Brasilien muss warten

Brasilien muss warten, da auch wir warten müssen. Auf vier Pakete. Zwei davon sind überfällig und bei einem von den beiden hat sich der Status in der Sendungsverfolgung seit 18. 12. nicht mehr verändert. Ein Carepaket vom Schwager mit der von der Skipperin heiß geliebten hessischen Hausmacherwurst.

Und dann halt mal wieder der Skipper. Letzte Woche Ölwechsel am Motor und dabei auch Ölfilter und Dieselfilter gewechselt. Dabei festgestellt, das waren die letzten. 18 Monte hatte ich Zeit diese Erkenntnis zu gewinnen und neue zu bestellen. Davon hätte ich gerne eine Vorrat dabei, also warten.

und Anfang der Woche haben wir die Heizung getestet. War hier ja lange nicht in Betrieb. Beim ersten Versuch Rauchentwicklung. Vermutlich ist Staub verbrannt, der sich über die Zeit angesammelt hat. Aber so genau weiß ich das nicht. Weitere Versuche dann erfolglos.

Kommt Diesel an der Heizung an? Dieselleitung zur Überprüfung entfernt. Die Dieselpumpe scheint zu arbeiten, aber es kommt kein Diesel an. Pumpe defekt, oder Leitung verstopft? Deshalb direkt an der Pumpe überprüft. An dessen Eingang liegt Diesel an. Am Ausgang kommt aber keiner raus, obwohl die Pumpe die arttypischen „klack klack“-Töne von sich gibt.

Also Pumpe defekt. Gleichmal auf Amazon gesucht und gefunden und sogleich bestellt. Ist auch bereits unterwegs, scheint aber direkt aus China zu kommen. Kann also auch noch etliche Tage dauern.

Und eigentlich das wirklich entscheidende, die Skipperin hat mal meinen Plan verifiziert und festgestellt, dass auf Basis der empfohlenen Reisezeiten für Brasilien, Uruguay und Argentinien eine Abfahrt im Januar eindeutig zu früh ist.

In Brasilien dürfen wir nur 90 Tage bleiben, eine erneute Einreise wäre erst nach weiteren 90 Tagen möglich. Also Februar, März und April in Brasilien, dann Uruguay und Argentinien. Sofern wir den Beagle Kanal in südlichen Sommer, also Januar und Februar 2024 angehen wollen, wären wir acht bis neun Monate in diesen beiden Ländern. Man könnte hin und her pendeln, allerdings wären wir den ganzen dortigen Winter in dieser Gegend unterwegs. Uruguay soll sehr schön sein aber für so lange?

Neuer Plan: Pakete abwarten, dann doch noch ein wenig in den Kanaren cruisen. Danach nochmal Kapverden besuchen und sobald wir uns über die beste Zeit für die Anreise nach Brasilien final schlüssig sind, den Atlantik überqueren. Hat von den Kapverden aus den Vorteil, dass es dann nur noch 1.600 sm sind.

Und fester Vorsatz: Ab jetzt wird nichts mehr online bestellt.

Da ich Euch nicht mit laufenden Planänderungen nerven möchte, gibt es hier den nächsten Eintrag erst nachdem wir die Marina Lanzarote verlassen haben und an einem neuen Ort sind (an dem es Internet gibt).

Aber hier noch etwas in eigener Sache: Kauft das Buch, es ist gut!

Segeln auf Abwegen: Von der Ostsee bis Corona : Bauer, Paul: Amazon.de: Bücher

Endspurt

Sowohl das Jahr 2022 liegt im Endspurt, als auch unsere Vorbereitung für den Restart. Was das zu Ende gehende Jahr betrifft:

Wir wünschen Euch allen alles alles Gute für das Jahr 2023. Mögen Eure Wünsche in Erfüllung gehen und die guten Vorsätze solche sein, die sich so gut wie von alleine erfüllen lassen.

Auch wenn die to-do-liste täglich länger wird, sind wir auf gutem Wege, bis Anfang/Mitte Januar bereit für die nächste Atlantiküberquerung zu sein. Was sich jetzt noch auf die Liste setzt sind eher Kleinigkeiten, die uns noch so einfallen und deren Erledigung wünschenswert aber nicht essentiel sind.

Z.B. müsste der Scheibenwischer noch justiert werden, damit er die ganze Scheibe ordentlich wischt und nicht nur einen kleinen Teil davon. Das könnten wir aber auch unterwegs, oder in Südamerika erledigen.

Gibt aber unglücklicherweise auch Sachen, die ich schon vor Monaten hätte beschaffen, oder erledigen können:
– Krankenversicherung: Überzeugt mit der ADAC-Reiseversicherung zumindest eine Abdeckung für zwei Jahre zu haben, das Thema ad acta gelegt. Dann vorgestern beim beabsichtigten Abschluss im kleingedruckten gelesen, dass man dafür in Deutschland sein muss und der Vertrag mit Grenzübertritt beginnt. Passt nicht wirklich, den wir benötigen für Lanzarote diese Versicherung nicht (sind hier lokal versichert), und auch nicht für die Zeit der Atlantiküberquerung. Soll also erst beginnen, wenn wir ungefähr in Brasilien ankommen.

Aber dank PREUSS Yachtversicherungen kurzfristig fündig geworden. Innerhalb von zwei Tagen alles geklärt. Die Police liegt bereits vor und wir sind für die nächsten 5 Jahre für die Reise krankenversichert. Und das zu vernünftigen Konditionen weltweit. Wer weiß, wohin es uns die nächsten 5 Jahre verschlagen wird.

