.

Die Versorgung an Lebensmitteln ist überschaubar, aber wie an vielen Orten hier, finden wir am Ende alles, was wir wirklich benötigen. Was es in dem einen Supermarkt nicht gibt, gibt es halt in einem der beiden anderen. Und zahlreiche Obst- und Gemüsestände runden das Angebot ab.

Wir bleiben vier Nächte, bevor es zu den Tobago Cays weitergeht. Die sind bekannt für ihre Schönheit und als Schnorchel- und Tauchrevier sehr beliebt. Es handelt sich um ein Naturschutzgebiet, was zu entsprechenden Liegegebühren führt. Es gibt wiederum Mooringbojen, man kann aber auch seinen eigenen Anker verwenden. Kostet in beiden Fällen dasselbe.

Ich muss zugeben, das irritiert mich etwas. Als Naturschutzgebiet hätte ich gedacht, dass man Mooringbojen setzt, um den Meeresgrund zu schonen. Scheint aber abseits der zahlrechen Riffe, wo man auch mangels ausreichender Tiefe nicht ankern kann, kein Problem zu sein.

Wir sind hier bei weitem nicht alleine. Ein ständiges Kommen und Gehen, da die meisten vermutlich auf Grund der Liegegebühren nur ein oder zwei Nächte bleiben. Wir bleiben zwei und nutzen das sehr schöne, türkisene und glasklare Wasser für etwas Schwimmen und Schnorcheln. Es gibt Fische, Mantelrochen und Schildkröten zu bewundern.

Bequia

Unser nächstes Ziel ist Bequia. Eine zu St. Vincent und den Grenadinen gehörende Insel. Die Beschreibungen und Berichte, die wir lesen überzeugen uns und wir werden nicht enttäuscht.

Eine sehr große Bucht an der geschützten Westseite der Insel. Zahlreiche Boote sind zwar in der Bucht versammelt, aber gefühlt überschaubar. Wir entscheiden uns für einen Ankerplatz etwas außerhalb der eigentlichen Stadt, nahe an einem schönen langgezogenen Sandstrand.

Hier gibt es alles, was (unser) Segelherz begehrt. Den geschützten Ankerplatz. Zahlreiche Dinghy-Stege an denen man problemlos anlegen kann. Einen Müllentsorgungsmöglichkeit für Segler (ja, Müll ist auch für uns Segler ein Thema) und Versorgungsmöglichkeiten.

Das Preisniveau der Karibik entsprechend, also hoch. Das Ankern ist allerdings kostenlos, was uns mehr Spielraum für die täglichen Einkäufe bringt. Wir finden auch hier alles, was wir benötigen. Nach einigen Tagen entdecken wir „um’s Eck“ einen Supermarkt der etwas anderen Art.

Ein kleiner Laden „Doris Fresh Market“, der damit wirbt, Segler zu verproviantieren. Es gibt zahlreiche Kostbarkeiten, die wir in anderen Supermärkten nicht finden (Käsevariationen, Gewürze ohne Ende, Kräuter). Noch etwas teurer (ein Stück Brie kostet umgerechnet € 10). Da kommt man bei einem überschaubaren Einkauf schnell mal auf € 100. Soll aber wohl auf Grund der Inflation der letzten Jahre in Europa auch nicht wesentlich besser sein.

Tourismus ist unter uns Seglern, da wir uns ja nicht als Touristen betrachten, stets etwas verpönt. Ich finde zu Unrecht, sofern er wie hier in Maßen stattfindet.

Wie gesagt überschaubar. Einige kleinere Kreuzfahrtschiffe und größere Klassik-Segelboote liegen hier immer mal wieder vor Anker. Zahlreiche Engländer und US-Amerikaner verbringen hier den Winter in wundervoll gelegenen Ferienhäusern.

Das, so meine Vermutung, führt dazu, dass es einen schönen Sandstrand mit zahlreichen Strandbars gibt sowie einen Uferweg, den man von einer Seite der großen Ankerbucht bis zur anderen entlanglaufen kann. Teils sehr schmal am Ufer entlang, teils ein „Boardwalk“ und auch ein kleiner An- und Abstieg ist vorhanden, um über eine Klippe von einem zum anderen Strand zu kommen.

Alles in allem ist es hier sehr gut auszuhalten. Da die Bucht nach Westen offen ist können wir jeden Abend einen wundervollen Sonnenuntergang genießen. Leider verschwindet die Sonne ruckzuck am Horizont und die Dämmerung ist nur von kurzer Dauer. Aber schön.

So fällt es uns schwer an nächste Ziele zu denken. Bisher hatten wir, was den Wohlfühlfaktor anbelangt, eine gewisse Steigerung erfahren: Trinidad – Carriacou – Bequia. Mal sehen, was unser nächstes Ziel, St. Lucia, für uns auf Lager hat.

Carriacou

Am 3. Januar verlassen wir nach einem idyllischen Jahreswechsel, den wir vor der Insel Chacachacare verbracht haben, Trinidad mit Ziel Carriacou.

Laut Wetterbericht haben wir für die 110 sm, die vor uns liegen, passenden Wind. Ziemlich von vorne, aber nicht zu weit und mit gut 10 kn ausreichend viel. Wir starten gegen Mittag, so dass wir voraussichtlich am nächsten Tag wieder um die Mittagszeit herum ankommen würden.

Nochmal durch die Enge zwischen Trinidad und der Monos Island mit der etwas ungemütlichen Strömung. Danach geht es unter Segel Richtung Carriacou in die Nacht. Vor uns liegen ein paar Bohrinseln. Laut Seglerinfo gab es hier schon mal Piratenüberfälle. Die als gefährlich markierte Stelle sollte man nachts befahren, da die Piraten auf Grund ihrer einfachen Ausrüstung nur Tagsüber bei gutem Wetter unterwegs sein sollen.

Passt also und es geht durch die Nacht. Ohne Wach-Rhythmus und mit Landbeinen etwas anstrengend, aber problemlos machbar. Etwa 20 sm vor der Ankerbucht dreht der Wind allerdings etwas mehr in die Richtung, in die wir wollen. Da wir entlang der Ostküste von Grenada unterwegs sind und nicht näher an diese ranwollen, als wir momentan sind, „verzichten“ wir aufs Kreuzen und Starten den Motor.

Tyrell Bay

Unter Motor legen wir die restlichen Seemeilen zurück und erreichen um die Mittagszeit die Tyrell Bay. Hier treffen wir zum ersten Mal seit unserer diesmaligen Ankunft in der Karibik auf einen „typischen“ karibischen Ankerplatz. Zahlreiche Boote liegen vor Anker, oder an einer Muring-Boje. Das Wasser ist trotz der zahlreichen Boote türkisklar.

Wir versuchen einen für uns passenden Ankerplatz zu finden. Bei so vielen Booten nicht ganz einfach. Zudem ist die Seekarte mit eingezeichneten Untiefen etwas verwirrend. Wir können nicht so recht erkennen, wo die tatsächlich sein sollen, da überall Boote liegen. Doch überall tief genug?

