Nach fast genau zwei Jahren verlässt Luna Mare zum ersten Mal wieder die Marina Lanzarote. Nachdem (hoffentlich) alles für die nächste Atlantiküberquerung vorbereitet ist, wollen wir einen Testtörn unternehmen.

Ziel: Agadir/Marokko.

Ein Blick auf die Seekarte zeigt, dass sich Agadir unweit von Lanzarote befindet (220 sm) und, sofern der Wind aus Nord, oder sogar mit einer westlichen Komponente ankommt, kein Kreuzen erforderlich sein wird.

Ein genauerer Blick bestätigt das. Der Windeinfallswinkel soll anfangs bei 45° – 50° liegen, um dann später auf 60° zu wandern. Also anfangs noch etwas hart am Wind, bei 60° sollte es aber bereits halbwegs angenehmes Segeln werden.

Beim täglichen Abruf der Wetterdatem stellt sich Freitag, der 16. Juni als passend heraus. Wind ist für die gesamte Strecke im Bereich von 15 bis 20 Knoten vorhergesagt. Für unseren „fat boy“ die genau richtige Dosis.

Leinen los

Alles an Bord wird wieder seefest gemacht. Trotz der langen Pause wissen wir noch, auf was zu achten ist. Dank der Hilfe von Catherine und Frank von der SY Witch und noch zwei weiteren Stegnachbarn gelingt das Ablege Manöver ohne Probleme und es ist so weit. Nach 23 Monaten und 2 Wochen lässt Luna Mare die Hafenmauern hinter sich.

Direkt danach können wir Segel setzen, den Motor abstellen und Kurs Agadir anlegen. Es gibt keine „Hindernisse“ auf dem Weg, wir können den eingestellten Kurs von 67° also die gesamten 220 sm beibehalten. Wobei ein kleines gibt es noch kurz später, der Wind kommt etwas östlicher als Nord, wodurch wir den Kurs für kurze Zeit nicht halten können und etwas südlicher segeln müssen.

Das aber nur für kurze Zeit. Der Autopilot ist auf Windnavigation eingestellt und steuert das Boot damit selbstständig auf dem richtigen Kurs, sobald der Wind dies erlaubt.

Es geht jedoch hart am Wind etwas ruppig los. In weiser Vorahnung hat die Skipperin bereits eine Tablette gegen Seekrankheit genommen. Schnell wird ihr trotzdem etwas mau im Magenbereich, weshalb sie sich kurzerhand in die Koje verzieht (um dort leider den Großteil des Törns zu verbringen).

Die Bewegungen des Bootes sind etwas ruppig und gewöhnungsbedürftig, so hält sich auch bei mir der Appetit in Grenzen. Ansonsten geht es bei moderatem Wind, der nur selten die 20 kn überschreitet mit 5 bis teilweise mehr als 6 Knoten Fahrt zügig Richtung Agadir.

1. Nacht

Gegen 21 Uhr verlässt uns die Sonne für 9 Stunden und wir machen unseren ersten Kojentausch. Marion wechselt auf die „Koje des Wachhabenden“ und ich in die für die „Freiwache“. Diesen Kojenwechsel machen wir noch 2-mal alle 3 Stunden, bevor ich dann um 6 Uhr die „Tagesschicht“ übernehme.

Bei den momentanen Windverhältnissen haben wir ordentlich Schräglage, obwohl wir das Großsegel bereits im 1. Reff haben. Um es für die Skipperin noch etwas angenehmer zu gestalten, gehen wir ins 2. Reff. Das Vorsegel haben wir zu rund 90% draußen. Damit segeln wir deutlich aufrechter, was das Liegen in der Koje auch deutlich angenehmer macht.

Die Nacht verläuft ereignislos, auf dem Plotter kann man erkennen, dass sich in einer Entfernung von mehr als 5 sm ein paar Frachter und Tanker befinden, aber näher traut sich keiner ran. Das ist gut so, denn dadurch kann die Skipperin überwiegend in liegender Form ihre 2 mal 3 Stunden Nachtwache übernehmen. Durch ihre langjährige Erfahrung als „Nachtschwester“ bzw. „Gesundheitspflegerin im Nachtdienst“ hat sie ja Erfahrung darin, wie man die Zeit am besten rumbringt.

2. Tag

Mit einer Tasse Kaffee begrüße ich dann gemeinsam mit der Sonne den neuen Tag. Mittlerweile hat der Wind zu unseren Gunsten etwas gedreht, so dass er das Boot nunmehr aus rund 60° erreicht. Das ist nominell nur ein geringer Unterschied zu den 50° von vorher, auf den Segelkomfort hat es doch bereits eine positive Auswirkung.

Der Wind trifft nur noch mit 15 kn oder weniger auf Luna Mare. Obwohl wir im 2. Reff sind, machen wir weiterhin 4 bis 5 Knoten Fahrt. Das reicht locker aus, um morgen irgendwann zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang anzukommen.

Bereits gestern hatte ich unsere aktualisierte Angelausrüstung, in diesem Falle unsere Schleppangel, im Einsatz. Erfolglos. Mir fällt dabei ein, dass der Köter dem potenziellen Abendessen und nicht mir gefallen soll. Also nochmal ändern, von einem eher dezentfarbenen zu einem etwas Grelleren.