– Öl- und Dieselfilter. Ich hätte den Vorrat schon längst aufstocken können. Aber nicht daran gedacht. Jetzt noch auf die schnelle welche bekommen? Einen Händler habe ich gefunden, die Bestellung aufgegeben und die Rechnung bezahlt. Ich hoffe, dass die Teile morgen auf die Reise gehen und dann innerhalb einer Woche hier sind.

Das es dem Ende zugeht sind man auch daran, dass jetzt Arbeiten anstehen wie das Reinigen des Heckbereiches der Luna Mare. Ein etwas schwer zugänglicher Bereich, weshalb man sich dort auch selten aufhält. Aber nach all den Jahren wurde es dann doch mal notwendig. Und wie man auf dem Bild erkennen kann, ist der Skipper schon voller Vorfreude auf die kommenden Abenteuer.

Darüber hinaus beschäftige ich mich mit der Tourenplanung. Hierzu steht mir der „Brasil Cruising Guide“ als e-book und zwei gedruckte Revierführer zur Verfügung. Der für Patagonien und Feuerland mit rund 700 Seiten. Da sollte also zumindest theoretisch nichts schief gehen.

Und damit wir uns zumindest etwas verständigen können, noch ein passender Sprachkurs.

Als groben Starttermin fassen wir den 7. Januar ins Auge. Momentan ist die Wetterlage noch nicht optimal (Schwachwindig mit Wind teils aus südlichen Richtungen), aber ab dem 7. könnte es passen. Sofern die Öl- und Dieselfilter bis dahin eintreffen. Und nicht doch noch Dinge auftauchen, die wir übersehen haben.

Ende der Sendepause – Es geht weiter

Pläne ändern sich bereits, bevor es wieder losgeht. Ursprünglicher Plan: Karibik. Von dort dann entweder nach Südamerika, durch den Panamakanal in den Pazifik, oder etwas verweilen und dann via Azoren und Madeira zurück nach Lanzarote.

Habe dann gelernt, dass es von der Karibik nach Südamerika etwas schwierig und unangenehm ist, da man gegen eine Strömung von 1 kn ankämpfen muss. Und bei Wind gegen Strömung wird das Bordleben eher unangenehm.

Neuer Plan: Brasilien. Höhe Recife teilt sich die Strömung in eine nördliche und eine südliche. So können wir uns dann dort überlegen, ob wir weiter Richtung Süden und ggf. über den Beagle Kanal in den Pazifik wollen, oder doch lieber Richtung Norden für eine der beiden anderen vorgenannten Optionen.

Anfang Januar 2023 soll es losgehen. Mit direktem Kurs von Arrecife nach Recife. Kann man sich gut merken. Jetzt muss ich nur noch herausfinden, an welcher Stelle man die Flauten Zone (Doldrums, ITCZ) nördlich vom Äquator am besten passiert.

Am Boot sind noch einige Punkte zu erledigen. Das sollten wir aber die nächsten 8 Wochen umsetzen können. Dazu Streckenplanung, Revierinformationen einholen und am Boot von Autopilot bis Zusatzheizung alles testen.

Daneben bleibt weiterhin Zeit zur Entspannung und Ausflüge. Insbesondere wenn lieber Besuch hier ist, wie zuletzt Tochter Daniela mit Freundin bzw. bis heute unsere Freunde Silja und Albert. Besuch hat den Vorteil, dass auch wir uns dann wieder etwas über die Insel bewegen.

In Gedanken nochmal Alaska/Kanada

Während wir die Zeit vor Arrecife weiterhin genießen und uns für die Atlantiküberquerung im Dezember vorbereiten, erscheint im TO-Magazin nochmal ein Artikel von und über uns. Diese Mal der Trip von Ketchikan/Alaska nach Vancouver/Kanada.

Hier noch ein paar zusätzlich Bilder:

Der Blick zurück

Unser Alltag ist ziemlich trivial. Arbeiten am Boot, die gefühlt endlos sind. Ansonsten ein angenehmes Leben hier in Arrecife. Wir sind jetzt bereits seit Juli letzten Jahres hier, unterbrochen von einem kurzen Abstecher nach Deutschland. Und der nächste folgt Anfang April, Familie und Freunde treffen. Sofern der schäbige Diktator nicht noch seinen schändlichen Krieg so eskaliert, dass es wirklich harte Folgen für uns alle hat.

Da es also was uns betrifft nichts besonderes zu berichten gibt, ein Blick zurück. Für das Vereinsmagazins des Trans-Ocean e.V. habe ich unsere Reise von Hawai’i über Alaska nach Kanada zusammengefasst. Und das allerbeste, die Skipperin als Cover-Girl.

Sendepause, oder Sendeschluss?

Bereits nach 6 Tagen öffnete sich für uns das passende Wetterfenster für die Überfahrt von den Azoren nach Madeira. Der Wind etwas vorlicher als erhofft, aber mit Windstärken im wesentlichen von 3 bis 5 ausreichend, um zügig voran zu kommen. Lediglich nach dem Ablegen mussten wir uns für 10 Stunden unter Motor fortbewegen, um den vorhergesagten Wind zu erreichen.

Keine Schäden, keine technischen Probleme und einigermaßen schönes Segeln. Also alles Bestens? Eigentlich schon, aber irgendwie doch anstrengend und ermüdend. Irgendwie fehlt die „Leichtigkeit“, mit der wir vor 3 Jahren von den Kanaren zu den 20.000 sm, die wir seitdem im Kielwasser gelassen haben, aufgebrochen sind.

