Wie ziemlich überall auf der Welt gilt es auch hier mittlerweile, zu Hause zu bleiben. In unserem Fall auf dem Boot. Für einen Spaziergang können wir aber mit unserem Beiboot ans Ufer paddeln und Einkäufe sind ebenfalls erlaubt.

Was wir bei unserer Ankunft bereits aus Deutschland gehört haben, wurde hier auch Schritt für Schritt eingeführt. Mittlerweile werden die Einschränkungen stärker überwacht und insbesondere von der Hauptinsel Oahu mit der Hauptstadt Honolulu liest man täglich von Festnahmen und gerichtlichen Vorladungen (es drohen $ 5.000 Geldstrafe, oder ein Jahr Gefängnis, oder beides).

Das macht sicherlich Sinn um die Kurve flach zu kriegen. Wie sich die gegenwärtige Situation anfühlt muss ich wohl niemanden erzählen, den aktuell ist ja keiner davor verschont. Und da wir uns hier mit allem nötigen versorgen können und das Wetter hier am Ankerplatz auch ok ist, geht es uns ja noch relativ gut.

Kleiner Wermutstropfen. In einer Zeit, in der man eher nicht seinen Standort ändert, wirft man uns aus der Radio Bay hinaus. In einer spontanen Aktion hat der zuständige Behördenleiter (ist ein staatlicher Ankerplatz hier) beschlossen, die Radio Bay für durchreisende dicht zu machen. Da es die Behörde wohl überfordern würde, bereits bezahlte Liegegebühren zurück zu erstatten, dürfen wir bis 30. April noch bleiben.

Aber gleich nebenan ist die Reeds Bay und dort und drumherum reichlich Platz um unseren Anker zu setzen. Der Vorteil ist, dass die Umgebung dort wesentlich schöner ist, da man nicht den direkten Blick auf den Containerhafen hier hat und deren Geräuschkulisse ebenfalls wegfällt.

Nachteil sind die doppelt so hohen Ankergebühren und ein etwas weiterer Weg zum Anlegen mit dem Dinghi. Angeblich sollen diese auch begehrtes Diebesgut sein. Wir werden es herausfinden (müssen).

Es gibt hier einen „inter-island-travel-ban“. Flugreisende zwischen den Inseln müssen sich in eine 14-tägige „Selbstquarantäne“ begeben. Auf Kauai wurde ein Paar verhaftet, nachdem es statt direkt in die Quarantäne zu gehen erst mal einen Supermarkt aufgesucht hat. Laut einer Quelle gilt die Quarantäne auch für Segler beim Wechsel der Insel, anderer Quelle zu Folge ist es generell verboten, zu einer anderen Insel zu segeln. Ein Mitarbeiter der Behörde, die auf ihrer Homepage stehen hat, dass das Segeln zwischen den Inseln verboten sei, konnte uns nichts näheres dazu sagen, da er davon gar nichts wusste. Schwer an verlässliche Information zu kommen.

Beunruhigen tun uns auch Informationen, wonach man möglicherweise für 2020 keine wesentlichen Verbesserungen erwarten darf. Es sind zwar noch 5 Monate, bis unsere Aufenthaltsgenehmigung abläuft, aber der Gedanke, dass wir dann raus müssen ohne Luna Mare mitnehmen zu können, macht zumindest mich etwas nervös. Zumal Liegeplätze, wo wir unsere Luna Mare bis zu einer deutlichen Veränderung der Lage zurück lassen könnten, für uns nicht bezahlbar sind.

Brian, der alleine unterwegs ist und aus Kanada stammt, hat uns angeboten, in seinem Heimatgebiet nach günstigen Liegeplätzen für uns Ausschau zu halten. Er wohnt auf der Ostseite von Vancouver Island, was ein tolles Segelrevier wäre. Abgesehen davon, dass wir den Plan in die höheren Breiten zu segeln eigentlich gekippt haben, darf momentan eh keine Tourist nach Kanada einreisen. Und ob Kanada eher als Australien seine Grenzen wieder für uns öffnet (wenn es überhaupt einer tut), bleibt abzuwarten. Nach Australien könnten wir auch im August noch starten, für Kanada wäre das dann schon eher zu spät.

So verbringen wir hier die meiste Zeit auf unserem Boot. Immer mal wieder was an anstehenden Arbeiten erledigen, faulenzen, lesen, kurze Spaziergänge und alle paar Tage mal zum Einkaufen. Glücklicherweise gibt es Internet und unser Prepaid-Tarif hat unbegrenztes Datenvolumen. Nachrichten, Videos schauen, spielen. Hoffentlich funktioniert das auch noch in der Reeds Bay.

Ab morgen wollen wir nochmal für drei Tage einen Mietwagen nehmen. Hier in der Radio Bay ist das Ufer näher und damit ist es einfacher Einkäufe an Bord zu bringen. Insbesondere größere Packungen wie Softdrinks, Rum und 30er Pack Budweiser (auch hier an Bord scheint wie an vielen Orten der Alkoholkonsum zu zu nehmen ;-), bevor wir uns dann in die Reeds Bay verholen müssen.

Auch haben wir Wäsche, die man besser in einer „richtigen“ Waschmaschine wäscht, statt in unserem kleinen Drumi und wir wollen mit zwei je 20l Kanistern noch Diesel bunkern. Das alleine werden dann schon mehr als 5 Fahrten zur Tankstelle und zurück sein.

Tech-Eck:

Hier kommen wir langsam voran, aber Eile ist momentan ja auch nicht wirklich notwendig. Der Segelmacher hat unsere beiden Vorsegel bereits wieder in Ordnung gebracht. Hoffentlich halten die jetzt, da wir noch nicht in ein neues Segel investieren wollen. Abgesehen vom finanziellen hätten wir auch nicht genügend Stauraum für ein zweites großes Vorsegel. Und weil das so gut lief haben wir ihn auch noch das Großsegel gegeben um kleinere Ausbesserungen zu erledigen.

Die Hydraulikpumpe vom Autopiloten habe ich ausgetauscht, scheint wieder zu funktionieren, aber der Dauertest steht noch aus. Das Deck haben wir nun mit einem Klebeband abgedichtet. Sieht nicht sonderlich gut und schiffsmäßig passend aus, aber zumindest Regen, der vorher reichlich reinkam, bleibt jetzt draußen. Muss sich aber erst auch noch auf hoher See bewähren.

Öl- und Getriebewechsel ist durchgeführt, Zinkanode und Impeller am Motor gewechselt. Unser abhanden gekommenes Paddel am Dinghi ersetzt, feucht gewordenen Matratzen gereinigt, vom Regen gut durchspülen und dann von der Sonne trocknen lassen.

Nach gerissenem Vorsegel und Ausfall des Autopiloten fingen wir an, die Tage für unterschiedliche Tagesetmale zu zählen. Links (70 sm pro Tag) hat bis auf einen Tag gepasst.
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