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São Vicente

Im Vorfeld hatten wir schon immer mal Warnungen gehört. Ist es nicht gefährlich dort. Vielleicht sogar Piraten. Aber überwiegend von Leuten, die noch nicht dort waren. Auch der Marco Polo verweist auf Kriminalität im Bereich Mindelo.

Bisher haben wir von den negativen Seiten (noch?) nicht viel mitbekommen. Es gibt einige Erwachsene und Kinder die betteln, aber sehr zurückhaltend und wenig aufdringlich. Anscheinend verfluchen die einen nur innerlich, sofern man ohne etwas zu geben an ihnen vorbeigeht.

Im Bereich des Hafenzugangs sind einige unterwegs, die ihre Dienste anbieten. So wie Biquda, dem wir unsere Wäsche anvertraut hatten, welche wir am selben Abend gewaschen, getrocknet und gebügelt zurück erhalten haben. Erstklassiger Service. Aber auch hier alle sehr unaufdringlich.

Wie eigentlich die Menschen hier überall sind. Zurückhaltend, aber nicht distanziert. Freundlich, aber ohne Überschwang. Alles in allem so, dass man sich stets wohl fühlt. Zudem gibt es in nahezu jedem Supermarkt, jeder Bank etc. mindestens einen von einem Sicherheitsdienst.

Mindelo selbst ist ein, wie ich finde, nettes kleines Städtchen. Gibt viele schöne Häuser, alles sehr sauber, Autoverkehr ohne Hektik, Zebrastreifen kann man gefahrlos benutzen. Gibt auch ein paar unfertige Häuser, einige die eher ungepflegt aussehen. Die prägen aber nicht das Stadtbild.

Die „Sehenswürdigkeiten“ sind überschaubar. Der Reiz liegt aber eher im „eintauchen“ in die Stadt und deren Atmosphäre. Supermärkte gibt es reichlich, einen schönen Gemüsemarkt und auch einen Fischmarkt. Fleisch haben wir bisher nicht gekauft, da wird hinsichtlich der nicht immer durchgängigen Kühlkette auch öfter mal vor gewarnt.

Der Fisch ist jedoch ganz ok, obwohl Kühlung auf dem Fischmarkt nicht vorhanden ist. Die liegen da offen rum, teilweise nur von einem Schwarm Fliegen, der sich darauf niederlässt, „geschützt“. Es gibt allerdings ein reichhaltiges Angebot und das zu guten Preisen.

Dazu gibt es viele kleine Restaurants, aber auch eher europäisch geprägte. Pizza sowieso, ansonsten natürlich Fischgerichte, Fleischgerichte und natürlich das Nationalgericht: Cachupa. Verhungern muss man nicht.

Santo Antão

Etliche Empfehlungen haben wir über den Besuch der Nachbarinsel Santo Antão erhalten. Die werden sich alle als richtig herausstellen.

Um 6 Uhr geht der Wecker, um 7 Uhr die Fähre von Mindelo nach Porto Novo. Zwischen den beiden Inseln weht eine heftige Düse, die die Müdigkeit schnell vertreibt. Bei Ankunft um kurz nach 8 erwartet uns eine Menge Leute freudig in Porto Novo, Taxifahrer und Fahrer der Sammeltaxis, Aluguer.

Ein „eigenes“ Taxi kostet so € 40 bis € 50. Das erste Angebot für ein Aluguer lautet auf € 20. Der nächste fordert € 15 und ist am Ende mit € 10 einverstanden. Mit den Aluguers muss man allerdings Geduld mitbringen. Die fahren erst wirklich los, sobald noch einige Passagiere hinzukommen. Und wir sind bisher die einzigen.

So geht es erst mal gemütlich durch den Ort, bevor wir pünktlich zur 9 Uhr Fähre wieder am Hafen sind. Mit dem Hinweis „Mais Passageiros“, also mehr Passagiere, verabschiedet sich der Fahrer um nochmal am Hafenausgang Touristen abzufangen. Kommt allerdings nach 10 Minuten erfolglos zurück. Dann nochmal eine Spazierfahrt durch den Ort, da steigen tatsächlich noch 3 Leute zu. Dann geht es los.