Wir finden einen vermeintlich passenden Platz und setzen den Anker. Gefällt uns aber nicht, da zu nahe an anderen Booten. Also Anker auf, neuen Platz suchen, Anker setzen. Wieder suboptimal. Nächster Versuch.

Das sieht doch gut aus. Oder? Ein französischer Segler, der unsere Ankerversuche beobachtet hat, kommt per Dinghy vorbei und erklärt uns, dass das hier kein guter Platz wäre, da wir hier einem Tanker, der gelegentlich Treibstoff zur Insel bringt, im Weg sein würden. Er zeigt uns aber einen besseren Platz und eine Stelle, an der wir den Anker setzen sollen. Passt perfekt. Vielen Dank.

Carriacou

Laut Seglerinfo gibt es mehrere Dinghi-Docks. Zwei davon in einer Marina links und rechts der Bucht, zwei in der Nähe von Restaurants entlang des Ufers. Das passt gut. Es gibt ein paar Supermärkte mit überschaubarem Angebot und mit Budget Marine einen Schiffsausrüster. Sofern wir hier etwas an Lebensmitteln nicht finden, können wir mit dem Maxi-Bus nach Hillsborough fahren. Dort gibt es weitere Supermärkte. Keine riesig großen, aber nachdem wir alle aufgesucht haben, finden wir meistens auch alles, was wir brauchen.

Am Ankerplatz entlang des Ufers befinden sich einige Restaurants, ebenso zwei im Bereich der Carriacou Marina. Dort lässt es sich bei einem Sundowner immer mal wieder gut aushalten. Gelegentlich gibt es auch Live-Musik, natürlich insbesondere am Wochenende.

Außerdem feiert Grenada, zu dem Carriacou gehört, zurzeit den 50. Jahrestag seiner Unabhängigkeit (7. Februar) und natürlich Karneval. Alles hier und insbesondere in Hillsborough ist geschmückt und fein herausgemacht. Allerdings ist der Trubel überschaubar und der Karneval bei weitem nicht so intensiv wie auf den größeren Inseln.

Antifouling

Am 8. Februar geht es für uns bzw. Luna Mare an Land. Das Antifouling muss erneuert werden. Auch International Antifouling gibt es anscheinend überall nur regional, wohl wegen der unterschiedlichen Umweltbestimmungen was die Zusammensetzung der Farbe anbelangt. Also etwas kräftiger schleifen und zunächst zwei Lagen Primer auftragen, bevor wir drei Lagen Antifouling anbringen können.

Es läuft alles nach Plan und nach 6 Tagen geht es zurück ins karibische Wasser. Waren anstrengende sechs Tage, aber jetzt sieht Luna Mares Unterwasserschiff wieder gut aus. Hoffentlich hält das jetzt die nächsten 1 bis 2 Jahre.

Alltag

Die Tage vergehen wie im Fluge. Am Ankerplatz schwimme ich gelegentlich ein paar Runden um Luna Mare. Alle paar Tage geht es zum Einkaufen ans Ufer, oder nach Hillsborough. Nicht weit vom Ankerplatz befindet sich Paradise Beach. Wir nutzen den 20minütigen Spaziergang, um etwas in Bewegung zu bleiben. Genießen dort den schönen Sandstrand und ein kühles Getränk an der Strandbar.

Das Bordleben ist geprägt von lesen, spielen, kochen und essen. Alle paar Tage läuft der Wassermacher und versorgt uns mit Trinkwasser und einer Duschmöglichkeit. Tagsüber ist es mit über 30 Grad ordentlich warm, aber ein stetiger, teils mit 20 kn frischer Wind sorgen für ein angenehmes Klima. Der Wind macht die Abende und Nächte sehr angenehm.

Nunmehr nähern wir uns dem Monatsende, womit wir dann bereits zwei Monate hier vor Carriacou sein werden. Das Newtonsche Trägheitsgesetz ist bei uns wohl sehr ausgeprägt vorhanden. Anfang März soll es aber weiter gehen. Satte 10 sm bis zum nächsten Staat, St. Vincent und die Grenadinen. Union Island soll unser erster Stopp dort sein.

Trinidad – Unser Tor in die Karibik

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Nachdem wir Französisch-Guayana verlassen haben, geht es Ende November 2023 weiter nach Trinidad & Tobago. Eigentlich würden wir lieber Tobago anlaufen, da idyllischer, aber insbesondere der Auspuffkrümmer überzeugt uns davon nach Trinidad zu gehen. Trinidad ist bekannt für seine gute Infrastruktur, was Arbeiten am Boot anbelangt. Schließlich liegen hier etliche Boote während der Hurrikan-Saison, da T&T außerhalb des Hurrikan-Gebietes liegt.

Vielen Segler nutzen die Zeit, um Arbeiten am Boot zu erledigen bzw. erledigen zu lassen. Etliche stellen ihr Boot an Land, um nach Hause zu fliegen.

Für die vor uns liegenden 700 sm erwartet uns wieder passender Wind und auch die Strömung soll mit uns sein. Einziges Manko: zahlreiche Squalls ziehen mit plötzlich auffrischenden 20 bis 30 kn Wind und reichlich Regen durch. Der Regen ist noch angenehm, um das Salzwasser vom Boot zu spülen, oder zu duschen.

Für das Rigg ist es die schnelle Windänderung aber eine Belastung. Schon am zweiten Tag kommt die Genua heruntergerauscht. Der erste Blick beruhigt, das Segel scheint nicht gerissen zu sein. Ist an der Befestigung des Vorsegels am Genuafall etwas gerissen? Nein, auch nicht. Der Schäkel, mit dem das Segel dort befestigt ist, fehlt. Gebrochen, aufgegangen? Keine Ahnung.

Ich könnte auf den Mast klettern und mal schauen, wie es da oben am Befestigungsteil aussieht. Aber richtig Lust dazu habe ich nicht. Abgesehen davon, dass das Boot mächtig schaukelt, hätte ein kleineres Segel ohnehin den Vorteil, dass wir die Squalls leichter überstehen. Gut, hätte man auch vorher draufkommen können, ohne dass es erst zu einem Malheur kommen muss.

Also Sturmfock am Kutterstag dran und weiter geht’s. Jetzt etwas langsamer, aber es sind ja „nur“ noch gut 500 sm vor uns. Die schaffen wir auch mit gemütlichem Segeln, zumal es hier wettertechnisch im Normalfall keine negativen Überraschungen wie durchziehende Tiefdruckgebiete mit Sturm gibt.

Trinidad & Tobago

So erreichen wir ohne weitere besondere Vorkommnisse nach 6 Tagen und 680 sm Trinidad und gehen vor Chaguaramas an eine Boje. Ankern ginge auch, aber auf über 10 m Tiefe und etwas beengt, da die besten Stellen mit Muringbojen belegt sind. Diese machen aber einen guten Eindruck und sind, wie wir kurz darauf erfahren, mit TT$ 800 pro Monat (ca. € 110) noch erschwinglich.

Die Vorteile der Ankerbucht liegen auf der Hand. Direkter Zugang zu etlichen Marianas und deren Infrastruktur. Für ein paar Dollar können wir einen Monat lang das Dinghy-Dock, die Duschen und sonstiges der „Power-Boats-Marina“ nutzen. Auch Pakete kann man sich dahin schicken lassen. Bootsbedarfshandel ist fußläufig erreichbar und auch Schweißer, Segelmacher und was man sonst noch so brauchen könnte.