Und tatsächlich beißt nach einiger Zeit ein kleiner „Echter Bonito“ an. Genau die richtige Größe für unseren Appetit. Da dieser bei der Skipperin noch nicht sehr ausgeprägt ist, wird er sogar für zwei Tage reichen. Ordentlich zerlegt findet er den Weg in unser Kühlfach. Einen Teil davon lege ich in eine Marinade aus Olivenöl, Zitronensaft, Knoblauch, Salz und Pfeffer.

Ansonsten verläuft der Tag ereignislos, was natürlich sehr gut ist. Ich genieße das wirklich wundervolle Segeln und die Skipperin die mittlerweile doch sehr aufrichtige Lage des Bootes und die zunehmend ruhigere See in der Koje.

Am Abend dann ein geniales Abendessen für mich. Den vorher eingelegten Bonito kurz angebraten, dazu eine Scheibe Brot mit Butter und … (oje, geht das jetzt schon wieder los? – Oh ja!) Krautsalat.

2. Nacht

Da es sich ja nur um einen Kurztrip handelt, ist die zweite Nacht auch bereits die letzte. Auch diese wieder ereignislos. Gegen morgen sind einige Lichter von Fischerbooten zu sehen. Leider ohne AIS, so dass man den Abstand nur schätzen kann. Aber rein optisch weit weg, so dass ein Blick alle 30 Minuten ausreicht, um etwaige Veränderungen zu erkennen.

Ankunftstag

Beim Wachwechsel um 6 Uhr liegen gerade mal 20 sm vor uns. Eine Ankunft auch bei etwas langsamerer Fahrt um die Mittagszeit herum ist absehbar.

Je weiter wir uns der Küste nähern, umso mehr Fischerboote auch kleinerer Größe schwirren um uns herum. Einige wenige Markierungen (Bojen) von Netzen schwimmen im Wasser, aber keine stellt sich uns in den Weg.

Die kleineren Fischerboote sind ungefähr 5 m lang, bunt und mit einem Außenborder betrieben. Und damit doch nicht so langsam, wie der Skipper so meint. Eben war noch keines in unserer Nähe, beim nächsten Blick steht eins direkt an unserer Seite und wartet, bis wir vorbei sind. Während wir ihn passieren ein freundliches Winken und sobald wir durch sind, setzt er seine Fahrt mitsamt den ausgebrachten Netzen fort. Fischer der sehr freundlichen Art.

5 sm vor der Marina lässt der Wind nach. Wir nutzen die Gelegenheit, um die Segel zu bergen und legen den Rest der Strecke unter Motor zurück. Diesen hatten wir seit dem Segelsetzen vor Arrecife nicht mehr benötigt. Unsere 300 Ah-Batterie ist noch bei 50% und das, obwohl wir gestern und heute unter einem wolkenverhangenen Himmel unterwegs waren. Nur der Windgenerator (der dank einer etwas verbesserten Befestigung deutlich leiser arbeitet als in der Vergangenheit) hat etwas Strom nachgeladen. Da macht sich die neue Pumpe des Autopiloten bemerkbar, die nicht nur etwas leiser arbeitet als die Alte, sondern auch deutlich weniger Strom benötigt. Passt.

Laut Revierführer würde die Marina auf einen Anruf per Funk nicht reagieren, aber trotzdem für Unterstützung beim Anlegen bereitstehen. Und so ist es dann auch. Mein Funkanruf bleibt unbeantwortet, aber beim Einbiegen in die Marine winkt uns ein freundlicher Marinero zu und weist uns den Weg zur Box, wo bereits ein zweiter bereitsteht, um uns beim Anlegen behilflich zu sein.

Einklarieren funktioniert problemlos, obwohl es Sonntagmittag ist. Keine 10 Minuten nachdem wir das Anlegemanöver beenden, erscheinen drei freundliche Herren für den Papierkram. Auch eine kurze „Room-Tour“ steht auf dem Programm. Um die 15 Minuten später verabschieden sich die drei wieder und einer von ihnen bringt kurz darauf unsere frisch gestempelten Pässe zurück.

Erster Eindruck

Wir machen uns gleich auf den Weg zu ersten Erkundungen. Gleich ums Eck befindet sich ein kolossaler Sandstrand. Laut Reiseführer erstreckt sich dieser über 9 km. Da Wochenende ist, herrscht dort buntes Treiben. Beachvolleyball und Strandfußball-Turniere neben all den Sonnenanbetern und Wasserratten.

Dann noch in ein Café und schon geht es zurück zur Luna Mare. Abendessen. Es gibt Spaghetti mit dem restlichen Bonito und …. Krautsalat.

Erster Landtag

Am heutigen Montag haben wir schon etwas Agadir erkundet. Zunächst nach dem Frühstück noch den Katamaran „Blue Joline“ mit Petra, Bernd und deren drei erwachsenen Kindern verabschiedet (die segeln nach Arrecife, wo wir sie dann nächste Woche wiedersehen werden). Danach beim Hafenmeister anmelden, eine SIM-Karte für gutes Internet erwerben und wenig später zur Mietwagenstation.

Auch dort etwas Papierkram und dann geht es los durch den hier landestypisch schon etwas quirligen Straßenverkehr. Mit der erst kürzlich eröffneten Seilbahn geht es hoch zur „Kasbah“, von wo wir einen herrlichen Ausblick genießen können. Anschließend noch zu Carrefour, etwas Fisch und Salat fürs Abendessen einkaufen.

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