Mehr als 3 Wochen seit dem letzten Blog. Nichts besonderes passiert? Ja, in der Tat erst mal nicht. Dadurch, dass wir die neue Ankerwinde zur Shelter Bay Marina geliefert bekommen, sind wir direkt dorthin und haben so tolle Gegenden wie „Bocas del Toro“ und „San Blas Inseln“ rechts bzw. links liegen lassen.

Die Ankerwinde hatte eine Woche Verspätung, dadurch hat sich unser Aufenthalt in der Marina noch etwas verlängert. Die Marina selbst ist sehr positiv. Sehr freundliches und hilfsbereites Personal und etliche Annehmlichkeiten.

So gibt es einen kostenlosen Shuttle-Bus nach Colon, mit dem man zum gut sortierten Rey Supermarkt in einem Einkaufszentrum kommen kann (4 Altos), einen Minimarket in der Marina mit frisch aufgebackenem Baguette jeden Morgen, einem Schwimmbecken mit Liegen und Sonnenschirmen, ein nettes Restaurant, Duschen und Toiletten sind ausreichend vorhanden und in einfachem bis guten Zustand. Wasser und Strom sind am Steg vorhanden, das Wasser ist trinkbar. Zudem gibt es nette Stegnachbarn.

Insbesondere also Marina-Routine. Wobei Krokodile eine solche eher selten besuchen, hier kommt das aber schon mal vor.

Und die Ankerwinde hat dann noch für etwas Abwechslung gesorgt. Die hat mich zwei Tage im Schweiße meines Angesichts beschäftigt (siehe Tec-Eck).

Dann geht es los. Mit der Vorbereitung des Kanaltransits.

Formular ausfüllen, zwei Telefonate, Inspektionstermin, Bezahlung, nochmals zwei Telefonate und los kann es gehen. Linehandler konnte ich zeitig finden, nur mit den obligatorischen Leinen wäre es fast eng geworden, da ich bei vier verschiedenen Verleihern keinen am Telefon erreichen konnte. Hat dann aber auch geklappt, 18 Uhr am Abend vor dem geplanten Transittermin wurden diese geliefert. Das was einem am einfachsten und unproblematischsten erscheint, kann dann plötzlich zum Engpass werden.

4 lange Leinen und Fender und die Skipperin bereitet die Abfahrt vor.

Details zur Kanaltransitabwicklung habe ich auf einer eigenen Seite zusammengefasst.

Am Dienstag 9. Juli um 13:30 geht es dann richtig los. Die 3 Helfer (Linehandler) sind an Bord und wir legen ab.

Außerhalb der Shelter Bay Marina sollen wir um 14 Uhr den Piloten aufnehmen. Der ist bereits eine Viertel Stunde vorher da, Habier, ein Pilot in Ausbildung.

Habier, ein PUP – Pilot understudy program. Es dauert 11 Stufen und 14 Jahre um ein Schiff der höchsten Kategorie (Länge/Art der Fracht) durch den Kanal leiten zu dürfen.

Wir müssen noch etwas warten, da der Frachter, der vor uns in die Schleusenkammern fahren soll, noch auf seinen Piloten wartet. Dann beginnt es zu regnen. In wechselnder Stärke begleitet uns der Regen bis kurz vor die Boje, an der wir im Gatunsee die Nacht verbringen werden.

Auch der Regen kann unsere Stimmung nicht beeinträchtigen.

Gegen 16 Uhr geht es dann in die erste von drei Schleusenkammern der Gatun-Schleuse. Die Aufregung steigt. Zumindest bei mir. Von den Schleusenmauern fliegen uns die „Affenfäuste“ mit den Sorgleinen entgegen. Die Skipperin und unsere 3 Helfer befestigen an diese schnell und professionell unsere je 38 m langen Transitleinen. Von den Transitmitarbeitern werden diese an Pollern belegt und von den Linehandlern dicht geholt.

Dann wird die Schleuse mit Süßwasser aus dem 38m höher liegenden Ziel für heute, dem Gatun-See, gefüllt. Bringt einiges an Turbulenzen in die Schleusenkammer, insbesondere die Vermischung von Salz- mit Süßwasser scheint dafür verantwortlich zu sein. Aber die Linehandler halten die Luna Mare sicher in der Mitte der Kammer.

Schon ist die Kammer gefüllt, das Schleusentor vor uns zur zweiten von drei Schleusen öffnet sich, der Frachter setzt sich unter Erzeugung einiger Turbulenzen in Bewegung. Sobald diese etwas abklingen, werden die Transitleinen vom Poller gelöst und wieder zur Luna Mare gezogen. Die Transitmitarbeiter auf den Schleusenmauern ziehen es vor, mit ihren leichteren Sorgleinen zur nächsten Schleusenkammer zu marschieren, anstatt die schwereren Transitleinen zu schleppen.

So wiederholt sich das zweimal und schon erreichen wir den Gatunsee. Dort noch etliche Seemeilen bis zu einer Boje, an der wir uns für die Nacht festmachen. Hier wird auch unser Pilot abgeholt und wir verbringen einen wundervollen Abend unter den Eindrücken der Erlebnisse des Tages.