Die Nachteile aber auch. Die Bootsbetriebe ergänzt um Hafenanlagen zum Be-/Entladen von Frachtern sind nicht sonderlich idyllisch. Etliche Boote rauschen durchs Bojen Feld und sorgen für ein nahezu ständiges Schaukeln. Zwischendurch übernimmt das die Tide bei bestimmten Tidenstand.

Trotzdem lässt es sich gut aushalten. Mit dem Max-Taxi kommt man gut zu einem Supermarkt und wöchentlich geht es zum Wochenmarkt. Der wird unser Hauptversorgungspunkt, wo wir uns mit Gemüse, Obst, aber auch Fisch und Fleisch für die kommende Woche eindecken können.

So verbringen wir den Dezember bis über Weihnachten vor Chaguaramas. Nachdem alle notwendigen Arbeiten am Boot erledigt sind, sehen wir uns nach etwas gemütlicheren Ankerplätzen. So geht es über Sylvester vor die Insel Chacachacare. Hier gibt es endlich etwas karibisches Feeling bei türkisenem, klarem Wasser. Der Strand ist etwas klein geraten, tagesüber sind ein paar Ausflugsboote vor Ort, aber ansonsten wunderschön. Wir bleiben dort für ein paar Tage und entschließen uns zur Weiterfahrt nach Grenada bzw. zu der zu Grenada gehörenden Insel Carriacou. Sobald der Wind passt. Auf Grund des nördlichen Kurses ist dies bei vorherrschendem Nordostwind eher selten der Fall.

Aber laut Wettervorhersage soll es am 3. Januar bereits passen. Es liegen 110 sm vor uns, so dass wir nur eine Nacht unterwegs sein werden. Morgens um 8 Anker auf vor Chacachacare, zwei Stunden später sind wir wieder an einer Boje vor Chaguaramas. Per Dinghy zu „Customs and Immigration“ zum Ausklarieren, am Supermarkt noch die letzten Trinidad-Dollar ausgeben und bei Gerlinde und Sepp (SY-Vitamine) tschüss sagen.

So geht es gegen 11 Uhr weiter Richtung Carriacou.

Tech-Eck

Vorsegel

Für das Vorsegel benötigen wir nur einen neuen Schäkel zur Befestigung am Genuafall (das Tau, mit dem das Vorsegel am Vorstag hochgezogen wird). Das am Genuafall für das Vorsegel angebrachte Befestigungsteil selbst befindet sich aktuell oben, am Masttopp. Aber hier ist das Erklimmen des Mastes ein Kinderspiel. Das Teil nach unten holen, das Vorsegel anbringen und wieder hochziehen. Passt. Jetzt kann es wieder mit der Rollreffanlage um das Vorstag gewickelt werden. Fertig.

Am Vorsegel ist leider der UV-Schutz schon etwas ramponiert. Nicht wirklich UV-technisch problematisch, eher ein optisches Problem. Das Anbringen eines neuen UV-Schutzes wird uns für USD 1.200 angeboten. Das überschreitet aber aktuell unsere Möglichkeiten, den ein Stromgenerator erscheint uns dringlicher.

Auspuffkrümmer

Für den Auspuffkrümmer finden wir einen Schweißer zu vernünftigen Konditionen. Leider geht der erste Versuch schief, ein Leck bleibt. Nachbesserung führt aber dazu, dass er jetzt wieder dicht ist, aber für wie lange?

Stromgenerator

Damit wir den Motor wegen des Problems mit dem Auspuffkrümmer, aber auch wegen der höheren Kosten, nicht täglich zur Stromerzeugung laufen lassen müssen, entschließen wir uns dazu, einen Generator zu erwerben. Wir wissen zwar noch nicht, wie lange wir in der Karibik bleiben werden, aber wohl mindestens für 1,5 Jahre. Und da wir hier auch aus finanziellen Gründen statt in Marinas meist vor Anker, oder einer Muringboje liegen werden, ist Stromerzeugung ein Thema. Das geht (abgesehen Anschaffungspreis) deutlich günstiger mit einem Benzingenerator anstatt mit dem im Boot eingebaute 60 PS Dieselmotor.

Auch ein günstiges Angebot gefunden, doch funktioniert die Lieferung nicht. Pfiffig wie ich dachte, dass ich bin, habe ich einen Versanddienstleister in den USA ausfindig gemacht. Man lässt Pakete an dessen Adresse liefern und die sind dann in der Lage, diese weltweit zu versenden. Eigentlich.

Das ergibt dann per Definition die Möglichkeit, bei Amazon USA einen günstigen und laut Test für gut befundenen Stromgenerator zu bestellen. Lieferung zum Versanddienstleister kostenlos. Dieser Teil funktioniert auch reibungslos.

Nachdem ich dann den Versand nach Trinidad beauftrage, kommt die Mitteilung, dass es sich ja um eine freistehende Batterie handeln würde und eine solche nicht per Luftfracht verschickt werden kann. Explosionsgefahr.

Ich habe dann verzweifelt versucht die darüber zu informieren, dass eine Benzingenerator weder eine Batterie ist noch eine eingebaut hat. Da dieser bei der Lieferung weder Öl noch Benzin mitführt, kann es sich also nicht um Gefahrgut handeln. Wird mir dann auch so von Fedex und einem Generatorhersteller bestätigt.

Aber der Versanddienstleister besteht darauf, dass es sich um eine freistehende Batterie handelt. Die haben sogar das Paket geöffnet, aber wohl keinen Mitarbeiter zugegen, der einen Generator von einer Batterie unterscheiden kann.

Also bleibt uns nichts anderes übrig, als das Gerät abzuschreiben. Glücklicherweise haben wir Segelfreunde in den USA. Ich biete David an, dass Gerät bei Bedarf selbst zu verwenden oder zu verschenken. Er meint aber, er würde es für uns über ebay etc. verkaufen. So kommen in der Tat noch ein paar Dollar rein.

Allerdings ist der Differenzpreis zum Honda-Generator, dem einzigen, den es auf Trinidad gibt, doch gehörig. Aber da müssen wir jetzt durch.

Ach ja, Planetexpress.com, wie der Versanddienstleister heißt, hat dann doch noch bemerkt, dass ein Generator keine Batterie ist. Allerdings erst nachdem der Generator schon in Phoenix/Arizona war und ich eine entsprechende Bewertung abgegeben habe. Die Kosten für den Transport des Generators zu David wurden dann aus Kulanz erstattet. Auch eine nächste Lieferung würde man kostenlos übernehmen, da habe ich aber keinen Bedarf mehr.

Französisch-Guyana

Bereits nach 9 Tagen und 1330 sm erreichen wir Französisch-Guyana und setzen vor den Iles de Salut, genauer vor der Ile Royale, Anker. Eine beträchtliche Strömung hat uns vorangetrieben, so dass wir zeitweise genau so schnell wie der Wind unterwegs waren. Und das bei einer Windgeschwindigkeit von 6,5 kn, bei der wir sonst nur vor uns hindümpeln würden. Insgesamt ein tolles Segelerlebnis.

