Nachdem das Rigg wieder drauf ist und alles wieder an seiner richtigen Stelle untergebracht ist, sieht Luna Mare wieder wie ein richtiges Segelboot aus. So ohne Rigg war das schon ein eher trostloser Anblick. Und kaum zu glauben, dass es nach so relativ kurzer Zeit den Weg zurück vom Pazifik in den Atlantik geschafft hat.

Luna Mare ist pünktlich am 11. Mai hier in Mystic angekommen. Geht am gleichen Tag noch zurück ins Wasser, so dass wir sie auch direkt wieder beziehen können. Insgesamt hat sie den Transport gut überstanden. Beim verstauen der letzten Sachen im Boot hat das Werftpersonal in Anacortes leider vergessen, die Luke am Niedergang zu schließen. So hat sich in der Bilge einiges an Regenwasser angesammelt, aber glücklicherweise keinen nennenswerten Wasserschaden verursacht. Da glaubst du, wenn das Boot aus dem Wasser ist, kann es keines mehr im Boot geben. Aber bei Luna Mare geht es halt nicht ohne.

Am Donnerstag geht es los, zurück über den Atlantik, über die Azoren nach Lanzarote. Goodby North-America. Nach den grenzwertigen Grenzerfahrungen in Prince Rupert (Kanada) und Friday Harbor (USA), hege ich nicht den Wunsch, jemals hierher zurück zu kehren. Ein zweites Mal muss ich mir so etwas nicht antun. Gibt schließlich noch genügend Länder, wo wir das ein erstes Mal erleben können ;-).

Wir hatten aber eine insgesamt wundervolle Zeit hier in Nordamerika verbringen dürfen. Und letztlich bin ich selbstverständlich dankbar, dass man uns die Einreise in beide Länder, wenn auch jeweils erst im zweiten Step, erlaubt hat. Vor allem, dass wir dadurch mit der Luna Mare auf die Ostküste wechseln konnten, um von hier die Rückreise nach Europa antreten zu können.

Alles in allem zwei wundervolle Länder, Kanada und USA, und mit eben ein paar ganz wenigen Ausnahmen ganz tolle Menschen, freundlich, hilfsbereit und weltoffen, die wir hier kennen lernen durften (siehe weiter unten „Leute“). Covid-19 hat das Ganze natürlich nicht einfacher gemacht, aber dank USA sind wir beide mittlerweile das zweite Mal geimpft. Ein schrecklicher Gedanke, unterwegs während der nächsten 3 Wochen an Bord ernsthaft zu erkranken. Ab Samstag (14 Tage nach der 2. Impfung) gelten wir als „fully vaccinated“, also als vollständig geimpft.

Glück haben wir auch mit dem Wetter hier in Mystic/Connecticut (weiß erst seit heute, dass es nicht Conneticut heißt, wie peinlich). Bisher fast nur Sonnenschein, gelegentlich leicht bewölkt, aber kaum Regen. Dank June haben wir hier einen tollen Liegeplatz an ihrer Mooringboje. Kleine Dinghitour zu einem Dinghisteg mitten in der Altstadt, von wo aus es nur ein paar Schritte zum geparkten Leihwagen sind.

Den haben wir uns für die letzten Tage noch gegönnt. Sind ja doch einige Erledigungen zu machen, bevor es losgehen kann. Und zu Fuß erreicht man die Eisdiele, aber halt keinen Supermarkt. Und Proviant ist einiges ran zu schleppen. Nach unserem Pazifikerlebnis wissen wir, dass man besser reichlich davon dabei hat.

Heute ging es noch zum Waschsalon, morgen nochmal für insbesondere Obst und Gemüse zum Aldi, übermorgen zum Ausklarieren und zur Mietwagenabgabe, so dass es dann Tags darauf, am Donnerstag, „Leinen los“ heißen kann.

Wir rechnen mit mindestens 3 Wochen für die 2.000 sm bis zu den Azoren. So wie es aussieht erwarten uns sehr stark wechselnde Wetterverhältnisse. Wind von Flaute bis > 40 kn abwechselnd aus allen Himmelsrichtungen. Eigentlich ist der Westwind hier vorherrschend, momentan aber mit längeren Phasen mit Wind aus östlichen Richtungen durchsetzt.

