Unser lieber Besuch ist am Montag nach einer Woche bei uns wieder abgereist, aber der nächste steht schon bevor. Habe glaube ich schon erwähnt, dass Naila Sarah, unsere mittlerweile fast 5 Monate alte Enkelin, mit ihren Eltern nach Kuba kommt, wo wir sie das erste mal sehen werden.

Bereits für Dienstag 23.04., also den nächsten Tag, ist gutes Wetter vorhergesagt. Der Wind kommt aus Nordost, wir wollen nach Südost. Damit werden wir ihn von der Seite, oder schräg vorne haben. Danach dreht er weiter nach Süden, was uns unangenehmes Segeln bereiten würde.

Also auf dem Rückweg vom Flughafen noch letzte Einkäufe erledigt und den Mietwagen abgegeben. Mit der untergehenden Sonne geht es dann mit den Einkäufen im Dinghy zurück zur Luna Mare.

Dienstag zeitig aufstehen und die Luna Mare reisefertig machen. Wir rechnen damit, dass wir rund rund 24 Stunden benötigen werden. Wollen so ca. 12 Uhr los. Vorher geht es aber noch zur Tankstelle. 300 Liter Diesel tanken. Dann auf Richtung Kuba. Kurz nachdem wir das Ufer hinter uns gelassen haben können wir Segel setzen.

Mit seitlichem Wind, der mit 10 bis 15 Knoten die optimale Geschwindigkeit hat, geht es Richtung Varadero, ca. 140 km östlich von Havanna gelegen. Laut Wikipedia: „Varadero ist ein beliebtes kubanisches Strandurlaubsziel auf der schmalen Halbinsel Hicacos. An der 20 km langen Atlantikküste liegen verschiedene Hotel- und Spa-Anlagen für All-inclusive-Urlauber sowie ein Golfplatz“.

Wir erleben Segeln vom Feinsten und kommen deutlich schneller voran, als geplant. So nähern wir uns am Folgetag um 5 Uhr morgens bereits der kubanischen Küste. Marion weckt mich, wir drehen bei und ich lege mich wieder hin, bis zum Sonnenaufgang. Genau hier hat nun der Wind Richtung Südost gedreht, so dass wir den direkten Weg nicht mehr segeln können, sondern kreuzen müssen.

Also optimal gelaufen, da wir ja bereits kurz vor Kuba sind. Da sich die Skipperin kurz schlafen legt, genieße ich 2 Stunden Segeln bei wenig Wind und ruhiger See. Bringt uns durch das Kreuzen und die langsame Fahrt nicht wirklich voran, aber es ist ein Hochgenuss bei einer Tasse Kaffee und wundervollem Segeln den Tag zu begrüßen.

Gemeinsam mit der Skipperin holen wir dann die Segel ein und legen die letzten Meilen bis zur Marina unter Motor zurück. Marina Gaviota hat ein separates, neues Einklarierungsgebäude, vor dem man direkt anlegen kann.

Einreiseformalitäten

Dann beginnt das Prozedere der Einreise. Eine junge Dame kommt mit einem Formular an Bord, das wir gemeinsam ausfüllen und inspiziert die Luna Mare. Ich zeige ihr unsere frischen Lebensmittel, wobei sie nur darauf hinweist, dass wir diese nicht an Land bringen dürfen, sondern an Bord verzehren müssten. Kein Problem.

Dann zwei weitere junge Damen. Eine mit Photoapparat, die andere mit Formularen. Werden wieder ausgefüllt, wobei ich gar nicht mehr weiß, was wir dort alles ausfüllen mussten. Anyway, anschließend wird das Boot inspiziert. Beide bei bester Laune öffen etliche Schubläden und Stauräume, wobei eine der beiden fleißig Fotos macht. Unser Master Bedroom hat ihnen wohl am Besten gefallen, den darin verschwinden sie kichernd.

Dann noch eine ältere Dame, die sich als Veterinärin vorstellt in Begleitung eines ebenfalls älteren Herren. Auch noch mal das Boot inspizieren. Frage nach Frischfleisch und Eiern. Ja, haben wir im Kühlschrank. Wollen sie es sehen? Nein, schon ok.

Dem Herren fallen kleine Blumentöpfe auf. Da hatten wir erfolglos versucht ein paar Kräuter an Bord zu ziehen. Das sagte ich ihm auch und dass die entsorgt werden könnten. Er fragt nach einem Müllsack, ich tue die Töpfe hinein und will ihm diese übergeben. Er meint nur: Nicht notwendig, die könnten wir entsorgen, sobald wir am Steg liegen.