Die Ile Royale hat insbesondere die Verwaltung der durch das Buch und den Film „Papillon“ bekannt gewordenen Gefängnis-Inselgruppe beherbergt. Darüber hinaus das Hospital, einen Todestrakt und einen Friedhof. Die Gefängniszellen haben sich überwiegend auf der Insel Saint-Joseph befunden.

Abgesehen davon sind die Inseln landschaftlich sehr schön, wovon wir uns bei einem kurzen Spaziergang zum „Gipfel“ überzeugen können. Dort befindet sich ein Hotel mit Restaurant, welches aber nach 16 Uhr, also nachdem alle Touristen die Insel verlassen haben, geschlossen ist.

Nach einer Nacht verholen wir uns in den Fluss Kourou vor die gleichnamige Stadt. Hier kann man gut vor einem Ponton ankern. Die Strömung des Flusses ändert laufend die Richtung in der Luna Mare liegt, der Anker hält aber sehr gut.

Am Ponton liegen ein paar Boote, einige dort wie auch etliche vor Anker wohl schon seit geraumer Zeit. Ein deutscher Segler, der uns bei der Wahl des Ankerplatzes großartig geholfen hat, ist dort schon seit drei Jahren. Das muss man mögen, den der Fluss hat logischerweise auf Grund der Sedimente eine sehr trübe Erscheinung.

Über den Ponton kann man jedoch gut mit dem Dinghi anlanden. Bis zum Waschsalon und Supermarkt ist es allerdings ein ordentlicher Weg, der insbesondere auf Grund der hohen Temperaturen etwas beschwerlich ist.

Insgesamt macht das ganze Ambiente insbesondere auf mich keinen prickelnden Eindruck. Das dreckige Flusswasser, die Hitze, die weiten Laufwege durch einen netten, aber nicht besonders schönen Ort und die Karibik mit den schönen Sandstränden und dem klaren Wasser im Sinn.

So geht es bereits nach 2 Tagen zurück zur Ile Royal. Auf dem Weg dahin nehmen wir Abstand von weiteren Plänen. Den Maroni-Fluss entlang in den Regenwald zu fahren ist zwar sicherlich beeindruckend, aber da der Auspuffkrümmer leckt und wir vermuten, dass es auch nicht spannender ist als wir es am Gambia-River erlebt haben, wollen wir nach einer Nacht vor der Ile Royal ankern weiter nach Trinidad.

Dort soll es eine gute Infrastruktur geben, was Bootsreparaturen anbelangt und es wäre für uns das Tor in die Karibik.

Also heißt es bereits nach nur 4 Tagen Französisch-Guyana „Anker auf“ mit Ziel Trinidad. Gegen 10 Uhr verlassen wir den Ankerplatz und erhalten kurz danach einen Funkanruf von der französischen Marine. Wir sollen doch bitte den Bereich zwischen den Inseln und dem Festland, in dem wir uns momentan befinden, bis 12 Uhr verlassen.

Wieso dass den? Ok, wir haben nicht einklariert, da das uns bekannte Zoll Büro bei zwei Anläufen stets geschlossen war. Aber schon irgendwie komisch. Egal, uns wird bestätigt, dass wir Kurs und Geschwindigkeit beibehalten können. Also auf geht’s.

Einige Stunden später erneut ein Anruf durch die französische Marine. Wir sollen bis 17 Uhr außerhalb eines Sperrbezirkes sein. Er spricht von einem Start auf dem Weltraumbahnhof. Wir sind aber zu dem Zeitpunkt bereits am Rande des Sperrgebietes, so dass es wiederum heißt „Kurs und Geschwindigkeit bitte beibehalten“.

Neugierig gehen unsere Blicke Richtung Weltraumbahnhof. Aber über die nächsten Stunden ist nichts zu sehen. Später erfahren wir, dass es sich um einen „Ariane 6 full stage engine hot-fire test“ handelt. Wer mag kann sich hier ein etwas längeres Video hierzu ansehen: (16) Ariane 6 full stage engine hot-fire test – YouTube.

So ziehen wir weiter unsere Bahn für die vor uns liegenden knapp 700 sm bis Trinidad.

Auf dem Weg in die EU

Vorgestern (Freitag) um 6 Uhr haben wir unseren Ankerplatz vor der Marina Jacaré Village verlassen mit Ziel Französisch-Guyana.

Wind und Strömung halten, was sie versprechen, und sind mit uns. Dadurch haben wir bereits 330 sm von insgesamt 1.325 im Kielwasser und somit „nur“ noch knapp 1.000 sm vor uns. Letzte Nacht war es bei Windstärke 6 etwas ruppig im Boot, jetzt bei um die 10 kn scheinbarer Wind ist es angenehmes Segeln. Leichtes schaukeln, aber ohne geht es eh nicht. Manchmal nicht mal am Ankerplatz.

Wobei der Ankerplatz vor Jacaré ein sehr ruhiger und angenehmer war. Kleinere Fährschiffe (Boote für rund 10 Personen mit Außenborder) pendeln am Ankerplatz vorbei und speziell am Wochenende sind auch Motorboote und Jetski unterwegs. Aber alles im erträglichen Rahmen.

Die Marina selbst wird von Nicolas geführt, der sehr freundlich und hilfsbereit ist. Eine nette Atmosphäre herrscht dort und man kann als Ankerlieger für 300 Reais pro Woche die Marina-Infrastruktur mitbenutzen. Duschen sind ok. Es gibt ein kleines Restaurant und eine Wäscherei sowie eine relativ umfangreiche Bücherei zum Buchtausch.

Diesel kann man sich an den Steg liefern lassen, oder als Ankerlieger direkt ans Boot. Kostet dann allerdings 25% mehr als an der Tankstelle, die rund 30 Minuten entfernt ist (zu Fuß). Es gibt auch eine Tankstelle in der Marina nebenan, die kostet allerdings auch knapp 20% mehr als die Tankstelle und man muss die Kanister selbst schleppen, da sich diese an Land befindet. Wird im Wesentlichen von den örtlichen Motorbooten genutzt, die zum Zwecke des Tankens auf einen Anhänger verladen und per Traktor die paar Hundert Meter zur Tankstelle transportiert werden.

Mit Uber sind die Supermärkte einfach und günstig erreichbar. Alles in allem also ein positiver Aufenthalt dort.

Jetzt gilt es aber Abschied zu nehmen von Brasilien. Ein ordentlicher Umweg, um via Französisch-Guyana in die Karibik zu gelangen, hat sich aber gelohnt und hat ja wie erwähnt die Option eröffnet gen Süden nach Patagonien zu segeln. Wenn man das möchte.

Jetzt geht der Blick wieder Richtung Norden. In 3-4 Tagen überqueren wir zum 2. Mal (auf eigenem Kiel) den Äquator. Wir sind neugierig auf Französisch-Guyana. Kourou mit Startplatz für die Ariane-Raketen soll einen Besuch wert sein, dann kann man die Flüsse entlang tief in den Regenwald fahren und auf Höhe Kourou liegen ein paar Meilen vor der Küste die Gefängnis-Inseln „Iles Du Salut“ was wohl so viel wie „Die Inseln des Abschieds“ heißt.

