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Rauchend nach Cherbourg!

Von Dunkerque geht es los Richtung der Engstelle im Channel, der Straße von Dover. Da haben wir schon einiges drüber gehört, insofern nähern wir uns dieser mit großem Respekt. Mit dem Wind hatten wir das so vereinbart, dass er bis dahin noch gegen uns sein kann, danach aber so dreht, dass er uns zügig raus aufs offene Meer bringt, wo wir dann nach Süden Richtung Iberischer Halbinsel abbiegen können.

Unter Motor dann die Straße überquert und, nichts los. Zwei Fähren kommen uns etwas näher, aber nicht dramatisch. Kurze Zeit später können wir tatsächlich Segel setzen, also Motor aus. Als ich kurz darauf den Niedergang ins Boot runtergehe, riecht es irgendwie, wie beim Bohren zu heiß gewordenes Holz. Nase hierhin und dahin gesteckt, alles ok. Geruch scheint aus dem Batterie-/Elektroschrank zu kommen. Dort zeigt aber keines der Geräte Überhitzungserscheinungen.

Das mit dem Wind war dann doch nicht so wie vereinbart. Zum einen wechselt er laufend die Richtung und dann auch noch die Geschwindigkeit, zwischendurch mal von knapp über Null Knoten auf geschmeidige 30 kn. Was natürlich schnelles Reffen zur Folge hat.

Als der Wind dann schon wieder eine Pause einlegt, Motor an. Beim Gang ins Boot wieder dieser Geruch. Nase hierhin und dorthin gesteckt, der Geruch kommt wieder aus Richtung Batterie-/Elektroschrank. Geöffnet und leichte Panik. Die EM-Box raucht! Schnell Motor aus, Verbraucher abgeschaltet und schon mal nachgedacht wo der Feuerlöscher ist. Aber der Rauch stellt sich direkt ein. (EM-Box: Energiemanagement, diese Box verbindet Ladegeräte und Batterien und bietet Informationen über den Zustand der Batterien und woher der Strom kommt bzw. wo er verbraucht wird). Mehr Info hier. Hört sich theoretisch doch toll an.

Irgendwie scheint die Rauchentwicklung mit dem Motor bzw. der Lichtmaschine zusammen zu hängen. Um uns zu vergewissern, nochmal Motor an und in der Tat, die EM-Box raucht wieder. Also Motor aus, Lieferant angerufen, glücklicherweise erreicht. Es ist wohl der Stromverteiler, der den Ladestrom der Lichtmaschine gerecht auf unserer drei Batterien verteilt. Sein Vorschlag, den Lichtmaschinenanschluss direkt auf einen Batterieanschluss zu legen hilft. Die EM-Box raucht nicht mehr.

Der Lieferant bietet direkt an, ein Austauschgerät an eine Adresse unserer Wahl zu liefern. So soll Service sein.

Allerdings geht der Motor laufend aus. Symptome so wie damals vor Wladyslawowo, wo wir uns haben hineinschleppen lassen. Jetzt zeigt sich aber, dass er immer mal wieder anspringt, mal läuft er länger, mal nur kurz. Schöner Mist. Wir vermuten schnell, dass da möglicherweise ein Zusammenhang mit der EM-Box besteht, diese regelt nämlich die Lichtmaschine. Möglicherweise schaltet die Motorelektronik ab, sobald sie Info hinsichtlich Problemen bei der Lichtmaschine bekommt.

Motor benötigen wir eigentlich nur um in den Hafen zu kommen, normalerweise. Aber da wir die Anschlüsse an der EM-Box ändern mussten, jetzt auch zum Strom erzeugen. Egal, weiter geht es.

Cherbourg

Wir haben weiterhin wechselnden Wind, aber überwiegend so, dass er uns relativ zügig Richtung Cherbourg bringt. Aber kurz davor dreht der Wind von Nord auf West und später sogar auf Südwest. Also kreuzen. Zunächst auf rund 230 Grad Richtung Cherbourg. Irgendwie habe ich den Verdacht, die Luna Mare möchte nicht mehr weiter, sondern in Cherbourg anlegen. Quatsch, wer hat den hier das Sagen!

Es ist Mittwoch 21 Uhr, als wir kurz vor Cherbourg eine Funknetzanbindung haben. Schnell Wetterdaten herunterladen und danach eine Wende fahren. Hoffe dass wir beim neuen Kurs < 360 Grad bleiben und tatsächlich, mit 350 Grad geht es in die andere Richtung. So kreuzen wir durch die Nacht, was anstrengender als sonst ist, da wir den Kurs sehr genau halten müssen. Sind wir zu sehr am Wind, kommen wir zwar besser Richtung Ziel, werden aber langsam bis zum Stillstand. Sind wir zu wenig am Wind, sind wir zwar schneller, kommen aber halt nicht wirklich Richtung Ziel.

Nach meiner Freiwache einen Blick auf den Plotter, während der letzten drei Stunden hat sich die Richtung doch deutlich geändert. Eine Wende ist ohnehin nötig, aber die neue Richtung macht nicht wirklich Spaß, aber seht selber.

Die Linien zeigen wie wir es erhofft hatten, wie es dann zumindest hätte sein sollen (grüne Linie), und wie es tatsächlich war (blaue Linie. Den rot markierten Bereich waren wir mit Motor unterwegs, bis er wieder ausging, um Strom zu laden und etwas Strecke gut zu machen).

Nach dem ersten Kaffee erst mal die gestern heruntergeladenen Wetterdaten geprüft. Absolut nichts mehr zu sehen vom beständigen Nordwind. Heute noch aus West bis Südwest, Freitag dann tatsächlich Nordwind (allerdings relativ schwach) und ab Samstag direkt aus Süden, dann zunehmend auf 30 kn und in Böen darüber. So fällt 12 Stunden nachdem wir bereits kurz vor Cherbourg waren die Entscheidung, eben dahin zu gehen.

Luna Mare ist halt doch klüger und hatte absolut recht. Uns gefällt es sehr gut hier. Stadt etwas erkundigen, einkaufen und am Abend eine Pizza auf dem Cobb-Grill gebacken (hat dieses Mal mit dem speziellen Backblech auch gut funktioniert), danach zu einem Gratis-Konzert an einem der Plätze Cherbourgs.

Die EM-Austausch-Box lassen wir nun hierher liefern und warten entsprechend bis diese hier ist (hoffe, die ist wie versprochen bereits auf dem Weg, allerdings haben wir rund zwei Tage später noch keine Nummer zur Sendungsverfolgung erhalten) und danach auf ein passendes Wetterfenster für die Weiterfahrt (welches für den Wettervorhersagezeitraum von 5 Tagen ohnehin noch nicht in Sicht ist).

 

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