Nach zwei Monaten stellt sich die Frage: Wie geht es weiter?
Hier bleiben: Zum einen kann es hier während der Hurrikan-Saison stürmisch werden. Hawaii liegt am Rande der Hurrikan-Zone und bisher hat es keiner direkt hierher geschafft. Aber mit tropischen Stürmen muss gerechnet werden und dafür ist der Ankerplatz in der Reeds Bay nicht so gut geeignet und Radio Bay, der dafür besser geeignete Ankerplatz wurde ja geschlossen.
Zum anderen ist der Ankerplatz mit $25 am Tag relativ teuer, zumal es dafür lediglich den Ankerplatz. Es gibt am Ufer eine öffentliche Toilette mit Duschen davor im Freien, wie an Stränden häufig zu finden. Und einen größeren Müllcontainer. Insofern ok, aber nichts für noch viele mehr Monate.
Südsee/Australien: Stand heute sind noch Australien und die Inseln auf dem Weg dahin geschlossen. Im November beginnt auf dem Weg nach Australien die Zyklon-Saison. Sollten also bestenfalls im August/September starten, um nicht hetzen zu müssen. Sollte es bis dahin aber nicht klappen, bleibt uns keine Alternative mehr als hier zu bleiben.
Alaska/Kanada: Hier vor Hawai’i liegen wir in erster Linie, weil unser Plan war, den Norden zu erkunden. Nach der strapaziösen Überfahrt von Panama hierher hatten wir davon Abstand genommen. Die Berichte von anderen Seglern die aus der Gegend stammen und die Corona-Situation bringen diese Option wieder auf den Tisch. Nach Alaska dürfen wir, ggf. mit einer 14-tägigen Quarantäne an Bord.
Und ein spannendes und interessantes Ziel wäre es auf alle Fälle. Bischen kalt halt. Aber die Wildnis dort muss schon faszinierend sein. Wale, Bären und riesige Gegenden ohne eine Menschenseele.
Allerdings bleibt das Risiko, das Kanada nicht rechtzeitig aufmacht und wir in den USA „festhängen“. Dann müssten wir eine Idee hinsichtlich unserer Aufenthaltsgenehmigung finden. Wir dürfen momentan bis 17. September in den USA bleiben. Bei einer Reise über Kanada nach z.B. Seattle wäre es eine neue Einreise mit dann voraussichtlich wieder 180 Tagen Aufenthaltserlaubnis.
Sollten wir direkt von Alaska nach Seattle segeln müssen, wäre es keine neue Einreise und wir müssten Luna Mare zurück lassend spätestens Mitte September die USA verlassen. Denkbar wäre dann ein Heimaturlaub, um danach eine neue Einreise zu haben.
Diese Ungewissheit ist nichts für mein Buchhaltergemüt. Aber Stand heute sieht es so aus, als würden wir uns darauf einlassen.
Aktueller Plan also: Anfang Juni Anker hoch mit Ziel Kodiak Island / Alaska. Bis dahin sollte sich das „North Pacific High“ aufgebaut haben und die Anreise halbwegs problemlos möglich sein. Aber der Gedanke in so hohen und vor allem kalten Breiten zu segeln erzeugt weiterhin ein mulmiges Gefühl. Bei mir. Die Skipperin ist da deutlich entspannter als ich.
Das Bild zeigt den Berg Mauna Kea – nach Ansicht der Hawaiianer mit 10.000 m der höchste Berg der Welt. Wie das geht bei einem Berg mit einer lichten Höhe von 4.205 m (Himalaya 8.848 m)?
Man misst die Höhe vom Meeresboden aus, der hier rund 6.000 m unter der Wasseroberfläche liegt. Da der Berg auf Grund seines Gewichtes mehr und mehr im Meeresgrund versinkt, sind es vom eigentlichen Fuß des Berges bis zum Gipfel sogar 17.000 m. So einfach kommt man zum einzig wahren und wirklich höchsten Berg der Welt.
Martin & Astrid sagte:
Moin Marion, Moin Paul,
eine schwierige Situation und eine schwierige Entscheidung. Corona stellt alles auf den Kopf, was wir Fahrtensegler bisher als selbstverständlich angenommen haben. Wir selbst sitzen downgelockt in Europa fest, was im Vergleich mit eurer Situation ja eher Pipifax ist. In eurer Situation spricht unseres Erachtens die Zeit (Mitte Mai) eher für Nord.
Habt ihr denn alle Reparaturen schon erledigen können?
Wir drücken die Daumen!
Wir haben den Verdacht, dass das Virus nicht nur unsere Fahrtenseglerwelt mehr verändert, als wir bisher denken möchten.
Paul sagte:
Denke auch, dass Alaska eine gute Option ist. Wir können weiter segeln und noch dazu in eine äußerst spannende Region.
Die Arbeiten am Boot sind weitestgehend erledigt. Der Magnetschalter für den Motor fehlt noch, der hoffentlich innerhalb der nächsten zwei Wochen hier ankommt. Ansonsten nichts wesentliches mehr.