Und für die Gefangenen, die dahin deportiert wurden, war es meist ein Abschied vom Leben. Es gibt auch einen berühmten Film über einen Insassen der Insel. Der Titel ist in der Bildbeschreibung „versteckt“.

Unter „Schmetterling“ zu den „Iles Du Salut“.

Auf dem Weg in die Karibik

Um kurz nach Mitternacht von gestern auf heute haben wir Cabedelo nach endlosen Motorstunden von Salvador ausgehend erreicht.

Motoren ist nicht das, was man mit einem Segelboot gerne tut. Es ging aber insgesamt besser voran als befürchtet. Ich hatte damit gerechnet, dass wir nur mit so 3 kn vorankommen und damit gut 6 Tage (150 Stunden) brauchen würden. Der Wind (der hier üblicherweise aus Nordost kommt) war aber wie vorhergesagt relativ schwach und die Strömung hat es wohl auch gut mit uns gemeint.

Zwischendurch hat der Wind sich sogar etwas gedreht, so dass wir für ein paar Stunden segeln konnten. Aber > 90 % liefen unter Motor. Insgesamt haben wir dann 110 h benötigt. Nervig mit Motor, aber die Aussicht, dass es ab jetzt (hoffentlich) schönes Segeln für die nächsten 2.000 sm bis Trinidad geben wird hellt die Stimmung auf.

Spannende Anfahrt dann die 8 sm von der Flussmündung des Rio Paraiba bis zum Ankerplatz vor der Marina Jacaré Village. Wir tun uns zugegebenermaßen schwer, die Auswirkung von Tidenstrom, Fluss Strömung und Wind im Detail zu bewerten. Lief aber alles abgesehen von etwas stärkeren Schaukeln kurz vor der Flussmündung ruhig und problemlos.

Quo vadis?

Vor einem Jahr haben wir darüber sinniert, wohin unsere Reise gehen soll. Es gab 3 Optionen:

  • Karibik und zurück nach Arrecife.
  • Karibik und durch den Panamakanal in den Pazifik.
  • Nach Südamerika über den Beagle-Kanal in den Pazifik.

Als Ziel dafür hat sich Cabedelo herauskristallisiert, da sich da die Strömung in Nord und Süd teilt und auch die vorherrschende Windrichtung für die jeweilig Richtung passend ist. Da wir immer mehr zum Beagle-Kanal tendierten, sind wir statt Cabedelo Salvador angelaufen.

Jetzt haben wir uns aber unter anderem aus technischen Gründen (siehe Tech-Eck) für die Variante Karibik entschieden. Das Dumme an der Planänderung: wir mussten entsprechend die 455 sm gegen Wind und Strömung Richtung Norden, bevor wir ab Cabedelo voraussichtlich schönes Segeln Richtung Karibik haben müssten.

Also kurz gefasst: Statt Plan A wie Abenteuer jetzt Plan B wie Baradies. Und dann schauen wir mal, wann und wohin es weitergehen wird.

Schönes Salvador

Salvador war aber auf alle Fälle einen Besucht wert. Die Stadt (also die paar Stellen die wir besucht haben) hat uns sehr gut gefallen und die „Baia de todos os Santos“ ist ein in der Tat schönes Segelrevier.

Wir waren in der Marina „Terminal Túristico Náutico“. Diese hat mit Dominique einen ausgesprochen freundlichen und hilfsbereiten Marinero. Er kommt aus der Nähe von Roscoff und lebt mittlerweile schon seit 38 Jahren in Brasilien und ist seit über 5 Jahren für die Marina verantwortlich.

Der Liegeplatz ist ok, hat allerdings etwas Schwell und insbesondere am Wochenende einigen Trubel um einen herum, da sich dort eben das „Terminal Túristico Náutico“ befindet, von dem aus zahlreiche Fähren und an den Wochenenden Ausflugsboote zu den Inseln ablegen. Der Liegeplatz kostete aktuell € 0,44 (2,30 Reais) pro Fuß und Tag inkl. Strom. Wasser kostet in paar Reais extra.

Direkt neben der Marina ist seit kurzem übrigens ein zentrales Büro für das Ein- und Ausklarieren. Es müssen dadurch nicht Policia Féderal, Receita Féderal und Capitaneria einzeln angelaufen werden, da sich dort alle 3 unter einem Dach befinden. Scheint ein einzigartiger Service in Brasilien zu sein und man erhofft sich mehr Besucher für die Region. Wir waren die einzigen, die in der Marina auf dem Boot gelebt haben. Ansonsten Einheimische mit ihren Freitzeitbooten hälftig Motor- und Segelboote.

Jetzt aber zunächst Cabedelo. Wird vermutlich nur ein kurzer Zwischenstopp bis zur Weiterfahrt nach Französisch-Guyana (1.330 sm, 2.460 km). Laut aktuellem Wetterbericht passt der Wind bereits für die nächsten Tag zur Weiterfahrt. Aber jetzt schauen wir erstmal, ob Cabedelo zu einem längeren Verweilen einlädt. 30 Tage bleiben uns noch von den 90, die wir uns in Brasilien aufhalten dürfen.

Tech-Eck:

Wir hatten wundervollen Besuch hier, mit dem wir zu ein paar Ankerplätzen in der Baia gesegelt sind. Mangels Winds häufig unter Motor. Plötzlich kommt aus dem Auspuff kein Kühlwasser mehr, nur schwarzer Rauch. Dieser kommt auch aus dem Motorraum.

Also Motor aus. Kein Wasser bedeutet im Normalfall, dass das Seeventil mit dem das Seewasser zur Motorkühlung fließt (bzw. um präzise zu sein zur Kühlung des Kühlwassers des primären Kühlkreislaufes) verstopft ist.

Also tauchen und ja, ist zu. Den dichten Bewuchs entfernen, schon fliest wieder Kühlwasser dahin, wo es soll.

Allerdings dürfte es bei einer solchen Situation zu keiner massiven Rauchbildung im Motorraum kommen. Was mir allerdings schnell auffällt ist, dass der Auspuffkrümmer etwas beweglich ist. Ich unterlasse es kräftiger daran zu rütteln und wir entscheiden uns für die Marina statt der idyllischen Ankerbucht. Und bis dahin soll ja alles halten.

Tut es auch und wir erreichen unseren Liegeplatz. Die genauere Überprüfung des Krümmers zeigt, dass die Schweißnaht an der Befestigung zum Motorblock gebrochen ist. Glücklicherweise hat der Marinero Dominique einen Schweißer für uns zur Hand. Der erneuert die Schweißnaht und baut den Krümmer wieder ein. Für wie lange wird er jetzt halten?

Der Krümmer ist nicht der, der bei unserem Motor standardmäßig dabei ist. Da in unserem Langkieler der Motor ziemlich tief sitzt hat die Werft einen schweißen lassen, der höher ist als das Original und dadurch sicherstellen soll, dass kein Seewasser aus dem Kühlkreislauf über den Auspuff zurück in den Motor kommt und diesen dabei zerstören würde.