Dann geht es einzeln zusammen mit dem Reisepass zum Einreisegebäude. Ein Foto wird gemacht, Formulare ausgefüllt und die Touristenkarte, die es uns erlaubt für 30 Tage zu bleiben (kann um weitere 30 Tage verlängert werden), ausgestellt. Und ein Despacho, welches es uns erlaubt, hier in der Marina zu liegen. Muss bei Weiterreise zu einer neuen Marina dort wieder abgegeben werden und wird dann durch ein neues ersetzt.

An verschiedenen Stellen im Internet hatte ich gelesen, dass man bei der Einreise diverse Gebühren zu entrichten hat, insbesondere USD 75 pro Person für die Einreise an sich. Zu unserer positiven Überraschung, null. Keine Cent wurde von uns verlangt. Keine Ahnung warum, vielleicht eine Eigenart diesen Einklarierungsortes? Vielleicht kriegen wir aber die Rechnung noch bei der Abfahrt präsentiert. Mal schauen.

Angekommen in Kuba

Damit sind wir in Kuba angekommen. Allerdings noch nicht im richtigen, den hier sind wir auf einer Halbinsel, die 100% dem Tourismus gewidmet ist. An der Nordseite liegt der Ort Varadero, danach ein Hotel bzw. Ferienressort nach dem anderen, bis zur Südspitze der langgezogenen, aber nicht sehr breiten Insel.

Wir liegen hier ebenfalls in einem Ressort, in das die Marina quasi integriert ist. Es gibt hier einige Restaurants, Souvenir-Läden, aber auch eine Art Supermarkt. Das nötigste kann man da durchaus erstehen. Nur Brot haben wir bisher noch nirgends gesehen. Aber dank knapp 20 kg Mehl, die wir in Key West gekauft hatten, können wir es selber backen.

Marina Varadero

Eine 1a Hotel-/Ressortanlage. Alles ziemlich neu und in bestem Zustand. Vor den Hotelgebäuden und den Restaurants liegen mehr als 10 Katamarane, alle gleich aussehend und alle 50 Fuß lang. Mit denen fahren täglich 100erte Leute insbesondere zur Caya Blanca. Die Ausflügler werden per Bus von allen Ressorts auf Varadero hierher gebracht.

Dann gibt es noch eine Flotte von Motorbooten für Angelausflüge und vor dem Tauchzentrum einige für Tauchausflüge. Ein paar hundert Meter sind es dann zur Marina, in der die Gäste, wie wir, liegen. Riesengroß mit kaum Booten. Abgesehen davon, dass die Katamarane gut besucht sind, macht die Anlage hier, ebenso wie die anderen, den Eindruck, die Auslastung wäre nicht sehr hoch.

Deutlich sieht man das an der Gästemarina. Momentan liegen hier alles in allem rund 10 Boote. Platz wäre wohl für einige hundert. Obwohl alles eigentlich vom Feinsten ist, gibt es doch auch ein paar Stellen, die wohl nicht (mehr) ausreichend gepflegt werden. Vor den Stegen gibt es zig Parkplätze, die verweisen und bei denen schön langsam das Unkraut die Oberhand gewinnt.

Die Duschen sind schön und sauber, aber sowohl bei den Damen als auch bei den Herren zwei von dreien nicht benutzbar und abgeschlossen. Aber bei der geringen Belegung reicht es aus, das es jeweils eine gibt. Und diese ist ausgesprochen ok. Auf der Etage über den Duschen gibt es eine Art Dachgartenbar, wo man ein kaltes Bier für USD 1,50 erhalten kann. Bei einem schönen Blick über die Anlage durchaus immer mal einen Besuch wert.

Wäsche selber waschen kann man nicht, aber für günstige USD 6 pro Maschinenladung kann man diese zum Waschen weggeben. WLAN gibt es, kostet 1 USD pro Stunde und ist ausreichend schnell. Nur so eine Stunde ist halt immer schnell rum.

Varadero und Santa Marta

Es gibt reichlich Taxis hier, die einen für USD 10 nach Varadero (ca. 20 km) bringen. Alternativ kann man einen Touristenbus (Hopp on, hopp off) verwenden. Kostet auch USD 10, dafür kann man diesen aber den ganzen Tag benutzen, also auch für den Rückweg.

