Ja, es ist geschafft. Nach 22 Tagen und 2.300 sm liegen wir vor Kodiak Island vor Anker. Der letzte Tag beschert uns nochmal ordentlich Wind mit etwas mehr als 20 kn. Die voraussichtliche Ankunftszeit wird immer früher und letztendlich setzen wir um die Mittagszeit den Anker.

Der Törn war in der Tat einer der besseren Art. Mussten wegen Windmangel leider rund 90 Stunden motoren, davon alleine 60 Stunden ab dem 29. Juni (Tag 18 von 22). Die Alternative, auf Wind zu warten, erschien uns hier zu gefährlich, da der Wind in dieser Gegend auch gerne mal stürmisch vorbei kommt.

Aber ansonsten hatten wir teils tagelang ausgezeichneten Segelwind, der nur gelegentlich die „Komfortmarke“ von 20 kn überschritten hat. Und sofern man nicht selbst am Steuer stehen muss, kann so ein Törn schon zum Genuss werden.

Unser ziemlich wichtigstes Lebensmittel unterwegs.

Der erste Eindruck von Alaska ist überwältigend. Wir haben super Massel mit dem Wetter. Sonnig mit ein paar Wolken und so mild, dass man im T-shirt im Cockpit sitzen kann. Unser Ankerplatz vor dem kleinen Ort „Old Harbor“ ist ein sehr ruhiger und geschützter, von Bergen eingerahmt. Idylle pur.

Hier bleiben wir aber nur für eine Nacht. Wir wollen weiter nach Kodiak Harbor. Laut Vorhersage sollen wir guten Segelwind haben. Diese kann aber anscheinend die lokalen Gegebenheiten nicht berücksichtigen. Vermutlich durch die Bergwelt hier wird es nichts mit dem Wind und es bleibt uns nur die Motorvariante, um nach Kodiak Harbor zu kommen.

Den ganzen Tag über Sonne pur aus einem wolkenlosen Himmel bei wiederum angenehmen Temperaturen. Der Motorlärm stört etwas, aber das Wetter und der Ausblick rundherum sind phänomenal. Die teilweise schneebedeckten Berge, die aus dem Wasser ragen, machen den Eindruck, als wären die Alpen geflutet worden und man könnte dort mit einem Boot zwischen den Gipfeln unterwegs sein.

Bei weiterhin schönstem Wetter laufen wir am Abend in Kodiak ein. Hier gibt es mit Safeway und Walmart gute Versorgungsmöglichkeiten. Die weitere Reise bis nach Südostalaska, wo wir im Laufe des August die Hauptstadt Kanadas Juneau und den evtl. Winterliegeplatz Ketchikan erreichen wollen, bietet da nicht mehr viele Möglichkeiten.

Eine davon wird noch Seward sein, von wo aus wir den Prince William Sound mit seinen zahlreichen Gletschern und Wildtieren erkunden wollen. Ende Juli, spätestens Anfang August soll es dann noch Südostalaska gehen. Elfin Cove wird dort wohl der erste Ort sein, den wir anlaufen wollen.

Sonnenuntergang ist hier aktuell um 23 Uhr, Sonnenaufgang um 5 Uhr. Dazwischen Abend- und Morgendämmerung. So richtig dunkel wird es zu keiner Zeit. Mit einem kalten Getränk verbringen wir den Abend im Cockpit, der eine oder andere kurze Plausch mit einem Fischer, der an der Luna Mare vorbeikommt.

Ich liebe diese nordischen Tage mit Licht quasi rund um die Uhr. Schwierig ist es nur, bei dieser Helligkeit den wundervollen Abend im Cockpit zu beenden um die Kojen auf zu suchen. Da ist es dann schnell Mitternacht und dabei noch so hell wie ansonsten an einem trüben Herbsttag.

Den wir dann auch gleich am nächsten Morgen begrüßen dürfen. Endlich Wetter so, wie wir es uns für hier vorgestellt haben. Regnerisch, diesig, allerdings nicht so kalt wie von uns befürchtet. Gutes Wetter aber, um die gut 4 km zu den Supermärkten in Angriff zu nehmen ;-). Auf dem Rückweg bepackt mit dann schweren Rucksäcken bemerken wir, dass so ein Weg nach wochenlangem Segeln ohne nennenswerte Bewegung schon sehr anstrengend sein kann.

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