Nächsten Morgen zeitiges Aufstehen, wir fünf genießen starken Kaffee und ein Frühstück, bevor dann um 8 Uhr der Pilot, Roger, für den zweiten Tag an Bord kommt. Beim „runterschleusen“ werden wir vor dem Frachter Maersk Nijmegen in die Schleusenkammer gehen. Der steht auch schon in der Nähe bereit, muss aber noch auf einen anderen Frachter warten, der erst eine „Einbahnstraße“ verlassen muss, die sich kurz vor der Schleuse befindet.

Da wir ohnehin mit 5 bis 6 kn Geschwindigkeit langsamer sind als der Frachter, machen wir uns schon mal auf den Weg. Wir werden so 5 Stunden von der Boje bis zur Pedro Miguel Schleuse benötigen. Auf halber Strecke taucht schon unser Schleusenkumpan hinter uns auf. Etwas früher als erwartet, da die Schleusungen wohl schneller gingen als geplant und damit die „Einbahnstraße“ früher für die Gegenrichtung befahrbar ist.

Der Frachter verlangsamt aber so, dass er die restliche Strecke hinter uns bleibt. Erst kurz vor der Pedro Miguel Schleuse überholt er uns, da seine Vorbereitung für die Schleusung etwas länger dauert, als unsere.

Es ist mittlerweile 13:30 und wir können in die Schleusenkammer einfahren (die Pedro Miguel Schleuse hat nur eine Kammer). Hinter uns folgt der Frachter Maersk Nijmegen. Die Linehandler machen wieder einen ausgezeichneten Job und zügig geht es die ersten von insgesamt rund 40 m abwärts. Das ändert sich hier etwas stärker, da der Tidenhub des Pazifik bei 4 bis 9 m liegen kann.

Nach der Ausfahrt knapp 1 sm weiter zu den letzten beiden Schleusenkammern, der Mira Flores Schleuse.

Erste Kammer, runter geht’s, zweite Kammer und das Tor zum Pazifik öffnet sich. Ja, wir haben den Pazifik erreicht.

Aber bevor wir dies feiern können, erst mal die Schleusenkammer verlassen und am Rand der Verkehrsstraße zum Balboa Yacht Club. Dort soll ein Wassertaxi die 3 Linehandler abholen, damit diese zurück zur Shelter Bay Marina fahren können. Auch die geliehenen Fender und Leinen können wir diesem übergeben.

Nach der Verabschiedung von David, Sarah und Röwé geht es noch rund 10 sm weiter zur Insel Taboga, wo wir für ein paar Tage vor Anker liegen wollen. Hier kommen wir noch zeitig vor Sonnenuntergang an und setzen Anker auf rund 5 m Wassertiefe. Da wir Niedrigwasser haben, reicht das aus. Ich gebe genügend Kette, den bei Hochwasser beträgt die Wassertiefe 9 m, mit dem zunehmenden Mond ebenfalls zunehmend.

So sieht das hier aus:

Tec-Eck

Einen ganzen Tag und Unterstützung anderer Segler ist vonnöten, um die alte Ankerwinde ohne Motor (den ich bereits demontiert und entsorgt hatte) zu entfernen. Erst mit Unterstützung durch den 3. Helfer, Steeve aus Südafrika, seit Jahren in Panama, der sich durch Rigg- und sonstige Arbeiten seinen Lebensunterhalt weitestgehend bestreitet, kann dank seines reichlichen Werkzeugrepertoires die alte Ankerwinde entfernt werden. Ist aber dann so zerstört, dass ich die Teile nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, als Reserve nutzen kann.

Auf den Bildern im Ankerkasten noch die alten Winde, auf dem Deck die silberne Winde und der Motor inkl. Übersetzung. Es muss lediglich der silberne Stift der Winde in die Öffnung der Übersetzung. Dieser Stift der alten Winde hat sich wohl festgefressen, wodurch es nicht möglich ist, das silberne Teil einfach raus zuziehen. Wir haben dann die Befestigung der Winde im Ankerkasten entfernen und damit das gesamte Teil rausholen können. Am Steg hat dann Steeve mit Flex und Hammer die Teile voneinander trennen können.

Die neue Winde ist von den wesentlichen Maßen her Baugleich mit der alten und passt damit wunderbar in die vorhandenen Bohrungen. Der Einbau ist damit theoretisch einfach. Halterung erst wieder festschrauben, dann das obere silbere Teil aufsetzen und das schwarze Teil mit Motor und Übersetzung darunter. Vier Schrauben gehen durch die Übersetzung und müssen nur festgeschraubt werden.

Aber wie (gefühlt) immer. Es ist eine Schraube dabei, die Probleme bereitet. Der Gewindestift ist so verwinkelt im Ankerkasten, dass es ewig dauert, bis ich in der Lage bin, in denkbar ungemütlicher Arbeitsposition diese 4. Schraube anzubringen. Dann ist sie endlich montiert.

Eine kleine Herausforderung stellt noch die Verkabelung dar. Die zwei Schalter auf dem Bild (roter und grauer Knopf) müssen zusammen mit den beiden, die im Cockpit angebracht sind, so verbunden werden, damit diese das Relais bedienen können. Und das Relais ist entsprechend mit der Ankerwinde zu verbinden. Und der Strom kommt von der roten Batterie.

Alle Kabel ordentlich verlegt, wie üblich tut sich erst mal nichts. Noch mal die Kontakte überprüft, hier und da gerüttelt und siehe da, die Winde bewegt sich. Und beim Ankern vor Taboga konnte sie sich zum ersten Mal im Echteinsatz bewähren. Hoffe, die hält die nächsten Jahre durch, bis wir „rund“ sind.

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