Sind wir zu bequem geworden? Erscheinen uns die Tage plötzlich so endlos lange und langsam vergehend, weil wir uns darauf freuen, bald wieder vor Lanzarote zu liegen, um unsere „Wunden zu lecken“?

Bereits nach 6 Tagen und 692sm erreichen wir Madeira. Alles in allem eine tolle Überfahrt mit Segeln pur. Das Wasser im Boot nervt weiterhin, die Prüfung der Bilge und das regelmäßige Abpumpen wird aber mehr und mehr zur Routine.

Nachts kurz vor 3 Uhr näheren wir uns Quinta do Lorde. Nächtliches Ankommen liegt uns nicht sonderlich, hier waren wir aber schon mal vor 8 Jahren mit unserer damaligen „B.OLD“. Quasi unser Einstieg ins abenteuerliche Segeln nach dem mehr beschaulichen mit diversen Charteryachten. Damals kamen wir dort sogar zweimal an, da wir die Weiterfahrt zum portugiesischem Festland wegen zahlreicher Probleme abbrechen und umkehren mussten. Siehe hier: Ankunft Portugal – 7 Jahre 7 Meere .

Wir bleiben 4 Tage bevor wir die verbleibenden knapp 300 sm nach Arrecife angehen wollen. Wieder mit passendem Wind erreichen wir bei tollem Segeln nach 2 Tagen Arrecife. Diesmal um 14 Uhr, also bei Tageslicht und, wie sollte es hier auch anders sein, strahlendem Sonnenschein.

Das war am 1. Juli, also vor bereits 3 Monaten. Seitdem waren wir für zwei Wochen in Deutschland und haben vorgestern Tochter mit Freundin wieder verabschiedet, die uns zwei Wochen hier besucht hatten. War eine tolle Zeit mit den beiden.

Abgesehen davon haben wir uns hier ein wenig eingerichtet. Wir wollen ja mindestens bis September 2022 bleiben. Es gibt genügend zu tun, zumal wir es in Anbetracht der zur Verfügung stehenden Zeit geruhsam angehen wollen.

Nächsten Montag geht Luna Mare für eine gute Woche an Land für einen kompletten Anstrich. Das Antifouling muss komplett erneuert werden. Da wir schmerzhaft lernen mussten, dass „Hempel Silic One“ mangels weltweiter Verfügbarkeit für Langfahrtsegler gänzlich ungeeignet ist, stellen wir auf „International“ um. Hoffentlich machen wir damit bessere Erfahrungen.

Wir konnten auch noch ein paar Dosen „rescue orange“ ergattern, so dass auch der Rumpf über der Wasserlinie gestrichen werden kann. Von ein paar Roststellen abgesehen, ist aber nur der Auftrag einer weiteren Schicht erforderlich.

Sendepause, oder Sendeschluss?

Es ist ja insbesondere in den letzten Blogeinträgen schon immer mal ein wenig durchgeklungen. Die Skipperin hat die Nase voll vom Segeln und ich na ja, zumindest so halbvoll. Insofern haben wir momentan nicht wirklich Lust, nochmal auf große Fahrt zu gehen. Aber irgendwie auch noch nicht dazu, uns zur Ruhe zu setzen. So schwanken wir zwischen

– einfach rughig und friedlich auf unserem Boot zu leben

– vielleicht ergänzt um ein paar Segeltörns innerhalb der Kanaren,

– oder nach Madeira/Azoren und zurück

– oder Marokko und zurück

– oder…..

Mittelmeer, oder zurück in die Ostsee reizen uns nicht sonderlich, einfach zu schlechtes Wetter dort zumindest während eines Teils des Jahres.

Anyway. Jetzt bleiben wir ohnehin zunächst für ein Jahr hier. Der Liegeplatz ist bereits bis Ende Juni 2022 bezahlt. Vielleicht mal ein Ausflug bzw. Testfahrt hinsichtlich Dichtigkeit nach La Graciosa, oder einer anderen kanarischen Insel und zurück. Jedenfalls nichts berichtenswertes, also für die nächsten rund 12 Monate gibt es hier zumindest eine

SENDEPAUSE.

Und dann. Irgendwie wächst ja schon Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat der Wunsch, doch noch mal aufzubrechen. Die Atlantiküberquerung in die Karibik haben wir noch in guter Erinnerung. Warum nicht nochmal da hin. Zumal wir den Großteil der karibischen Inseln noch gar nicht besucht haben.

Und ich träume davon, von dort Richtung Süden aufzubrechen, nach Südamerika. Hammer wäre es, durch die Magellanstraße in den Pazifik zu kommen, von dort etwas die Westküste von Südamerika hoch, dann in die Südsee………

Na ja, träumen wird man ja noch dürfen. Und sollte der Traum in Erfüllung gehen, geht es auch hier wieder weiter. Falls nicht, ist hier

SENDESCHLUSS.

Atlantik von West nach Ost

Wir haben es geschafft! Unsere zweite Atlantiküberquerung, dieses Mal von West nach Ost, nachdem wir im Dezember 2018 den Atlantik von Kapverden nach Antigua von Ost nach West überquert hatten. Damals in 18 Tagen, dieses mal in 17 Tagen, wobei die Strecke diesmal um 120 sm kürzer ist. Also mit ziemlich identischer Geschwindigkeit.

In Mystic liegen wir wie bereits erwähnt an einer Mooringboje. Da es einen gut erreichbaren, sicheren Dinghisteg gibt und wir einen Leihwagen haben, ist die Verproviantierung für die anstehenden rund 2.000 sm zu den Azoren kein großes Problem. Das Warten auf die Werft nervt ein wenig, der zuständige Manager erscheint etwas unorganisiert, es ist aber wohl ein riesiger Andrang an Yachten da, die zum Beginn der Saison das Rigg zurück an Bord haben wollen. Und da müssen wir uns halt einreihen.

