Nach rund 3 Wochen wollen wir weiter nach Havanna. Wir müssen eh dahin, und unser Besuch hat es dann näher zum Flughafen. Außerdem ist es immer einen Besuch wert und die SY AKKA, mit Andrea und Andreas, die wir schon seit Jahren virtuell verfolgen, liegt ebenfalls zur Zeit dort.
Vorher aber noch ein paar Besuche am Swimmingpool und am Strand.
Ein anderer Segler hat uns Cayo Blanco empfohlen. Man sollte die Insel aber nur nachmittags ansteuern und am Morgen zeitig wieder aufbrechen, da sie tagsüber von 100ten wenn nicht gar 1000 Touris, die mit 80 Fuß-Kats heran gekarrt werden, bevölkert ist.
Anglerglück
Los geht es knapp 10 sm gegen den Wind unter Motor. Unterwegs gelingt es uns tatsächlich, den allerersten Fisch an die Angel zu bekommen. Und dann gleich einen prächtigen Barracuda, ca. 70 cm lang. Gibt ein reichliches Abendessen für 4 Personen. Mal sehen, ob es bis zum nächsten auch wieder ein paar Jahre dauert.
Ankerwinde kaputt
Am Ankerplatz angekommen ruft die Skipperin vom Ruder aus: Anker runter. Geht aber nicht. Bewegt sich keinen Milimeter. Also Kettennuss gelöst und Anker per Hand setzen. Erste Überprüfung zeigt, der Motor zieht so stark Strom, dass die Klemmen heiß werden und die Sicherung herausspringt, sich aber nicht bewegt.
Mehr und mehr zeigt sich, dass sich der Motor festgefressen hat. Da ist wohl nichts mehr zu machen. Aber sieht eine Ankerwinde nach weniger als 3 Jahren Nutzung so aus? Kann das allein an mangelnder Pflege liegen? Das Schicksal von Ankerwinden ist, dass der Einbauort meistens ein ungeschützter ist. Aber etwas länger könnten die schon halten.
Segler unerwünscht
Anker sitzt, also ab an den Strand. Dort werden wir von einem Kubaner empfangen, der uns nicht versteht, den wir nicht verstehen, der uns aber endlos irgendwas erzählt. Ein Kumpel übersetzt dann Teile ins Englische, aber Schlau daraus werden wir nicht. Wir verstehen aber, dass wir dort wohl eher nicht sein dürfen, wir sollen es für uns behalten, dann wäre es ok.
Na gut, wir schauen uns ein bisschen um, dann zurück zur Luna Mare. Es gilt ja den Barracuda zu zu bereiten. Schmeckt wirklich köstlich.
Am nächsten Morgen noch zu einem „Fotoshooting“ an den Strand. Kommen die Leute gleich wieder und erzählen uns, dass wir verschwinden sollen. Am Horizont würde man schon die Touristenboote sehen und deren Chef wäre da dabei und der darf uns hier nicht erwischen. Was soll das den?
Anyway. Also zurück zur Luna Mare und per Hand den Anker einholen. Glücklicherweise habe ich kräftige Hilfe an Bord, so kriegen wir das hin. Für den Rückweg nach Varadero haben wir passenden Wind, so dass wir den größten Teil der Strecke segeln können. Schleppangel wird auch ausgebracht, Außer etwas Grünzeug fangen wir aber nichts.
Drohnenalarm
Sofern man in Kuba seinen Liegeplatz verändern möchte, muss man sich bei den Behörden an- und abmelden. So müssen wir also auch bei unserem kurzen Ausflug zur knapp 10 sm entfernten Insel bei der Abfahrt und auch wieder bei der Ankunft bei den Behörden vorbei schauen.
Bei der Rückkehr ist neben zwei freundlichen jungen Damen noch ein seriöser Herr in Uniform mit zeit Streifen aus seiner Schulterklappe dabei. Er erzählt irgendwas von einer Drohne, die jemand über unserem Boot gesehen hätte. Da wir keine bei der Einklarierung angegeben haben, aber wohl eine hätten, müsse er jetzt das Boot durchsuchen.