Leider ist dieser Krümmer von Beginn an immer wieder ein Problem. In Arrecife hatten wir ihn dann nach unserer Pazifiktour erneuern lassen, da der von der Werft eingebaute nicht nur Probleme an den Schweißnähten, sondern auch feine Haarrisse im übrigen Metall hatte.

Der neue Krümmer machte einen sehr guten Eindruck und bis zur letzten Überprüfung schien auch alles in Ordnung. Ich vermute, dass durch das ausbleibende Seewasser die Temperatur an der Stelle der Motorbefestigung so stark angestiegen ist, dass die Schweißnaht geplatzt ist. Aber wie der eine oder andere vielleicht weiß, ich komme nicht direkt aus einem technischen Umfeld.

Problem ist aber, dass es in Patagonien und dort insbesondere im Beagle-Kanal Unmengen von Kelp gibt, welches schnell mal den Seewasserzufluss verstopfen kann. Sollte dann der Krümmer wieder die Biege machen ist ein weiteres Motoren ausgeschlossen. In einer Gegend, wo sich 50 kn Wind aus der Richtung in die wir wollen mit Flauten abwechseln, ist der Motor aber essentiell. Alleine schon für die Ankermanöver in den engen Buchten, die einen vor Unwetter schützen sollen.

Aber dann kein Schweißer innerhalb von etlichen 100 km zur Hand. Da bleibt die Wahl bei Sturmböen zu segeln und zu havarieren, oder sich gleich abbergen zu lassen, wobei diese Hilfe auch nicht um die Ecke auf uns warten würde.

Ein Seegebiet, dass ohnehin schon die Grenzen unserer Fähigkeiten ausloten würde angereichert mit einem solchen krummen Problem wollen wir uns nicht antun. Warum auch? Wäre natürlich eine phantastische Reise durch diese immens urwüchsige Gegend. Aber ggf. für den Preis?

Also wie gesagt Plan B. Und dann schauen wir mal.

Wir in Brasilien

Schon wieder ein Monat vergangen, seit wir Südamerika erreicht haben. Und bis auf wenige Tage haben wir diese in der Marina „Terminal Náutico“ verbracht. Warum? Siehe im (mal wieder leider sehr umfangreichen) Tech-Eck.

Sind es jetzt in der Tat die technischen Probleme, die uns davon abhalten die Ankerbuchten in der für so etwas prädestinierten „Baia de todos os Santos“ zu erkunden, oder weil es uns einfach gefällt in einer Marina rumzuhängen?

Wahrscheinlich 50:50. Denn nachdem die Probleme beseitigt waren, sind wir vor drei Tagen aufgebrochen, um schöne Spots zu finden, die wir unserem Besuch zeigen können. Die kommen am Freitag, worauf wir uns schon sehr freuen.

Salvador selbst gefällt uns auf seine Art sehr gut. Es gibt die Altstadt (Pelourinho heißt der Stadtteil) oben auf der Anhöhe, mit dem Aufzug „Elevador Lacerdo“ für 0,15 Real (0,03 Eurocent) pro Person und Fahrt erreichbar. Wirklich schöne Gebäude mit vielen überwiegend touristischen Läden. Dies scheint für Brasilianer ein beliebtes Ziel zu sein. Und bei YouTube-Videos über Salvador findet man fast ausschließlich nur welche über diesen Stadtteil.

Auch sehr beliebt ist der Stadtteil „Rio Vermelho“ im Süden von Salvador. Dort gibt es eine Art Fressgasse mit zahlreichen Restaurants und einen Platz für Veranstaltungen. Wir waren dort bei einem Musikevent im Rahmen des zweiwöchigen Frühlingsfestes. Hier hat mit Herbstbeginn auf der Nordhalbkugel der Frühling Einzug gehalten.

Warm ist es hier ohne Ende, weshalb wir rechtzeitig bevor der Sommer beginnt, weiter im Süden sein wollen. Wenn alles planmäßig läuft, verbringen wir den Sommer im Beagle-Kanal. Da ist der Sommer dann ungefähr so kalt wie der Winter in Deutschland (meist wohl so um die 10 ͦC). Wir hatten jetzt aber auch lange genug Sommer.

Seit drei Tagen sind wir jetzt etwas unterwegs. Die ersten beiden Nächte vor einem kleinen Wasserfall (Cascade) auf der Westseite der Insel Matarandiba. Hier herrscht eine nahzu absolute Stille. Tagsüber gelegentlich ein kleines Fischerboot, oder andere Besucher des kleinen Strandes mit angeschlossenem Wasserfall. Dieser führt im Sommer nur wenig bis kein Wasser. Aktuell reicht das Rinnsal aus, um sich nach einem Bade-/Strandaufenthalt zu entsalzen/entsanden.

Gestern dann weiter zur „Salinas de Margarida“. Ein gut besuchter Strand erwartet uns da und, da es Samstag, also Wochenende ist, auch Musik. Diese begleitet uns bis ca. 3 Uhr durch die Nacht. Was ein Unterschied zu den beiden Nächten davor. Auch liegt hier Luna Mare bei weitem nicht so ruhig wie vor dem Wasserfall.

Deshalb ging es heute (hier ist es jetzt Sonntagabend, während es bei Euch 5 Stunden später schon Richtung Montag geht) weiter. Zunächst wollten wir einen anderen Sandstrand aufsuchen, aber es war erkennbar, dass der Ankerplatz kein ruhiger ist (was die Bootsbewegungen im unruhigen Wasser angeht).

Deshalb weiter zur „Ilha do Frade“. Dort soll es einen sehr geschützten ruhigen Ankerplatz geben. Den haben wir auch gefunden. Ruhig liegen wir hier, doch umgibt uns noch etwas sonntäglicher Trubel. Der ist aber jetzt abgezogen und es könnte hier herrliche Stille herrschen, wenn nicht der Motor noch die Batterie laden müsste. Und damit sind wir schon im Tech-Eck.

Tech-Eck.

Dieselherd

Kurz nachdem wir Arrecife verlassen haben, hat der Dieselherd aufgehört zu funktionieren. Allem Anschein nach wieder die Dieselpumpe, die ihren Dienst eingestellt hat. Das kann doch nicht sein, die ist ja erst ein paar Wochen im Einsatz.

Ich zweifle zunehmend daran, dass es sich tatsächlich um ein Problem seitens des Dieselherdes oder der Pumpe handeln könnte. Es muss wohl am Diesel selbst liegen. Es ist keine Verunreinigung erkennbar, aber da reichen vielleicht kleinste Partikel aus. Und der Motor hatte ja auch Probleme, die, seitdem wir die Filter gewechselt haben und Diesel aus dem Haupttank in den Tagestank nur via Filter pumpen, beseitigt sind.

In Mindelo angekommen zerlege ich die Dieselpumpe. Es zeigt sich, dass sich dort klebriges Zeugs befindet. Beim Auseinandernehmen habe ich sorgfältig darauf geachtet, dass ich alle Teile so lege, dass ich diese wieder problemlos zusammenbauen kann. Aber wo kommt jetzt plötzlich das goldfarbene Plättchen her und wichtiger, wo gehört es hin.