Dann hat glücklicherweise das Warten doch bald ein Ende. 1,5 Wochen nach unserer Ankunft steht der Termin für den Mastkran. Doch nicht so chaotisch der Tim, den dass es 1 bis 1,5 Wochen dauern kann, hatte er uns von Anfang an mitgeteilt. Bin halt manchmal etwas ungeduldig.

Am Freitag, 21. Mai, ist Luna Mare wieder ein richtiges Segelboot. Auf dem Rückweg von der Werft zur Mooringboje noch zur Tankstelle, Dieseltanks und Kanister wieder auffüllen. Den Leihwagen haben wir noch bis Mittwoch nächster Woche. Sofern es wettertechnisch ok ist, wollen wir den bis dahin noch nutzen und am Donnerstag, den 27. Mai soll es losgehen.

Habe seit ein paar Wochen die Wettervorhersagen für die Strecke verfolgt. Es ist alles vorhanden. Flaute, Starkwind bis über 40 kn, Wind aus allen Himmelsrichtungen. Tendenziell hat es sich aber stets verbessert, immer seltener und zunehmend schwächere Starkwindphasen.

Nach ein paar Ausflügen in die nähere Umgebung werden noch die „Frischvorräte“ aufgefüllt, also Fleisch, Obst und Gemüse. Alles weitestgehend bei ALDI, der hier gut sortiert und im Vergleich zu den anderen Supermärkten bis zu 50% günstiger ist.

Leinen los

Ich denke wir sind alles in allem gut vorbereitet. Nochmal den Wetterbericht aktualisieren. Wie erwartet für den 10-tägigen Vorhersagezeitraum ein Mix aus allem mit Windstärke 7 bis 8 in Böen. Sonne, Regen, Temperaturen zwischen 9°C und 20°C. Leider auch ein paar Phasen mit Wind aus östlichen Richtungen. Es ist unwahrscheinlich, dass sich das die nächsten Tage wesentlich zu unseren Gunsten ändern wird, also los.

Und es geht schön los. Sonnenschein, ausreichend Wind um Segel zu setzen, sobald wir das relativ enge Fahrwasser, das von Mystic in die offene See führt, verlassen haben. Ein herrlicher Segeltag, bevor es dann zuzieht und der Wind etwas zunimmt und nun leider aus östlicher Richtung kommt.

Beim Reffen des Vorsegels stellen wir uns etwas dämlich an. Irgendwie schaffen wir es nicht, das Boot so im Wind zu halten, dass wir es zügig einholen können. So schlägt es wild um sich und zerbröselt zwei Kunststoffklampen am Mast. Nach über 20.000 sm sollten wir das eigentlich besser hinbekommen. Relativ flache Lernkurve, die wir da haben.

Ich denke, ohne Schäden kommt keiner über eine Strecke von 2.000 sm, aber solche Leichtsinnsfehler sollte man trotzdem vermeiden. Anyway. Das gehört dazu und klar, es gibt auf solchen Strecken seglerische Herausforderungen. Die gilt es zu meistern und dann ist es ok. Das sollte einen nicht vor so einer Überfahrt abhalten.

Seekrankheit, der ständige Begleiter.

Anderes schon. Die Skipperin ist fast von Anfang an wieder Seekrank. Vomex A hilft ihr, das schlimmste zu vermeiden. Die Fische müssen also hungern. Es geht ihr aber sauschlecht und die Tabletten erzeugen die übliche Müdigkeit und damit etwas Lethargie.

Mich erinnert das an die Zahnarztbesuche in meiner Kindheit. In meinem kleinen Heimatdorf gab es keinen Zahnarzt, dafür mussten wir eine 6 km Reise in die Kreisstadt Ebersberg antreten. Entweder gab es in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts noch keine örtliche Betäubung, oder der dortige Zahnarzt hatte noch nie was davon gehört, oder gemeint, so ein Bauernbursche braucht das nicht.

Jedenfalls war vor jedem Zahnarztbesuch klar, dass die vorhandenen Zahnschmerzen nur durch eine ebenfalls schmerzvoll Behandlung weggehen werden. Das Warten im Wartezimmer wurde von Besuch zu Besuch unerträglicher. Die Hände immer feuchter und der Pulsschlag höher.

So denke ich ist auch die „Vorfreude“ auf den nächsten längeren Törn, wissend, dass die Seekrankheit schon am Horizont winkt. Man weiß aber nicht, für wie lange sie einen begleiten wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir sobald, wir zurück vor Lanazarote sind, unseren Hintern möglicherweise für eine Weiterfahrt im nächsten Jahr nicht mehr hoch bekommen ist ja ohnehin gegeben, so etwas verstärkt das dann noch.

Nur seglerische Herausforderungen? Nicht mit uns.

Zurück zum Reffen des Vorsegels. Wir haben das dann doch noch geschafft, mit Hilfe des Motors können wir uns gut im Wind halten, so dass das Vorsegel letztendlich zügig eingeholt werden kann. Motor abstellen, weiter geht’s.

Aber was sehe ich da, als ich den Stopp-Knopf drücken will? Der Drehzahlmesser zeigt nichts an. Bedeutet das, dass die Batterie nicht lädt? Oh ja, das tut es. Motor aus. Nochmal an. Keine Änderungen. Batterie wird nicht geladen. Auch nach ein paar weiteren Versuchen nicht.