Also machen sich die drei ans Werk. Alle Schaps durchsucht, wobei sie wohl nicht wirklich wissen, wie so eine Drohne aussieht. Mal zeigt er ein Kabel mit der Frage was das sei, einen Nintendo-Kontroller gilt es zu erklären und wo weiter. Die Rettungsinsel hat es ihm auch angetan. Glücklicherweise war sie ihm zu schwer, um sie aus dem Stauraum rauszuheben, sonst hätten wir sie möglicherweise öffnen müssen. Konnte ihm aber mit einem Bild aus dem SVB-Katalog weiterhelfen.
So ging das einige Zeit, bis sie wohl einsahen, dass wir tatsächlich keine Drohne an Bord haben. War klar etwas nervig, die Leute waren aber immer neutral freundlich und hatten keine Unordnung hinterlassen. So durften wir wieder zurück in unsere Box.
Auf nach Havanna
Sonntags gibt es einen Bauernmarkt in Santa Marta. Dort nochmal Obst und Gemüse eingekauft, so viel, wie wir schleppen können.
Der Wetterbericht zeigt am Montag, dass es der beste Tag in dieser Woche für die Fahrt nach Havanna wäre. Nicht viel Wind, aber aus passenden Richtungen. Rest der Woche windstill. Also kurz entschlossen Boot reisefertig gemacht, Marinagebühren bezahlt und ab geht’s. Aber natürlich nicht, ohne auszuklarieren.
Also wieder am Behördensteg angelegt. Dummerweise ist kurz vorher eine Segelyacht aus den USA angekommen. Und zwei Boote gleichzeitig geht natürlich nicht. So dauert es 90 Minuten, bis wir tatsächlich los können. Aber Geduld zu haben gehört spätestens seit der Karibik zu unseren Tugenden ;-).
Leider ist es mit Segeln schlecht gestellt. Entweder kein Wind, oder aus der falschen Richtung. Nicht vorhergesagt war Westwind mit 15 Knoten. Da wir nach Westen wollen und auf alle Fälle nach einer Nacht die 90 sm erledigt haben wollen, bleibt nur die Fahrt unter Motor.
Der Motor befindet sich direkt unter unserem Bett. So war der Schlaf in der Freiwache nicht sehr intensiv. Aber für eine Nacht schon ok. Und da wir unter Motor rund 4 kn Fahrt machen, kommen wir bereits um 10 Uhr in Havanna an.
Auch dort wieder an den Behördensteg, Formulare, Fragen, Blick durchs Boot, dann geht es zum Anlegesteg.
Flucht der Akkanauten
Dort legen wir direkt hinter der SY AKKA an. Andrea und Andreas helfen uns mit den Leinen und begrüßen uns herzlich. Wir begegnen uns das erste Mal im richtigen Leben. Nach vielen Jahren des virtuellen Kontakts, fühlt es sich aber an, als träfe man alte Freunde.
Doch dann. Gleich nach der Begrüßung ergreifen die beiden ihre Rucksäcke und ziehen ins Hotel. So gut kennen die uns doch gar nicht?
Havanna/Kuba erleben
War wohl keine Flucht vor uns, sondern ein mehrtägiger Ausflug nach Havanna. Und nach ihrer Rückkehr hatten wir noch ausreichend Zeit zum klönen. Andrea und Andreas sind ein wundervolles Paar, das seit mehr als 10 Jahre die Weltmeere bereist und so gibt es reichlich zu erzählen. Und auch wir können ja schon ein paar Erlebnisse zur Unterhaltung beitragen. Die beiden haben einen sehr lesenswerten Blog. Guckst du hier: SY-AKKA
Auch wir wollen Havanna besuchen, machen da aber erst mal nur einen Tagesausflug hin. Mit einem ausreichend großen Taxi geht es zu viert plus Baby in die Altstadt. Ein ausgiebiger Spaziergang, eine kleine Rast in einem kleinen Restaurant. Es regnet anfänglich noch etwas, dann aber zeigt sich Havanna von seiner besten Seite.
Viele freundliche fröhliche Menschen, schöne gut erhaltene bzw. Instand gesetzte Gebäude und die US Oldtimer aus den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts prägen das Stadtbild. Unser Taxi für die Hinfahrt war sogar ein 49er Chevy.