Ich versuche Info bei Hersteller und Lieferanten einzuholen, um die Pumpe wieder sachgerecht zusammen zu bauen. Dabei erfahre ich, dass ein Zerlegen auf alle Fälle unterbleiben muss, da das Winkelteil von einem Computer so eingestellt wird, dass der Brenner mit exakt der richtigen Menge Diesel versorgt wird. Eine zerlegte Pumpe sollte auf keinen Fall zusammengebaut und wiederverwendet werden. Ich bin halt schon ein technisches Genie.

Also erneut eine Dieselpumpe bestellt und mit der Marina in Salvador abgeklärt, dass diese dahin geliefert werden kann und voraussichtlich vor uns da eintreffen wird. Geht klar.

Angekommen in Salvador nehmen wir die Pumpe in Empfang. Einbau geht mittlerweile problemlos von der Hand und der Herd funktioniert. Ein paar Tage lang. Dann stellt die Pumpe wiederum ihren Betrieb ein. Das gibt es doch nicht. Der Diesel ist doch 1a in Ordnung, oder irgendwie nicht?

Ganz zerlegen darf ich die Pumpe nicht. Aber ein Teil lässt sich entfernen und macht den „Kolben“ zugänglich. Dieser sitzt fest. Ich löse ihn, reinige den Bereich und baue wieder alles zusammen. Ohne das Teil zu verändern, welches man nicht verändern darf.

Geht weiterhin nicht. Ich stelle aber fest, dass ein Durchlass verstopft zu sein scheint. Mit Diesel-Additiv versuche ich die Reinigung und tatsächlich, der Durchlass wird frei. Funktioniert das Ganze jetzt?

Wir nehmen frisch gezapften Diesel aus einem der Kanister in eine Plastikflasche, verbinden diese mit der Dieselleitung und bauen die Dieselpumpe wieder ein. Und ja, der Herd funktioniert wieder. Seit nunmehr 3 Wochen problemlos. Er scheint nicht so heiß zu werden wie früher, das kann aber auch an unserer Erinnerung liegen. Insbesondere da wir zwischendurch mit einem Camping-Dieselkocher arbeiten. Und der macht richtig Hitze.

Wasserpumpe

Noch ist das Problem mit dem Dieselherd nicht gelöst, meldet sich die Frischwasserpumpe ab. „Fachgemäßes“ Zerlegen und Zusammenbauen führt leider nicht zum Erfolg. Aber hier haben wir glücklicherweise Ersatz.

Neue, fast baugleiche Pumpe eingebaut und schon läuft das Wasser wieder. Aber die Pumpe läuft immer etwas nach. Neue Pumpe schon defekt? Nein, nur der Skipper, etwas blind, bemerkt nicht, dass aus einer Stelle Wasser tropfenweise aus dem Wasserkreislauf entweicht. Direkt vor meiner Nase dauert es doch etwas, bis ich das realisiere und abdichte. Jetzt läuft das alles wieder 1a.

Kühlschrank:

Das war die Hiobsbotschaft an sich. Nach dem mal wieder fälligen Abtauen läuft das Aggregat/der Kühlkompressor nicht mehr an. Alle liebevollen Reparaturversuche bleiben erfolglos. Auch ein hinzugerufener Experte, der sich satte zwei Tage unter Einbeziehung eines Elektronikers damit befasst, erzielt kein Ergebnis.

Was nun. Es soll demnächst in kühlere Gefilde gehen, aber so ohne Kühlschrank? Auch wenn mein seglerisches Vorbild Wilfried Erdmann und viele andere zu dessen Zeit ohne unterwegs waren, wir hätten schon gerne einen.

In Brasilien lässt sich so ein Kühlkompressor nicht auftun. Abfragen bei mehreren Firmen entweder ohne Antwort oder ohne Kompressor. Also in Deutschland bestellen? Bleibt uns wohl keine andere Wahl, zumal der hier und eingebaut sein soll, bevor unser Besuch kommt. Und irgendwann müssen wir ja auch weiter, den die 90 Tage, die wir in Brasilien bleiben dürfen, dauern ja nicht ewig.

SVB hat so ein Teil und die können auch (dank unserem brasilianischen Segelfreund Chris) an uns hier in Brasilien liefern. Gespanntes Warten, etwas Verzögerung im Zoll, UPS hatte noch ein paar Rückfragen, die nicht einfach aber letztendlich erfolgreich beantwortet werden konnten. Nicht einfach ist die Kommunikation mit diesen Unternehmen heutzutage.

Mittlerweile auch eingebaut kühlt der Kompressor die Kühlbox wieder und wir sind, nachdem wir das reparierte Großsegel vom Segelmacher zurück bekommen haben, wieder startklar.

Leider ist der Kühlkompressor insbesondere durch die Einfuhrkosten nach Brasilien (SVB 1.245 Euro inkl. Versand, Brasilien Einfuhr 1.268 Euro) so teuer, dass wir unseren Ausflug nach Manaus zum Amazonasbesuch, der auch auf gut 2.000 Euro gekommen wäre, streichen müssen. Schade, insbesondere die Skipperin hat sich sehr darauf gefreut, aber kühlen ist wichtiger als Sightseeing.

Batterieladen:

Jetzt ist also alles wieder im grünen Bereich und wir können die Bucht hier wie oben erwähnt erkunden. Wie oben erwähnt läuft der Motor zum Laden der Batterie und das tut er immer noch. Das kam so.

Auf dem Weg hierher zur „Ilha do Frade“ zeigt der Batteriemonitor kein Laden der Batterie an, obwohl wir mangels Windes unter Motor unterwegs sind. Was ist da jetzt los. Ohne Strom der Lichtmaschine kommen wir nicht weit, Sonne und Wind können unseren Verbrauch nicht decken. Also schleunigst zurück zur Marina und an den Landstrom?

Erstmal Ursachenforschung. Auf in den Motorraum, Licht an und schauen, ob an der Lichtmaschine sich eine Leitung gelöst hat. Nein, alles in Ordnung.

Die Messung an der Batterie zeigt glücklicherweise, dass dort entgegen der Anzeige des Displays reichlich Strom fließt. Wird anscheinend nur vom Display nicht richtig angezeigt. Ein falsches Display ist ein kleineres Problem als eine leere Batterie. Also weiter zur „Ilha do Frade“. Aber Morgen dann zur Marina, den auf Dauer wollen wir schon wissen, wie der Ladezustand der Batterie ist.

Weitere Untersuchungen einschließlich Öffnen von Kabelkanälen (vielleicht ist das Kabel zum Display defekt) und Restart von Display und EM-Box führen zu keiner Änderung. Ich grüble so vor mich hin, da fällt mir ein, dass wir so ein ähnliches Problem doch schon mal hatten und lösen konnten, indem wir die EM-Box vom Strom getrennt hatten.

Die Suche in meinem E-Mail-Archiv ist erfolgreich. Damals hatte ich Philippi angeschrieben, dass das Display unverändert dieselben Werte anzeigt, egal wie hoch der Verbrauch ist und ob geladen wird, oder nicht. Gleiche Symptome. Damals hatte ich die EM-Box vom Strom getrennt und dann wieder angeschlossen und sodann hat alles wieder funktioniert.