Diese Platine (ECU laut Motorhersteller Lombardini) habe ich zwei Wochen vorm Ablegen neu eingebaut. Da wir an der Mooring öfter mal Strom benötigten, insbesondere zum Laden der Batterie während der Wassermacher lief, konnten wir diese eigentlich ausreichend testen und alles lief problemlos.

Die alte ECU hatte ja wie berichtet laufend Fehlermeldungen, begleitet durch einen penetranten Alarmton, erzeugt. Anfangs war nur der Alarmton nervig, aber später, kurz vor Erreichen von Anacortes kam noch das Problem hinzu, dass die Batterien nicht mehr geladen wurden. Lombardini hat hier ohne wenn und aber sofort eine neue ECU in die USA geschickt. Die war innerhalb von 4 Tagen bei June an der Ostküste.

Der Unterschied jetzt: kein Alarmton, keine Fehlermeldung. Aber eben kein Laden der Batterien. Reichen Wind und Sonne, um unsere Batterien zu laden? Falls nicht, was dann?

Eines ist gleich klar. Der Strom wird definitiv nicht für den Wassermacher reichen. Bisher hatten wir immer noch 4 bis 5 „Kanister“ an Trinkwasser mit je 5l Inhalt an Bord. Diesmal nicht. Außerdem hatten wir auch den Falttank im Vorschiff benutzt. Diesmal nicht, da wir vermeiden wollten, dass durch das Gewicht der Bug wieder zu tief im Wasser ist und wir über den Ankerkasten wieder Wasser ins Boot bekommen.

Das vorhandene Wasser also ausschließlich als Trinkwasser benutzen. Sonst nichts. Und trotzdem könnte es knapp werden.

Nächstes dann Autopilot und Kühlschrank. Reicht der Strom von Windgenerator und Solarpaneele aus, um diese weiter betreiben zu können? Insbesondere die Skipperin hat schon eine Art Trauma, was das Rudergehen anbelangt. Wieder 10 Stunden jeden Tag?

Kühlschrank abstellen? Alles Fleisch und sonstige verderblich über Bord, sobald es nicht mehr genießbar ist? Was stellen wir zuerst ab, Autopilot oder Kühlschrank? Es liegen noch 1.880 sm, also kalkulatorisch 19 Tage vor uns.

Die Skipperin ist sich mittlerweile sicher, was die Langfahrt anbelangt. Nie mehr wieder! Was ich gut verstehen kann. Geht auch an mir nicht spurlos vorüber. Allerdings scheint mein Gedächtnis schon etwas nach zu lassen. Nach am Ende dann doch erfolgreicher Passage vergesse ich die Unbilden relativ schnell, vermutlich in der Annahme, das nächstes Mal zwar wieder irgendwas anderes kaputt gehen wird, aber wir bisher immer wieder heil angekommen sind.

Hoffen und Bangen

Das Ganze ist natürlich schon eine enorme nervliche Belastung. Wir sind uns zwar relativ sicher, dass die „grüne“ Energie zumindest für Plotter und Positionslampen und damit für eine sichere Navigation ausreichen, aber wirklich wissen tun wir es nicht.

Ohne GPS sind wir verloren. Mit dem Kompass bekommen wir zwar den Kurs Richtung Osten hin und mittels Sextant wäre ich durchaus in der Lage, zumindest die Mittagsbreite zu bestimmen. Es wäre aber unwahrscheinlich, dass wir auf diese Weise die Azoren finden. Theoretisch egal, irgendwann kommt Festland, aber halt um die 1.000 sm später und so lange reicht unser Wasservorrat nicht.

Das zerrt. Solarpaneele richten wir laufend nach der Sonne aus, sofern vorhanden und hoffen auf mehr Wind als wir sonst so als angenehm bezeichnen würden. Der Windgenerator erzeugt erst ab 20 kn Wind nennenswert Strom.

Die Batterie geht auf 72 % runter, aber wir können diese dann wieder auf über 80% bringen. So geht das über 3 Tage. Zwischendurch habe ich mal die alte ECU eingebaut, die hatte ja sporadisch funktioniert. Leider erfolglos, also wieder zur neuen Platine zurückgetauscht. Funktioniert zwar auch nicht, aber macht keinen Lärm.

Am 4. Tag verlässt uns der Wind und es ist nur wenig Sonne vorhanden. Die Batterie unterschreitet die 70% Füllstand. Wir müssen anfangen, ans Ruder zu gehen. Hoffentlich so, dass wir zumindest nachts noch den Autopilot nutzen können. Also verbringe ich die ersten 5 Stunden am Ruder. Macht keinen Spaß.

Nachts überlegen wir, was wir noch tun könnten. Die Skipperin meint, die Stecker an der Platine ziehen. Ja, das könnte Sinn machen. Wenn die Motorsteuerung nicht mehr das Laden verhindert, vielleicht klappt es ja dann. Es sind da zwei Kabel, ein Netzwerkkabel, welches die Bedienpaneele mit der ECU verbindet und ein Kabelschuh für die Motordaten wie Temperatur und Drehzahl, sowie die Stromversorgung des Motors. Und da kommt mir der erste Zweifel. Ohne Strom wird die Dieselpumpe nicht mehr laufen und der Motor mangels Diesel ausgehen.

Die Hoffnung ist also gering, zumal ich die Stecker ja schon ein paar Mal gezogen hatte. Allerdings noch nicht bei laufendem Motor. Ist ein Versuch wert. Nach Mitternacht lässt der Wind ganz nach. Statt zu motoren drehen wir um 2:30 bei. Um kurz nach 4 Uhr wird es langsam hell.