Ja, der Teil von Havanna, den wir sehen, ist schön. Sehr schön. Gibt natürlich auch andere Gegenden wie wir mit Santa Marta sehen konnten. Da fragt man sich, ob man das so einfach und leicht genießen darf. Die Leute scheinen aber überwiegend gut drauf zu sein. Es herrscht Mangel, aber irgendwas gibt es wohl immer zu kaufen. Man muss halt mit dem zufrieden sein, was es aktuell gibt. Erinnert schon etwas an die frühere DDR.
Und wenn man hier, wie damals in der DDR, eine Regierung hat, die das Land so regiert, dass viele Leute gerne abhauen würden, dann muss man viele Ressourcen dafür verwenden, dies zu verhindern. So ist es z.B. streng verboten, Besuch von Kubanern an Bord zu haben. Die dürfen keine ausländische Segelyacht betreten (außer Behördenvertreter natürlich).
Das Embargo macht die Situation natürlich nicht besser. Wundert mich schon, warum man so ein kleines Land, von dem ich mir nicht vorstellen kann, dass eine ernsthafte Gefahr für andere Länder ausgeht, so durch ein Embargo strangulieren muss. Wahre Größe zeigt sich anders.
Andererseits verstehe aber nicht, dass es wohl aktuell Mangel an Mehl und Eiern gibt. Auch sonst muss viel importiert werden, was man doch eigentlich auch lokal anbauen oder herstellen können müsste.
Zuletzt gab es aber einige Erleichterungen. Vom Volk wurde eine neue Verfassung mit beschlossen, die zwar natürlich nicht das Primat der kommunistischen Partei in Frage stellt, aber in einem gewissen Umfang Privatinitiative erlaubt. Vielleicht hilft das, die wirtschaftlich Situation zu verbessern.
Ich denke es ist gut für das Land und die Leute, wenn Segler einen Besuch abstatten. Wegen der behördlichen Restriktionen ist es allerdings kein reines Seglerparadies. Einfach mal hierhin, oder dorthin zu segeln, um mal den einen oder anderen Tag vor Anker zu verbringen und den Strand zu besuchen, ist nicht immer ohne weiteres möglich. Das was wir hier unternehmen konnten und gesehen haben, hat uns aber alles in allem sehr gut gefallen und ja, eine Reise nach Kuba lohnt sich.
Vermischtes
Wir haben seit Varadero einen blinden Passagier an Bord. Mehlpackung und Brot findet sich morgens mit Knabberspuren. Wir hoffen, es ist ein Gecko und keine Maus oder Ratte. Und, dass die nur nachts zu Besuch kommt.
In Havanna mussten wir dann feststellen, dass der blinde Passagier mit uns gereist ist. Immer noch Spuren jeden Morgen vorhanden. Die Akkanauten führen eine Lebendfalle mit. Also ausgeliehen, etwas Speck reingemacht und kaum lagen wir 5 Minuten in der Koje hat es Klack gemacht.
Leute mit Ahnung (auch Akkanauten genannt) haben uns schon davon überzeugt, dass es kein Gecko sein kann, die fressen weder Brot, Mehl, noch Wasserschläuche. So war es in der Tat ein auf Grund des langen Schwanzes eher rattenähnliches Tier. Haben wir einen Ausflug vor das Marinagelände gegönnt und dort ausgesetzt und hoffen nun, das es den Weg zurück zur Luna Mare nicht mehr finden möge.
Und da ich schon lange nicht mehr mit dem ekligen Diesel hantieren musste, hatte die Dieselpumpe ein einsehen mit mir und wurde wieder undicht. So hatte ich nach langer Zeit mal wieder die Gelegenheit, Diesel aus der Bilge aufzusammeln. War glücklicherweise weniger, als das Bild vermuten lässt.
Next stop Panama
In drei Tagen, also am Mittwoch den 22. Mai, soll es weiter gehen. Mit dem steten Ein- und Ausklarieren hier wuchs die Idee, gleich bis Panama zu segeln (knapp 1000 sm, also 10 bis 14 Tage), statt uns hier die kubanische Küste entlang zu hangeln. Die fehlende Ankerwinde unterstützt diesen Plan. Leider können wir dadurch aber nicht direkt die San Blas Inseln ansteuern, sondern gehen erst mal nahe Colon in die Shelter Bay Marina. Wir hoffen, dass wir uns eine neue Ankerwinde dahin liefern lassen können.