Eine tolle, wenn auch dank des Kopfsteinpflasters holprige Strecke führt hoch zum Krater. Dort steigen wir so kurz nach 10 Uhr aus, nehmen zuerst den falschen Weg, merken das glücklicherweise schnell und finden den richtigen ins Ribeira do Paul. Im Bereich des Kraters soll es etwas kühler sein, also waren wir darauf vorbereitet.

Allerdings geht es die erste Stunde hoch zum Kraterrand, was schon mal erwärmend bis schweißtreibend ist. Laut Marco Polo ist die Wanderung eine leichte, die uns über knapp 13 km in 4 h ins Tal direkt ans Meer führen soll. Leicht ist relativ. Nach dem Anstieg dachten wir, jetzt gemütlich nach unten. Der Eselspfad war aber steinig und relativ steil. So versuchten wir vorsichtigen Schrittes voranzukommen. Sagenhaft die Aussicht, sofern diese nicht durch Nebel beeinträchtigt ist.

Sehr schön zu sehen, wie hier die Passatwolken von den Bergen abgefangen werden und für reichlich Feuchtigkeit in der Gegend sorgen. Dadurch ist alles in einem satten Grün und sorgt für einen dichten Pflanzenwuchs. Zahlreiche Brotfruchtbäume, Bananenstauden, gewaltige Mangobäume und Kokospalmen gedeihen hier. Der Süden von Santo Antão ist übrigens genau das Gegenteil, sehr trocken und damit sehr bizarr.

Man glaubt gar nicht, wie anstrengend es den Berg hinab sein kann, sofern steil genug und der steinige Untergrund einen unsicheren Halt gibt. Jedenfalls anstrengend genug, so dass wir keine Jacke oder lange Hose benötigen. Nach knapp 5 km erreichen wir „Chez Sandro“, ein kleines nettes Restaurant mit Kunsthandwerk im Verkauf. Zwei Stunden haben wir bis hierher benötigt.

Hier ruhen wir uns kurz aus, aber trinken nur etwas, da laut Marco Polo einen Kilometer weiter ein empfehlenswertes Restaurant wäre. Das erreichen wir auch kurz später. Ein Ehepaar aus Österreich, unterstützt von zwei einheimischen Familien betreibt hier ein sehr uriges Restaurant mit eigenem Gemüseanbau, selbst gebackenem Brot und einer Destillerie für den hiesigen Zuckerrohrschnaps, Grogue genannt.

Hier gönnen wir uns eine Jause und nehmen so gut gestärkt (der Zuckerrohrschnaps ist übrigens sehr lecker) die 7 km bis zum Ziel in Angriff. Statt der im Marco Polo angegebenen 4 h haben wir inkl. Pause 6 h benötigt. Im Tal erwartet uns die über booking.com gebuchte Pension „Misurino“. Michele, ein Italiener, der seit 7 Jahren hier lebt, betreibt diese. Kleines Zimmer mit zwei Betten, Dusche, die sich zwei Zimmer teilen (das andere war aber unbewohnt) und ein gutes italienisches Frühstück. Das Ganze für € 22. Da kann man nicht meckern.

Abends noch in die Atelier-Bar, das Tagesgericht, gegrillter Thunfisch, ist sehr lecker. Und bei dem einen oder anderen Bier kann man den Tag nochmal Revue passieren lassen.

Und wie gesagt, leichte Wanderung ist relativ. Auch zwei Tage danach erinnert uns ein ordentlicher Muskelkater in den Beinen an den aber wirklich wunderschönen Ausflug. Die Bilder hier können die Schönheit der Natur leider nur eingeschränkt wieder geben.

Nach dem Frühstück im Misurino nehmen wir für € 2 einen Aluguer nach Ribeira Grande. Ein bisschen flanieren, aber wegen des Muskelkaters wirklich nur ein bisschen. Nach einem erfrischenden Getränk in einem kleinen Restaurant geht es mit dem Aluguer für € 8 wieder zurück zum Hafen (bei diesen, wie wir finden fairen Preisen, haben wir gar nicht versucht diese mittels Verhandeln weiter zu drücken), wo wir mit der Fähre um 16 Uhr wieder nach Mindelo übersetzen. Die Fähre kostet pro Person und Strecke € 8.

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