Wollen wir den Versuch starten? Ja! Motor an. Kein Laden. Netzwerkkabel gezogen. Motor läuft weiter. Kein Laden. Kabelschuh gezogen. Motor läuft weiter. Kein Laden. Kurz darauf geht er dann erwartungsgemäß aus. Schade, war wohl nichts.

Da wir weiterhin keinen ausreichenden Wind haben, entschließen wir uns, den Weg unter Motor fortzusetzen. Dieseltank ist ja voll. Starterbatterie noch bei 90%. Also alles vorbereiten, Klappen des Motorraumes schließen und insbesondere den Sitz am Ruder freiräumen, denn ab jetzt heißt es Ruder gehen.

Motor an und der Versuch, wieder auf Kurs zu gehen. Ein Blick zur Seite. Der Drehzahlmesser zeigt wieder an!!! Das gibt es nicht. Lädt er auch? Ja, er lädt. Ich sitze mit Gänsehaut hinterm Steuer und bin nicht in der Lage, Luna Mare auf Kurs zu bringen. Also Autopilot an, der kann das.

Bleibt das jetzt so. Bange Minuten. Ja, er lädt immer noch. Wird alles wieder gut? Wir wissen es nicht. War vielleicht sporadisch und beim nächsten Starten geht es wieder nicht. Aber wir „ersparen“ uns schon mal mindestens zwei Tage qualvolles Rudergehen.

Und er lädt und lädt. Die Batterien sind bei 100%. Da können wir jetzt den Wassermacher in Betrieb setzen und ja, er lädt weiter und die beiden Wassertanks die wir nutzen, werden wieder randvoll. Da ist ja sogar noch eine Dusche drin. Herrlich. Die Steine, die uns vom Herzen fallen, würden, falls sie echt wären, Luna Mare ruck zuck zum sinken bringen.

Steckerspiel

War das jetzt Zufall, dass die Lichtmaschine wieder lädt, oder hängt das mit dem gezogenen und wieder eingesteckten Steckern zusammen? Mangels Wind heißt es jetzt ohnehin erst mal die Reise unter Motor fortsetzen. Flauten aussitzen wollen wir sicherheitshalber weiterhin nicht, den falls das Problem nur temporär behoben ist, kommen die o.g. Probleme ja wieder.

Nach 40 Stunden kommt etwas Wind auf und wir können den Motor abstellen und am Abend des 7. Tages wieder Segel setzen. Keine 6 Stunden später weckt mich die Skipperin. Der Plotter ist ausgegangen. Mit schlaftrunkenen Augen sehe ich, dass dieser an ist, wir aber back stehen. Also Motor an, um wieder auf Kurs zu gehen. Blick auf den Drehzahlmesser, der bleibt unten, Batterie lädt nicht!

Batterie ist aber bei 86% und bald kommt die Sonne hoffentlich raus. Das wir back standen lag tatsächlich daran, dass der Plotter (und damit der Autopilot) kurz ausging. Verabschiedet sich der jetzt auch peu à peu? Wir haben aber noch den im Cockpit. Wären also nicht direkt verloren.

Das Bangen was unsere Batteriekapazität angeht geht aber in die nächste Runde. Am nächsten Tag wollen wir nochmal einen Versuch starten und dabei das „Steckerpiel“ wiederholen. Stecker raus, Stecker rein, Motor an, Motor lädt. Herrlich. Wir können die Batterien wieder laden. Da die Unsicherheit bleibt, füllen wir auch die Wassertanks wieder auf und im Luxus pur duschen wir den Angstschweiß weg.

Ab jetzt wird jeden Abend das „Steckspiel“ zum Bestandteil unserer täglichen Routine. Und es klappt. So hangeln wir uns Tag für Tag weiter und näher ans Ziel heran.

Andere Schiffe, andere Probleme

Am 14. Tag (Donnerstag, 10.Juni), es sind noch 400 sm bis Horta, ruft uns SV Lunalata über Seefunk. Ein 57 Fuß Segelboot mit 5 Personen an Bord, 2 sm südlich von uns, auf dem Rückweg aus der Karibik (Grenada) über die Azoren ins Vereinigte Königreich. Sie haben für die lange Strecke bis kurz vor den Azoren bisher 17 Tage gebraucht.

Aber auch dort nicht alles problemlos, der Motor funktioniert nicht. Ein Schiff dieser Größenordnung hat normalerweise einen Stromgenerator dabei. So auch SV Lunalata. Die Stromerzeugung ist für die also kein Problem. Allerdings müssen sie Flauten aussitzen, statt diese mittels Motor zu durchqueren. Das Anlegen in Horta wird sicherlich auch spannend.

Hier bekomme ich auch unseren ersten Wetterbericht, seit dem wir gestartet sind. Die Idee mit SSB (Amateurfunk) hat nicht funktioniert. Habe zwar auf offener See die eine oder andere Station hereinbekommen, aber keine mit Wetterbericht.

So erfahren wir von der SV Lunalata, dass uns ab Samstag bis mindestens Sonntag eine Flaute erwartet. Sie vermuten, dass wir sie dann wieder einholen und überholen werden, da sie selbst ja ohne Wind nicht weiter kommen. Sie wären dann, nach rund 3.000 sm noch rund 80 sm vom Ziel entfernt, zum Warten verdammt.

Bei uns wären es am Samstag vermutlich noch 200 sm bis Horta. Schon mal nachgerechnet. Mit dem Diesel, den wir inkl. 3 Reservekanistern à 20 l noch an Bord haben, müssten wir 400 sm schaffen. Schade um den Diesel, aber so kurz vor dem Ziel wollen wir nicht draußen verharren. Zumal nicht klar ist, wie lange die Flaute anhalten wird.

