Schnell stellt sich heraus, der Ausflug hierher ist eine gute Idee. Es ist allerdings sehr hilfreich, einen Leihwagen zu buchen, da es allein für den Einkauf von der Marina aus ein 45-minütiger Fußweg zum nächsten Carrefour ist.

Insbesondere aber wollen wir einiges erkunden.  Nach der Kasbah (Festungsanlage) von Agadir geht es nach Essaouira. Den dortigen Souk (Markt) und die Medina (Altstadt) aufsuchen. Auch dort gibt es eine ausgedehnte Verteidigungsanlage gegen Angreifer von See her. Wie wir vor rund 5 Jahren beim letzten Besuch von Marokko (Casablanca und Marrakesch) schon erfahren durften, auf dem Markt sind alle sehr freundlich, verkaufen einem auch gerne etwas, sind aber nur in wenigen Ausnahmefällen unangenehm aufdringlich.

Fahrten zum Anti-Atlas stehen auf dem Programm. Tolle kurvenreiche Strecken durch eine karge und zerklüftete Landschaft mit wenig grün wie z.B. im „Paradies-Tal“. Die „Cascades“ liegen auf dem Weg, ein Wasserfall, momentan allerdings ohne Wasser. Verschiedene kleinere Orte die ein ursprüngliches Ambiente versprühen.

Etwas im Kontrast dazu Agadir, eine quirlige moderne Stadt, deren Stadtbild auch durch eine Universität bestimmt ist. Die Marina ist etwas separat, umgeben von Restaurants und Boutiquen. Der Bereich am Kopfende des Hafenbeckens ist ein kostenpflichtiger Parkplatz, der mit rund € 10 pro Tag zu Buche schlägt. Man sieht, dass man auch hier gerne mit größeren Autos der Marken Audi, BMW, Mercedes und Porsche unterwegs ist. Auch etliche VW Touareg finden sich auf dem Parkplatz ein.

Den gefühlt endlos langen Sandstrand hatte ich im letzten Blog bereits erwähnt.

In Agadir selbst gibt es auch einen Souk, dessen Besuch sich lohnt. Da Agadir 1960 durch ein Erdbeben (der schwersten Naturkatastrophe in der Geschichte Marokkos) fast komplett zerstört wurde, gibt es keine ursprüngliche Medina. Ein Architekt hat eine konzipiert und entsprechend künstlich steht sie da. Aber durchaus einen kleinen Spaziergang wert. Es fehlt allerdings das Altstadtleben, da es nur ein paar archetektonisch eingepasste Souvenirläden gibt. Allerdings wird um das Areal herum kräftig Wohnraum gebaut. Vielleicht gibt es dann mehr Leben in der Medina, abgesehen von den momentan noch wenigen Besuchern, die dort für 40 Dirham Eintritt eine Runde drehen.

Auch beim Krokodilpark legen wir einen Stopp ein. Laut dortiger Information werden hier Nil-Krokodile großgezogen, bevor diese dann an den Nil umziehen. Gibt noch einen Kaktusgarten, ein Schlangenhaus und alle paar Stunden die Fütterung der Krokodile zu bewundern.

Wir besuchen noch einen kleinen Nationalpark südlich von Agadir, durch den uns ein ausgesprochen sympathischer Guide führt.

Kochen tun wir wie gewohnt überwiegend selbst, obwohl es eigentlich günstiger und auch lecker ist, dortige Restaurants aufzusuchen. Machen wir an einigen Tagen auch. Tajines und Couscous-Gerichte sind die lokalen Spezialitäten. Dazu den grünen Tee mit Minze. Wir haben uns eine dafür typische Teekanne besorgt, so dass es diesen nunmehr auch auf der Luna Mare des Öfteren mal gibt.