Die Skipperin ist gerade am Kochen, aber es hilft nichts, das muss jetzt getestet werden. Mittlerweile ist es auch hier bereits dunkel (Sonnenuntergang 17:30). Also Taschenlampe an und Batterie abgeklemmt. Nichts geht mehr auf der Luna Mare, nur die Taschenlampe brennt. Batterie wieder anklemmen, das Boot erstrahlt im Licht und auch Skipperin und Skipper strahlen, denn der Fehler ist beseitigt und das Display zeigt wieder das an, was tatsächlich abgeht.

Wir müssen also nicht vorzeitig in die Marina, sondern können noch für ein paar Tage die Bucht erkunden.

Aber warum läuft der Motor jetzt noch, obwohl die Lichtmaschine den ganzen Weg über funktioniert hat und die Batterie doch weitestgehend geladen sein müsste?

Tja, der Skipper hatte da vor einiger Zeit eine wahrlich geniale Idee. Um im Motorraum ordentlich arbeiten zu können braucht man ordentlich Licht. Also ein paar Deckstrahler montiert. Da das Licht nur immer kurz für Arbeiten an sein muss, reichen konventionelle Leuchtmittel. Und so verbraucht die Festbeleuchtung 10 Ah.

Kein Problem, wäre da nicht der Skipper. Schon wieder vergessen, diese nach getaner Arbeit auszuschalten. Bei 10 Ah zusätzlichem Verbrauch (insgesamt dadurch rund 20 Ah) und einer Batterie mit 300 Ah Kapazität kann man sich auch als Laie vorstellen, dass da nach 6 Stunden Dauerleuchten einiges an Strom fehlt. Und der wird jetzt geräuschvoll geladen.

Salvador – Brasilien

Am Montag dem 4. September sind wir nach 19 Tagen und 2120 Seemeilen wohlbehalten in Salvador (bzw. São Salvador da Bahia de Todos os Santos wie es ursprünglich hieß) angekommen.

Salvador ist die Hauptstadt des Bundesstaates Bahia und war die erste Hauptstadt Brasiliens.

Nachdem wir zunächst Carpedelo (nähe Recife) für die Anlandung in Südamerika geplant hatten, haben wir uns später für Salvador entschieden. Wir sind mittlerweile zuversichtlich, dass wir den Törn durch den Beagle Kanal wagen wollen. Somit sind wir jetzt schon etwas südlicher, wobei noch eine immens lange Strecke vor uns liegt.

Der Törn von den Kapverden hierher war insgesamt positiv. Das wir ein gutes Stück unter Motor zurück legen müssen war klar, wegen der Kalmen. Ansonsten hatten wir über weite Strecken passenden Wind, zwar ziemlich von vorne, da aber der Seegang moderat war, war das Segeln fast immer angenehm.

Die Schäden sind überschaubar. Einzig etwas komplizierter vermutlich die gerissene Befestigung des Großsegels (Schothorn) am Großbaum (Unterliekstrecker). Es gibt aber einen Segelmacher hier, der das hoffentlich reparieren kann. Die Salzkruste hat uns ordentlicher Regen hier in Salvador weggespült und die gefühlt endlosen Roststellen am Edelstahl haben wir innerhalb von ein paar Stunden mit Scheuermilch entfernt. Sieht jetzt alles wieder ganz ok aus.

Das Einklarieren ging besser als erwartet. Zunächst zur Polícia Federal. Der dortige Beamte hat sich mit unseren Papieren zurückgezogen und nach rund einer halben Stunde hatten wir den Einreisestempel, der uns den üblichen Aufenthalt von 90 Tagen gewährt.

Danach wurden wir zu Customs begleitet. Dort sollten wir unsere Daten in einem PC erfassen, der hat aber nicht funktioniert. Nach rund 15 Minuten warten dann am PC einer Mitarbeiterin. Wir wurden mit Kaffee versorgt und ich konnte die Eingaben in wenigen Minuten erledigen. Dann noch die Bearbeitung durch den Zollbeamten und auch dieses Thema war erledigt.

Für die 3. Station (Hafenbehörde) hat uns der Marinaleiter Dominique empfohlen, dieses am nächsten Tag aufzusuchen. Soll ja nicht stressig werden. Da diese Behörde im Bereich der Brasilianischen Marine liegt, mussten wir uns an der Pforte zunächst Besucherausweise abholen. In der Hafenbehörde gab es dann ein paar Formulare mehr mit Fragen, die ich teilweise nicht auswendig beantworten konnte (Frequenzbereich unserer Funkanlage z.B.). War aber am Ende kein Problem und wir haben auch dort unser benötigtes Schriftstück erhalten.

Wir sind in der staatlichen Marina „Terminal Turístico Náutico“ untergekommen. Eine einfache Marina mit allem, was man braucht. Durch den Fähranleger ist tagsüber etwas Betrieb hier, aber in einem erträglichen Maße.

Salvador selbst gefällt uns gut. Es hat einen sehenswerten, etwas höher gelegenen historischen Bezirk den wir von hier aus mit einem Aufzug (Elevador Lacerda), der sich nur ein paar Meter von der Marina entfernt befindet, erreichen können. Durch diese Anhöhe ließ sich die Stadt gut gegen Eindringlinge verteidigen.

Am Donnerstag war Nationalfeiertag. Da hatten sich einige mittels Brückentag ein längeres Wochenende gegönnt. Dadurch insgesamt etwas ruhiger, allerdings müssen wir halt auf den Segelmacher warten. Dafür gut was los insbesondere im historischen Bezirk.

Supermärkte sind etwas weiter weg von unserem Liegeplatz. Den ersten Ausflug dahin haben wir zu Fuß unternommen. Nach 45 Minuten entlang eines nicht sehr ansehnlichen Weges haben wir den schönen und gut sortierten „RedeMix“ erreicht. Der wird zu unserem Hauptversorgungspunkt werden. Den Rückweg dann mit dem Bus. Ab jetzt aber mit Uber, so eine Fahrt kostet 2 bis 3 Euro einfach. Der Bus kostet 2 Euro. Und mit Uber läuft es problemlos und schnell von Haustüre zu Haustüre.

Dafür benötigt man aber Internet am Smartphone. Ist angeblich ohne die hiesige CPF-Nummer (Art Steuernummer) schwer zu bekommen. Am Flughafen heißt es wäre es mit Reisepass möglich. Also mit Uber dorthin. Am Boot haben wir dank Starlink, welches bei der Ankunft bereits im Marinabüro auf uns gewartet hat, ab jetzt auch unterwegs Internet und konnten damit Uber buchen.

Dort gab es tatsächlich in der dortigen Apotheke eine Sim-Karte. Die Aktivierung war etwas umständlich, ging dann telefonisch. Laut Ansprechpartner dauert aber die Prüfung der Angaben und Freischaltung etwas.

Zurück ebenfalls mit Uber, dank Internet im Flughafen. Und mittlerweile ist auch unsere Sim-Karte aktiviert. Man glaubt gar nicht, wie hilflos man mittlerweile ohne Internet ist.

Mittlerweile haben wir Sonntag den 10. September. Euch noch einen schönen Abend und einen guten Start in die neue Woche.

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