Horta am Horizont

Es sind dann rund 150 sm, die wir mangels Wind unter Motor zurück legen müssen. Die Lunalata erscheint nicht mehr auf dem Plotter, auch nicht, als wir noch 30 sm vorm Ziel sind. Die haben es wohl glücklicherweise noch rechtzeitig in die Marina geschafft.

Und am 13. 06. um 17 Uhr erreichen wir ebenfalls Horta Marina. Wir müssen vor Anker gehen und dürfen erst in die Marina bzw. an Land, nachdem ein noch zu nehmender PCR-Test negativ ist. Vollständig geimpft und nach 17 Tagen Quarantäne auf hoher See erscheint mir das etwas skurril. Aber so wie wir das aus Übersee bisher verfolgen konnten, ist die Pandemiepolitik in Europa wohl so zielstrebig wie ein kopfloses Huhn.

Egal. Wir sind hier und uns trennen nur noch gut 1.000 sm von unserem vorläufigen Zielhafen Arrecife. Und der erste Eindruck von Horta ist positiv. Zumal wir schönes Wetter haben, welches noch 2 Tage anhalten soll. Bevor Regen hier Einzug hält.

Das Steckerspiel hat übrigens bis zum Schluss funktioniert. Dachte zwischendurch schon, ob es auch so wieder geht, habe mich aber nicht getraut es auszuprobieren. Erst hier vor Anker in Horta habe ich den Motor mal direkt gestartet, ohne Steckerspiel. Lädt nicht. Mal sehen, was Lambordini zu diesem verrückten Spiel sagen wird.

Und zu unserer Überraschung liegt die SY Nana mit Katharina und Daniel hier. Vor gut 1 ½ Jahren waren wir Linehandler bei denen auf dem Weg durch den Panamakanal vom Pazifik zurück in den Atlantik. Riesen Wiedersehensfreude.

Noch ist nicht ganz klar, wie lange wir hier bleiben werden. Eigentlich möchten wir zügig weiter, aber es tut sich kein wirklich gutes Wetterfenster auf. Überwiegend zu wenig Wind und der teils von zu weit vorne. Hatte hier eigentlich richtig schönen Nord bis max. Nordostwind erwartet. Aber wir sind ja geduldig, eigentlich, mehr oder weniger, irgendwie. Gell.

Und für die, die es interessiert, das war unser Speiseplan für die letzten 17 Tage: Marions einzigartiger Krautsalat bildete das Hauptgericht, als Beilage eine Scheibe Roggenbrot und klein gewürfeltes Fleisch, je länger es gelagert war, um so länger gebraten. Nach 14 Tagen war das Fleisch dann aufgebraucht und es sollte entweder frisch gefangenen Fisch, oder Würstchen, die wir noch im Kühlfach hatten, geben, falls wir wider Erwarten nichts fangen sollten. Es gab Würstchen.

Goodbye North-America

Nachdem das Rigg wieder drauf ist und alles wieder an seiner richtigen Stelle untergebracht ist, sieht Luna Mare wieder wie ein richtiges Segelboot aus. So ohne Rigg war das schon ein eher trostloser Anblick. Und kaum zu glauben, dass es nach so relativ kurzer Zeit den Weg zurück vom Pazifik in den Atlantik geschafft hat.

Luna Mare ist pünktlich am 11. Mai hier in Mystic angekommen. Geht am gleichen Tag noch zurück ins Wasser, so dass wir sie auch direkt wieder beziehen können. Insgesamt hat sie den Transport gut überstanden. Beim verstauen der letzten Sachen im Boot hat das Werftpersonal in Anacortes leider vergessen, die Luke am Niedergang zu schließen. So hat sich in der Bilge einiges an Regenwasser angesammelt, aber glücklicherweise keinen nennenswerten Wasserschaden verursacht. Da glaubst du, wenn das Boot aus dem Wasser ist, kann es keines mehr im Boot geben. Aber bei Luna Mare geht es halt nicht ohne.

Am Donnerstag geht es los, zurück über den Atlantik, über die Azoren nach Lanzarote. Goodby North-America. Nach den grenzwertigen Grenzerfahrungen in Prince Rupert (Kanada) und Friday Harbor (USA), hege ich nicht den Wunsch, jemals hierher zurück zu kehren. Ein zweites Mal muss ich mir so etwas nicht antun. Gibt schließlich noch genügend Länder, wo wir das ein erstes Mal erleben können ;-).

Wir hatten aber eine insgesamt wundervolle Zeit hier in Nordamerika verbringen dürfen. Und letztlich bin ich selbstverständlich dankbar, dass man uns die Einreise in beide Länder, wenn auch jeweils erst im zweiten Step, erlaubt hat. Vor allem, dass wir dadurch mit der Luna Mare auf die Ostküste wechseln konnten, um von hier die Rückreise nach Europa antreten zu können.

Alles in allem zwei wundervolle Länder, Kanada und USA, und mit eben ein paar ganz wenigen Ausnahmen ganz tolle Menschen, freundlich, hilfsbereit und weltoffen, die wir hier kennen lernen durften (siehe weiter unten „Leute“). Covid-19 hat das Ganze natürlich nicht einfacher gemacht, aber dank USA sind wir beide mittlerweile das zweite Mal geimpft. Ein schrecklicher Gedanke, unterwegs während der nächsten 3 Wochen an Bord ernsthaft zu erkranken. Ab Samstag (14 Tage nach der 2. Impfung) gelten wir als „fully vaccinated“, also als vollständig geimpft.