Drücke Euch die Daumen, dass ihr alsbald Euer Langfahrtseglerleben voll durchstarten könnt.
Michaela Kaszmierski sagte:
Hallo Ihr Lieben,
zunächst einmal ganz lieben Dank für die Postkarte von einer meiner Traumziele. Leider ist an Normalität in diesen Corona Zeiten noch längst nicht zu denken, Einschränkungen und sich nicht frei bewegen zu können – bringt keine Freude.
Alaska ist auch eines meiner Traumziele, wie Kanada usw.
Beneidenswert ist Eure Reise Route, eure Entscheidung überhaupt diese angetreten zu haben. Ich wünsche Euch, dass Ihr gesund bleibt und erfolgreich zum nächsten Ziel gelangt, ob Alaska oder Kanada.
Liebe Grüße
Micki
Juergen sagte:
Hallo Paule,
Habt ja mächtig was vor, wir wünschen Euch von hier (momentan Berlin) alles erdenklich gut. Dina & Juergen
Dody sagte:
Paul, klasse, mein Traum war immer Sitka Alaska – hatte eine Luftaufnahme davon bei mir im Office!!! Naja, Spass beiseite, die Situation im Moment ist eine andere. Ob wir das moegen oder nicht, weltweit sind tourististische Reisen zur Zeit ausgeschlossen, stay-at-home ist weiterhin gueltig und Ortsveraenderungen nur aus dringenden Gruenden mit allen moeglichen Hindernissen moeglich. Das wird sich nicht aendern solange die das Virus nicht in den Griff kriegen und es sieht nicht danach aus dass das schnell passiert. Im Moment ist Nordamerika der am heftigsten betroffene Krisenherd. Bitte stellt Euch die Frage ob ihr wirklich sicher seid dass ihr da im Moment hin wollt? Und dass Ihr Ausreisegenehmigung bekommt? Falls jetzt ein eindeutiges JA aus beiden Ecken kommt mag ich Euch eine Ueberlegung mit auf den Weg geben: arbeitet mit Plan B. Plan B in dem Fall ist von Hawaii kommend direkt einen Hafen anzulaufen bei dem ihr sicher seid dass ihr Luna Mare fuer eine Zeit (das kann ein Jahr oder sogar laenger sein) ohne Kopfzerbrechen alleine zurueckzulassen bereit seid. Die Situation kann sich ohne weiteres auf eurem Weg dahin verschlechtern und es kann sein dass ihr – Aufenthaltsgenehmigung oder nicht – in den naechsten Flieger nach Hause verfrachtet werdet. Bitte vergesst nicht dass Internationale Fluege nur fuer re-patriation genutzt werden koennen, ihr bis auf unabsehbare Zeit nicht wieder per Flugzeug in die USA einreisen koennt um zu Luna Mare zurueckzukehren und im Moment absolut gar nichts absehbar ist.
Drueck‘ Euch feste die Daumen
Fair winds & liebe sonnige Gruesse aus Nazaré
Dody
Paul sagte:
Das hat Du Recht Dody, das muss gut überlegt sein. Denke weiterhin, Alaska ist die beste Lösung, da uns dort am meisten Optionen bleiben. Je nach Lage Alaska (oder Kanada) überwintern, weiter segeln nach Kalifornien und/oder Mexiko und als „letzte Option“ Luna Mare nach Seattle segeln und dann auf dem Landweg zur Ostküste bringen lassen um von dort nach Europa zu seglen.
Dody sagte:
Ich bin mir nicht sicher Paul ob es wirklich die beste Loesung ist mit Alaska, im Gegenteil. Die Bundestaaten haben angefangen frei nach Schnauze ihre eigenen Sueppchen zu kochen und – Stand eben grade – steht Alaska mit 10 Todesfaellen und 358 Genesenen ausgesprochen gut da. Es ist davon auszugehen dass sie wollen dass es so bleibt und sich von der Aussenwelt abschotten. Dann ist da nix mit Cruising Alaska.
Ihr seid mit Hawaii in einer ziemlich guten Position. Klimamaessig und als Ausgangspunkt fuer wenn dieser Mist eines Tages vorbei ist. Habt ihr schon mal Kontakt mit den Marinas aufgenommen um einen Deal auszuhandeln?
Vielleicht auch, wenn ihr Euch mit dem Ocean Cruising Club in Verbindung setzt und mal nachfragt was die Euch raten koennen. Der Ocean Cruising Club macht im Pazifik das, was Trans-Ocean im Nordatlantik macht: mit Regierungen Verhandeln um eine Loesung fuer diejenigen zu finden die immer noch ohne irgendwo anlanden zu koennen im Pazifik herumirren, und fuer diejenigen, die unbedingt nach Hause wollen.
Es ist kein Witz was da im Moment abgeht.
Fair winds & sonnige Gruesse
Dody