Leute:

Eine sehr tolle Seglerrunde hatte sich vor Hawaii eingefunden:

Brian (SV Carpe Ventus), der seine geplante Weltumsegelung wegen COVID-19 abbrach und zurück nach Nanaimo/BC gesegelt ist und den wir in Campbell River nochmals trafen.

Uwe (SV Tara), ebenfalls aus Deutschland gestartet und von dort aus nach Bellingham/WA, wo seine Tara auf ihn wartet, bis er wieder einreisen kann.

Jess, James, Maren und Kaia (SV Soteria), die wir mit ein paar Tipps hinsichtlich Hawaii bei deren Anreise unterstützen durften und die uns dann während unserer Zeit in Nordamerika immer wieder mit Rat und Tat zur Seite standen. Wieder getroffen in Alaska in mehreren Marinas. Mittlerweile haben sie ihr Segelboot verkauft und sind dabei, sich in Montana nieder zu lassen.

Richard (SV Darwind) mit seinen 20 Jahren nach US-Recht zu jung um Bier zu trinken, aber alt genug, um mit seinem 26 Fuß-Boot einen Pazifikrunde zu drehen. Auch in bewog COVID-19 nach Hause zurück zu kehren. In konnten wir in Anchorage besuchen, dabei seine tolle Familie kennen lernen und haben ihn kurz vor unserer dortigen Abreise nochmal in Anacortes getroffen. Ab Herbst geht es für ihn in Bellingham aufs College, Meereskunde steht an.

Joanna, Paul und Rosie (SV Tomten), die ebenfalls zurück in ihre Heimat, in diesem Falle Bellingham/WA sind und die wir in Anacortes nochmal trafen.

Darüber hinaus Doreen und Marc (SV Imani), Jeff (SV Amanti), Guy und Marie (SV Notre Rêve), Mark und Heidi (SV Estelle), Jim (SV Cheyenne), Mark (SV En Passant), Jon, Christine und Dylan (SV Free Spirit) und Jordon (SV Khira)

In Campbell River trafen wir unter anderem auf ganz liebe Stegnachbarn

Bren and Clay (SV Sanssouci), Marty und Mae (SV Wind Gypsy), Logan und Taryn (SV Wayward). Alle 3 Paare livaboards, die im Sommer die Inside Passage mit den Gulf Islands und St. Juan Islands unsicher machen und den Winter in einer Marina wie Campbell River verbringen.

Bob (MV) ein früherer Skirennläufer, dessen Sohn im kanadischen Ski-Nationalteam ist und Mark (MV), der ein Polizeiboot aus den 70ern umgebaut hat.

Und insbesondere Tracy (airbnb), die uns als airbnb-Host während unserer Quarantäne aufgenommen hat und dann zur Freundin wurde. Mit ihr haben wir etliche tolle Spaziergänge unternommen und herrliche Stellen auf Vancouver Island kennen gelernt, die wir ohne sie nie gefunden hätten.

Binny (Campbell River Mirror), eine junge Journalisten aus Indien, Mitbewohnerin von Tracy, die uns für den weltweit bekannten „Campbell River Mirror“ interviewt hatte.

Darüber hinaus viele viele nette und freundliche Menschen in den Marinas, Werften, Supermärkten, Hotels, airbnb-Unterkünften und wo überall sonst noch wir sie treffen durften.

Und dann hier in Mystic zu guter letzt June, eine Bekannte von Jess und James (SV Soteria), die uns ihre Mooringboje überlassen hat, an der wir die letzten Tage in Nordamerika bis zu unserer zweiten Atlantiküberquerung verbringen dürfen.

War eine tolle Zeit hier seit unserer Hawaii-Ankunft im März 2020, der Zeitpunkt, an dem wir zum ersten Mal von dem Virus erfahren haben, der uns alle seitdem begleitet und für uns durch die zweite Impfung hoffentlich seinen Schrecken verloren hat.

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