Glück haben wir auch mit dem Wetter hier in Mystic/Connecticut (weiß erst seit heute, dass es nicht Conneticut heißt, wie peinlich). Bisher fast nur Sonnenschein, gelegentlich leicht bewölkt, aber kaum Regen. Dank June haben wir hier einen tollen Liegeplatz an ihrer Mooringboje. Kleine Dinghitour zu einem Dinghisteg mitten in der Altstadt, von wo aus es nur ein paar Schritte zum geparkten Leihwagen sind.

Den haben wir uns für die letzten Tage noch gegönnt. Sind ja doch einige Erledigungen zu machen, bevor es losgehen kann. Und zu Fuß erreicht man die Eisdiele, aber halt keinen Supermarkt. Und Proviant ist einiges ran zu schleppen. Nach unserem Pazifikerlebnis wissen wir, dass man besser reichlich davon dabei hat.

Heute ging es noch zum Waschsalon, morgen nochmal für insbesondere Obst und Gemüse zum Aldi, übermorgen zum Ausklarieren und zur Mietwagenabgabe, so dass es dann Tags darauf, am Donnerstag, „Leinen los“ heißen kann.

Wir rechnen mit mindestens 3 Wochen für die 2.000 sm bis zu den Azoren. So wie es aussieht erwarten uns sehr stark wechselnde Wetterverhältnisse. Wind von Flaute bis > 40 kn abwechselnd aus allen Himmelsrichtungen. Eigentlich ist der Westwind hier vorherrschend, momentan aber mit längeren Phasen mit Wind aus östlichen Richtungen durchsetzt.

Leute:

Eine sehr tolle Seglerrunde hatte sich vor Hawaii eingefunden:

Brian (SV Carpe Ventus), der seine geplante Weltumsegelung wegen COVID-19 abbrach und zurück nach Nanaimo/BC gesegelt ist und den wir in Campbell River nochmals trafen.

Uwe (SV Tara), ebenfalls aus Deutschland gestartet und von dort aus nach Bellingham/WA, wo seine Tara auf ihn wartet, bis er wieder einreisen kann.

Jess, James, Maren und Kaia (SV Soteria), die wir mit ein paar Tipps hinsichtlich Hawaii bei deren Anreise unterstützen durften und die uns dann während unserer Zeit in Nordamerika immer wieder mit Rat und Tat zur Seite standen. Wieder getroffen in Alaska in mehreren Marinas. Mittlerweile haben sie ihr Segelboot verkauft und sind dabei, sich in Montana nieder zu lassen.

Richard (SV Darwind) mit seinen 20 Jahren nach US-Recht zu jung um Bier zu trinken, aber alt genug, um mit seinem 26 Fuß-Boot einen Pazifikrunde zu drehen. Auch in bewog COVID-19 nach Hause zurück zu kehren. In konnten wir in Anchorage besuchen, dabei seine tolle Familie kennen lernen und haben ihn kurz vor unserer dortigen Abreise nochmal in Anacortes getroffen. Ab Herbst geht es für ihn in Bellingham aufs College, Meereskunde steht an.

Joanna, Paul und Rosie (SV Tomten), die ebenfalls zurück in ihre Heimat, in diesem Falle Bellingham/WA sind und die wir in Anacortes nochmal trafen.

Darüber hinaus Doreen und Marc (SV Imani), Jeff (SV Amanti), Guy und Marie (SV Notre Rêve), Mark und Heidi (SV Estelle), Jim (SV Cheyenne), Mark (SV En Passant), Jon, Christine und Dylan (SV Free Spirit) und Jordon (SV Khira)

In Campbell River trafen wir unter anderem auf ganz liebe Stegnachbarn

Bren and Clay (SV Sanssouci), Marty und Mae (SV Wind Gypsy), Logan und Taryn (SV Wayward). Alle 3 Paare livaboards, die im Sommer die Inside Passage mit den Gulf Islands und St. Juan Islands unsicher machen und den Winter in einer Marina wie Campbell River verbringen.

Bob (MV) ein früherer Skirennläufer, dessen Sohn im kanadischen Ski-Nationalteam ist und Mark (MV), der ein Polizeiboot aus den 70ern umgebaut hat.

Und insbesondere Tracy (airbnb), die uns als airbnb-Host während unserer Quarantäne aufgenommen hat und dann zur Freundin wurde. Mit ihr haben wir etliche tolle Spaziergänge unternommen und herrliche Stellen auf Vancouver Island kennen gelernt, die wir ohne sie nie gefunden hätten.

Binny (Campbell River Mirror), eine junge Journalisten aus Indien, Mitbewohnerin von Tracy, die uns für den weltweit bekannten „Campbell River Mirror“ interviewt hatte.

Darüber hinaus viele viele nette und freundliche Menschen in den Marinas, Werften, Supermärkten, Hotels, airbnb-Unterkünften und wo überall sonst noch wir sie treffen durften.

Und dann hier in Mystic zu guter letzt June, eine Bekannte von Jess und James (SV Soteria), die uns ihre Mooringboje überlassen hat, an der wir die letzten Tage in Nordamerika bis zu unserer zweiten Atlantiküberquerung verbringen dürfen.

War eine tolle Zeit hier seit unserer Hawaii-Ankunft im März 2020, der Zeitpunkt, an dem wir zum ersten Mal von dem Virus erfahren haben, der uns alle seitdem begleitet und für uns durch die zweite Impfung hoffentlich seinen Schrecken verloren hat.

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