Varadero ist, da für Touristen gut erreichbar, auch entsprechend touristisch angehaucht. Es gibt zahlreiche Märkte und Marktstände mit lokalen Kunstwerken und Souvenirs. Etliche Restaurants säumen die Hauptstraße und bieten für USD 5 bis 10 ihre Hauptgerichte an.

Von Varadero aus führt am nördlichen Ende eine Brücke nach Santa Marta, welches man nach rund 1,5 km erreicht. Hinweg haben wir mit dem Taxi (USD 5) genommen, den Rückweg zu Fuß erkundet. Hierher kommen die Touristen schon deutlich weniger. Wir sind hier, da es Samstag und Sonntag den Bauernmarkt gibt. Haben den auch gefunden und uns mit Obst, Gemüse und etwas Fleisch eingedeckt.

Abzocke

Gibt es wohl auch, und zwar an einem Ort, an dem ich das nicht erwartet hätte. Ich hatte kurz vorher gelesen, dass es auf Kuba seit Dezember 2018, also bereits seit 4 Monaten! allgemeines Internet gibt. Also so mit SIM-Karte im Smartphone und mit Datenvolumen.

In Varadero den ETECSA-Laden aufgesucht. Ja, haben wir, kein Problem. Für USD 67 können wir einen Monat unbegrenzt Internet haben. Bisschen teuer, aber wir wollen ja ziemlich genau einen Monat bleiben und auch unser Besuch freut sich bestimmt, wenn wir via Smartphone-Hotspot Internet anbieten können. Außerdem hat es in Key West ziemlich genau so viel gekostet und wir konnten in der Tat unbegrenzt surfen und sogar Videos und Champions League schauen.

Die Dame richtet hinterm Tresen fleißig mein Smartphone ein und gibt mir einen Zettel mit PIN, PUK und Telefonnummer. Sonst nichts, insbesondere keine Quittung. Sie weist noch darauf hin, dass man den Datenempfang immer abstellen sollte, sofern man das Smartphone nicht im Internet nutzt. Aber das ist doch unbegrenztes Internet? Ja, klar.

Auch mein Hinweis auf eine eben erhaltene SMS vom Anbieter, wonach wir eben 600 MB für USD 7 erworben hätten, bringt nur den Verweis: schon ok, das ist normal, Internet ist unbegrenzt. Bei dem freundlichen Lächeln denke ich nichts böses und wir ziehen weiter.

Schon am nächsten Tag kommt der Hinweis „sie haben 80% des Datenvolumens verbraucht“ und kurz später ist Schluss mit unbegrenztem Internet. Haben die tatsächlich USD 60 von USD 67 in die eigene Tasche gesteckt?

Tags darauf nochmal im Laden vorbeigeschaut. Kollegin war da. Ich sage mit meinem spärlichen Spanisch, dass wir für USD 67 Internet gekauft haben, aber anscheinend nur für USD 7 schlappe 600 MB erhalten hätten.

Nein nein, kein Problem, Internet ist unbegrenzt. Spielt am Smartphone herum und zeigt mir anhand von Facebook, dass es sich tatsächlich aktualisiert. Mit gewisser Erleichterung ziehen wir von dannen. Um dann später fest zu stellen, dass FB und whatsapp als Service mit dabei sind und nicht aufs Volumen angerechnet werden.

Alles in allem bin ich mir nun zu 99% sicher, dass wir hier übers Ohr gehauen wurden. Ich vermute aber, Diskussionen im Laden bringen nichts, zumal mein Spanisch dafür nicht ausreicht. Also unter „mal wieder was gelernt“ abbuchen.

Diese Episode vermiest uns den Aufenthalt hier allerdings nicht, sondern wir sind äußerst glücklich und zufrieden hier. Der Strand ist schön, am Swimmingpool kann man entspannt liegen, oder eine Runde schwimmen. Und die Luna Mare liegt sicher und ziemlich ruhig am Steg. Was will man mehr.

Abgesehen davon war das der bisher einzige negative Vorfall hier. Ansonsten alles sehr nett, hilfsbereit und ehrlich. Wobei man aber schon gerade in den Touristengebieten aufpassen muss, dass man nicht abgezockt wird.

Mittlerweile sind wir bereits seit 6 Tagen hier und in ein paar Stunden geht es los, Enkelin mit ihren Eltern am Flughafen Havanna in Empfang nehmen. Wir freuen uns riesig, die drei zu sehen und natürlich darauf, unser 4. Enkelkind herzhaft knuddeln zu können.

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