240 sm zurück nach Arrecife

Und schon ist wieder eine Woche vorbei. Die Rückfahrt nach Arrecife haben wir grob für den Mittwoch eingeplant. Laut Wetterbericht wird es aber ab da stärkeren Wind geben, was sich erst zum Wochenende hin beruhigen soll. Nach stärkerem Wind dauert es aber meist noch eine Weile, bis sich auch die Wellen beruhigen.

Am Dienstag zu starten wäre aber eine Option. Anfangs etwas schwachwindig und dann bei Windstärke 5 bis 6 guter Segelwind aus leicht achterlicher Richtung. Da unser Aktionsradius ohne Mietwagen, den wir am Dienstag ohnehin zurückgeben müssten, stark eingeschränkt wäre, legen wir den Dienstag als Startdatum für die Rückreise fest.

So geben wir am Montag den Mietwagen zurück und gönnen uns zum Abschied (und weil der Skipper eh Geburtstag hat) ein Abendessen in einem netten Restaurant in Strandnähe. Von dort ein Strandspaziergang zurück zur Marina.

Sodann Luna Mare abreisefertig machen und am Dienstag nach dem Ausklarieren so gegen 11 Uhr geht es los. Da es laut Vorhersage zunehmend Wind aus Nord herankommend geben soll, geht es erstmal mit einem Kurz von 270° nach Westen. So wollen wir das Windgebiet schneller erreichen, bevor wir dann mit einem Kurz von rund 230° Arrecife ansteuern wollen.

Leider lässt der Wind länger auf sich warten, als erhofft. So geht es mit Motor durch die komplette Nacht. Nicht sehr komfortabel und mit rund 4 kn auch nicht wirklich schnell. Ein Ankommen im Laufe des Donnerstags sollte trotzdem möglich sein.

Dann nach rund der Hälfte der 240 sm nähert sich der Wind den 10 kn. Genervt von dem langen motoren setzen wir Segel. Auch wenn es nur langsam vorangehen sollte, ist das 1000 mal angenehmer als unter Motor unterwegs zu sein.

Doch Luna Mare geht ganz gut ab. Obwohl es „nur“ 10 kn Wind sind, machen wir 5 kn Fahrt. Ein paar Stunden später nimmt der Wind dann auf teilweise über 20 kn zu und wir rasen mit teils über 7 kn über den Atlantik.

Zur Nacht reffen wir. Trotz verkleinertem Vorsegel und dem Groß im 2. Reff „düsen“ wir mit 6 bis 7 kn Richtung Arrecife. Wundervolles Segeln. Klar, nach 2 Jahren in der ruhigen Marina sind die ruppigen Bootsbewegungen noch etwas gewöhnungsbedürftig, aber abgesehen davon Segeln vom Feinsten.

Auch die Skipperin ist bester Laune, denn die Seekrankheit ist dieses Mal keine Begleiterin. Die Tabletten, von denen sie trotzdem noch hin und wieder eine nimmt, machen wie üblich müde. So verbringt sie die meiste Zeit in der Achterkoje. Die ziemlich tief und mittig, so dass dort die Bootsbewegungen am angenehmsten sind.

Da wir wie erwähnt hurtig unterwegs sind, nähern wir uns in der folgenden Nacht bereits gegen 3 Uhr Arrecife. Nachts ankommen, zudem bei Wind um die 20 kn wollen wir nicht, also drehen wir bei und erwarten bei einem guten Schlaf den Sonnenaufgang. Gelegentlicher Blick ums Boot, um sicher zu gehen, dass wir niemandem im Wege stehen.

Nach Sonnenaufgang dann die letzten 5 sm plus die 6 sm „Versatz“ während des Beiliegens unter Segel Richtung Marina Lanzarote, die wir dann auch zügig erreichen. Die Skipperin legt an, ein paar helfende Hände an den Leinen und unser Ausflug nach Agadir ist Geschichte.

Bei unserem gewohnten täglichen Weg zum Hipperdino am nächsten Tag stellen wir beide übereinstimmend fest, dass uns unser Ausflug nach Agadir unwirklich erscheint. Waren wir da wirklich? Die Bilder sagen ja.

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