4 Wochen lang haben wir die Südküste von Puerto Rico sowie die beiden kleineren Inseln (die sog. Spanish Virgin Islands) Culebra und Vieques besucht.

Diese und die Inseln der US Virgin Islands haben uns sehr gut gefallen und sind auf alle Fälle einen Besuch wert. Puerto Rico hat sich optisch schon weitestgehend vom Hurrikan erholt. Leider will die Trump-Regierung die Finanzhilfen für Puerto Rico reduzieren. Die tollen Leute dort schaffen das sicher trotzdem und vielleicht kann Puerto Rico ja Teil der EU werden ;-). Wird ja angeblich ein Platz frei.

Jetzt soll es nach Key West weitergehen. Dorthin kommt lieber Besuch aus Deutschland, bevor es dann Mitte April „rüber“ nach Kuba gehen soll.

Telefonisch bei Customer and Border Protection (CBP) Bescheid gegeben und nachgefragt, was bei einer Direktanreise nach Key West zu beachten ist. Nichts weiter, als dort bei Ankunft kurz bei CBP anzurufen und diese über unsere Ankunft informieren.

Also heißt es am 14. 03. 2019 „Anker auf“ für 920 sm (1.700 km) ab Mayagüez, die wir in 9 Tagen schaffen wollen. Los geht es unter Vorsegel bei mäßigem Wind an die Nordostküste von Hispaniola. Der Wind bleibt mäßig und kommt aus der passenden Richtung. Das ergibt ein gemütliches Segeln, bei dem das Bordleben eine gewisse Routine erfahren kann.

Kochen ist kein Problem, so gibt es nach einem erholsamen Tag mit viel Ausruhen, lesen und Spanisch lernen einen guten Abschluss, bevor es in die Nachtwachen geht. Der Schiffsverkehr hat sich hier vervielfacht. Was aber nur bedeutet, dass man öfter mal auf dem Plotter die Info erhält, dass irgendwo, 10 bis 20 km entfernt, ein Tanker, Frachter, oder Kreuzfahrtschiff unterwegs ist. So bleiben die Nächte ruhig und die Nachtwache kann auf einen regelmäßigen Rundblick beschränkt werden, mit Nickerchen dazwischen.

Resumée: 6 Tage herrliches Segeln mit rund 100 sm pro Tag, nicht schnell, aber in Summe ok.

Stopp. War da nicht noch was, fehlen da nicht noch 300 sm. Ja, kann man aber vergessen.

Wind weg, Flaute. Teilweise geht gar nichts mehr, zwischendurch geht es aber immerhin wieder in die richtige Richtung, allerdings nur mit rund 1 Knoten. Damit wir nicht ganz lethargisch werden, kommt uns zwischendurch ein sog. Squall besuchen.

Da es unser erster richtiger Squall ist, haben wir uns zur Begrüßung adäquat gekleidet. Badeanzug bzw. Badehose. Ab ins Cockpit, die Skipperin refft, ich übernehme das Ruder, da der Autopilot mit den heftigen Böen überfordert ist.

Und schon ergießt sich ein Platzregen über uns. Der Wind geht von quasi null auf 20 bis 25 kn hoch. Das ist jetzt nicht besonders viel, aber die sekundenschnelle Veränderung ist die Herausforderung. Jede Böe legt die Luna Mare zur Seite, die erste (vorm Reffen) hat uns so weit zur Seite geneigt, dass die Süllkante (Bootsrand) schon die Wasseroberfläche berührt hat.

Trotz reichlich Wind bring einen das dann auch nicht wirklich voran, zumal nach ca. einer Viertelstunde der Spuk auch wieder vorüber ist und die Flaute / Schwachwindphase uns wieder hat.

Ein paar Stunden später kommt der nächste Squall, so dass wir das beim ersten Erlernte gleich mal anwenden können.

Nach rund 9 Stunden kommt so um 1 Uhr nachts etwas Wind auf, der uns auf satte 3 kn beschleunigt. Macht er aber nur kurz, ab 3 Uhr ist wieder Schluss damit. Die letzten 24 Stunden haben wir damit gerade mal 39 sm zurück gelegt. Durchschnitt 3 km/h, also langsamer als ein Fußgänger.

Die nächsten 24 Stunden bringen dann etwas Abwechslung. Viel Wind, der uns allerdings auch nicht wirklich voranbringt. Dabei sieht es anfangs so gut aus. Der Wind kommt so, dass wir nur geringfügig vom Kurs abweichen müssen, aber ab dem nächsten Wegpunkt, mit leicht geändertem Kurs, sollte es perfekt passen.

Da wir Wasser und Strom für die Batterien benötigen legen wir die 8 sm unter Motor zurück. Um 16 Uhr am Wegpunkt angekommen, Motor aus, Segel positioniert. Was ist jetzt los. Der Kurs passt ja überhaupt nicht. Schnell erkannt: Wind hat sich so gedreht, dass er nun ziemlich direkt aus der Richtung kommt, in die wir Segeln wollen (Nordwest, Nord war angesagt).

Also Kreuzen. Hart am Wind, wo wir den Wind in voller Pracht genießen können, ohne wirklich voranzukommen. Bei der Wende um 1 Uhr nachts dann eine unangenehme Überraschung. Das Vorsegel rauscht aus, das Reffband ist gerissen (Schon zum dritten Mal, möglicherweise die Schwachstelle beim Facnor-System?).

Volles Vorsegel erscheint uns bei dem Wind zu viel des Guten. Da wir es nicht um das Vorstag wickeln können, nehmen wir es weg. Wir haben ja noch ein Kutterstag und diverse Segel im Boot.

In einer Marina hatten wir das schon mal getestet, heute kommt der erste Echteinsatz. Leider vergessen, dass das größere der Segel, die wir haben, zu lang für das Kutterstag ist. Also wieder einholen und notdürftig im Vorschiff verstauen.

Mit dem zweiten klappt es dann und wir sind so gegen 3:30 Uhr wieder mit gerefftem Großsegel und kleinerem Vorsegel unterwegs. 2,5 Stunden nur um ein Segel zu wechseln. Da müssen wir wohl noch etwas schneller werden.

Links, das Verbindungsstück des Gurtes ist zweimal gerissen, und jetzt der Gurt quasi mitten drin.
Das kleinere Vorsegel am Kutterstag.

Der Zickzackkurs, oder auch kreuzen genannt, bringt trotz reduzierter Segelfläche zwar 4 bis 5 kn Fahrt, aber halt nicht Richtung Ziel. So näherten wir uns diesem während 24 Stunden wieder nur um 52 sm. Damit wird klar, dass wir nicht 9, sondern mindestens 10 Tage benötigen werden. Aber halb so schlimm.

Und die letzten zwei Tage läuft es dann auch wieder besser. Beständiger Wind, jetzt teils seitlich oder achterlich, bringt uns nicht im Höllentempo, aber kontinuierlich dem Ziel näher. Durch etwas seitliche Strömung in der Straße von Florida wird es gegen Ende hin nochmal etwas schauckeliger, aber mit dem Ziel vor Augen macht das nichts aus.

Der zunehmende Wind aus der richtigen Richtung hat es uns dann ermöglicht, Nachmittags anzukommen. Bei CBP angemeldet per kurzem Telefonat und mit dem Mooring Feld Betreiber das Einchecken für den kommenden Vormittag vereinbart.

Nun ein bis zwei Anlegerdrinks und klar Schiff machen, bevor wir Key West und Umgebung erkunden wollen.

Mooringfeld vor Key West.
Auch hier gibt es zurückgelassene Boote.
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