Angekommen in Mindelo/CV

Am 11.10.2018 legen wir in Gran Tarajal ab, um nach rund 1000 sm und 10 Tagen/Nächten Mindelo zu erreichen. Luftlinie sind es eigentlich „nur“ 920 sm, da der Wind aber überwiegend direkt von hinten kommt, haben wir etwas vor dem Wind gekreuzt. Wollen ja nicht wieder Probleme mit dem Großbaum oder anderem bekommen.

Die 10 Tage sind im wesentlichen ereignislos und das ist gut so. Herrliche sternenklare Nächte mit einem Sternenhimmel, den man sich am Festland gar nicht vorstellen kann. Nur selten ist das Schaukeln des Bootes zu intensiv, klar, nie ganz ruhig, aber erträglich. Die Tage verlaufen gemütlich. Zum ersten Mal stellt sich bei einer mehrtägigen Fahrt eine Bordroutine ein, wie man es von Fahrtenseglern immer mal liest.

Die ersten zwei Tage kommen wir nur langsam voran, mit Wind unter 10 kn lässt es Luna Mare halt mal langsam angehen. Es steigert sich langsam. Etmal (= Strecke, die wir in 24h zurücklegen) 63 sm, dann 84 sm und am dritten Tag schon 94 sm. Dann 4 Tage mit etwas mehr als 100 sm, danach wieder knapp 100 sm. Das Etmal bezieht sich nicht auf die tatsächlich gesegelte Strecke, sondern auf den direkten Weg zum Ziel. Tatsächliches Etmal ist geringfügig höher, da wir vor dem Wind kreuzen.

Wir wechseln uns bezüglich der Wache alle 3 Stunden ab. Ich habe die Abendwache von 18 bis 21 Uhr, die von Mitternacht bis 3 Uhr und dann wieder von 6 bis 9 Uhr. Bei letzterer dann Frühstück im Cockpit, vorzugsweise bei Sonnenaufgang, der sich, je weiter wir nach Westen kommen, von ca. 7 Uhr auf nach 8 Uhr verschiebt.

Die Skipperin wird zum ersten Mal nicht Seekrank, die ganzen 10 Tage über!! Das sorgt natürlich dafür, dass der Appetit vorhanden ist. Also ist kochen angesagt. Etwas Akrobatik ist erforderlich, aber es geht ohne nennenswerte Probleme von statten. Selten, dass Essen oder Besteck durchs Boot fliegt, wobei so ein herumfliegendes scharfes Messer schon etwas Besorgnis erregend ist.

Die vor 1 1/2 Jahren noch in D gebunkerten Dosen werden langsam rostig, so gibt es nicht ganz so typisch lokale Gerichte: Hirschgulasch mit Nudeln, Rehgulasch mit Reis, Hirschgulasch mit Salzkartoffeln und andere Leckereien aus unserem Dosenvorrat. Verfeinert z.B. mit Sahne, Kreuzkümmel, Chilipfeffer, Paprikawürfel, Pepperoni, was halt noch so da ist. Salat und Gemüse halten sich ganz gut, einen Gurken/Lauchsalat können wir noch am 9. Tag zubereiten.

Auch Schlafen in den Freiwachen ist mittlerweile besser, also intensiver und erholsamer geworden. Liegt sicherlich auch daran, dass wir kein schweres Wetter haben und nicht hart am Wind segeln müssen. So genießen wir die Tage und Nächte . Gelegentlich begleiten uns Delfine, oder fliegende Fische unterhalten uns mit ihrer Flugshow.

Wir fangen auch rund ein Dutzend Fische! Einen an der Angel, alle anderen sind freiwillig an Deck gekommen. Alle tot. Die an Deck sind fliegende Fische mit falscher Flugbahn, der am Haken schwamm wohl schön länger Bauch oben. Jedenfalls ist der Haken nicht im Maul, sondern hat sich außen verhakt. Gut, ist schon mal eine Steigerung gegen unsere bisherigen Fangergebnisse, aber Lebendfang würden wir schon vorziehen.

Gefühlt kommt man in 110 von 100 Fällen während der Nacht am Ziel an. So auch hier. Um 23 Uhr sind wir 15 sm vor Mindelo. Also beidrehen, sind noch nicht so weit, nachts in unbekannte Marinas einzulaufen. Nach 4 Stunden sind es 19 sm, wir wurden also 4 sm zurück versetzt. Dann um 3 Uhr wieder Kurs Mindelo aufnehmen, wo wir Sonntag früh um kurz nach Sonnenaufgang ankommen. Unsere Uhr, die spanische 10 Uhr anzeigt, können wir um zwei Stunden zurückstellen (sind also jetzt bis Sommerzeitumstellung 3 h hinter D, ab dann 2 h).

Am Sonntag noch im Hafenbüro bezahlen. Immigration und Policia Maritima können erst am Montag aufgesucht werden. Stadt schon etwas erkundet. Gut das es Sonntag ist, da ist es hier noch sehr ruhig zum eingewöhnen.

Montag dann Einklarieren, geht völlig problemlos. 10 Minuten Fußweg von der Marina entfernt das Immigration Office (wollen nur Reisepass, Crewliste und 500 Escudos, also knapp € 5) und Policia Maritima (Reisepass und Schiffsdokument).

Vor der Marina freundliche Helfer. Biquda haben wir unsere Wäsche anvertraut. Seine Mutter übernimmt den Job. Biquda betreibt auch einen kleinen Straßenladen, wo man gefüllte Dieselkanister oder Angelsachen erwerben kann.

Heute am Montag ist es schon deutlich lebhafter in Mindelo. Haben schon mal auf den Märkten Fisch und reichlich Gemüse für das Abendessen besorgt. Man liest öfter mal, dass die Kapverden „Afrika für Anfänger“ sind. Gefühlsmäßig passt das wohl ganz gut.

Wir wollen bis Samstag bleiben, zwischendurch die Nachbarinsel Sao Antao mit der Fähre besuchen. Dort gibt es einen wohl herrlichen Wanderweg, vom Vulkankrater „Cova do Paul“ entlang dem ebenfalls nach mir benannten Weg „Ribeira do Paul“ runter zum Meer. Mehr dazu und über Mindelo die nächsten Tage.

Schiffsschaukel und Delfine.
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