Die Wettervorhersage wechselt täglich, teilweise stündlich. Das einheitliche Schema ist, dass es alle zwei bis drei Tage windig (mit Wind aus der falschen Richtung) und regnerisch wird und dazwischen wenigstens nur bewölkt, aber windstill.

So planen wir die Abfahrt für Samstag den 20. März. Samstag und Sonntag sollen überwiegend sonnig und windarm sein, bevor es am Montag wieder ungemütlicher wird. Zwei mal 30 sm, also eine Nacht vor Anker, bevor wir dann in Friday Harbor auf der St. Juan Insel in die U.S.A. einklarieren wollen.

Wir sind froh, dass der Wetterbericht unsere Abfahrt für Samstag ermöglicht. Wir haben uns nämlich am Donnerstag noch einem Covid-19 Test unterzogen. Konnte zwar nirgend eine Info finden, dass der abgesehen von einer Einreise per Flugzeug gefordert wird, aber sicher ist sicher. Und im allgemeinen soll der ja nicht älter als 3 Tage sein. Es ist schwer konkrete Information über die aktuelle Einreise in die U.S.A. zu finden. Bei einer e-mail Rückfrage bei CBP erhielten wir zur Antwort, dass uns Friday Harbor eine Einreise erlauben könnte. Mit B2 Visum und Covid-Test sollte also alles planmäßig laufen.

So ist alles vorbereitet, der Anker geht hoch und wir wollen die False Creek verlassen. Jetzt, obwohl der Motor kalt ist, die im letzten Blog erwähnte Fehlermeldung. Motor nochmal aus und an. Unverändert. Jetzt lässt sich der Alarm auch nicht mehr dauerhaft wegdrücken. Alle paar Sekunden startet er kombiniert mit der Meldung „O.Load“ wieder und wieder. Bei einem der beiden Motorpaneele, welches sich im Cockpit befindet, ziehe ich den Stecker, Ruhe. Marion sitzt im Innensteuerstand am anderen und schaltet den alle paar Sekunden anschlagenden Alarm immer wieder aus.

Nachdem wir tieferes Wasser weiter entfernt vom Land erreichen löse ich die Skipperin beim Ausschalten des Alarms ab. Kaum sitze ich, keine erneute Alarmmeldung mehr. Gutes Karma? Nicht wirklich, den der Fehler bleibt grundsätzlich bestehen, die Batterie wird nicht geladen. Dank etwas Wind und Sonne geht die Ladung nicht zu schnell runter und es wird sicherlich bis Friday Harbor reichen. Dort wollen wir ohnehin in die Marina und können mit Landanschluss die Batterien wieder laden. Glauben wir zu dem Zeitpunkt zumindest.

Jetzt geht es aber erst mal wieder zurück zu den Vancouver Island vorgelagerten Inseln. Dort gibt es mehrere Pässe, die einen wieder in eine Art „Inside Passage“ führen. Die Eigenheit der Pässe ist, dass sich dort eine erhebliche Strömung von bis zu 9 kn entwickeln kann. Habe die letzten Tage hierfür rund ein Dutzend unterschiedlicher Routen im Plotter abgespeichert, da ich mich nicht so recht für einen Pass entscheiden konnte.

Nach Abfahrt aber gehen wir Richtung „Porlier Passage“ und nicht zu dem bis dahin favorisierten „Active Pass“. Die Durchfahrt durch letzteren ist relativ lang mit erheblichen Strömungsturbulenzen und es gibt dort angeblich reichlich Verkehr. Die „Porlier Passage“ ist nur kanpp 1 sm lang, man kommt also schnell hindurch und gemäß Strömungstabelle wird diese mit gut 3 kn mit uns sein. Trotz zu erwartender Verwirbelungen sollte wir dort gut durchkommen.

Beim Überqueren der „Strait of Georgia“ dann über Funk „Securité securité“, Sturmwarnung für den morgigen Sonntag. Der Wetterkanal grenzt das dann etwas ein, Sturm wohl eher weiter nördlich, in unserem Bereich Regen mit Starkwind. Das verspricht keine gemütliche Ankernacht.

Also in einem Stück durch bis Friday Harbor? Wir kommen ungern nachts irgendwo an, aber die Ankeralternative ist keine, die uns begeistert. Also Kurs erneut angepasst mit Ziel „Customs Dock“ Friday Harbor (so heißt nicht nur der Hafen dort, sondern der ganze Ort).

Einreise in die USA nicht möglich

Wir kommen gegen 21 Uhr an. Anlegen klappt, aber das Zollhäuschen am Steg ist nicht mehr besetzt. Ein Plakat zeigt die Telefonnummer für Ankunft außerhalb der Bürozeiten. Dort aber nur ein Anrufbeantworter. Die Bürozeiten beginnen um 8 Uhr, also verschieben wir das auf den nächsten Morgen und legen uns etwas später, nach dem obligatorischen Anleger, schlafen.

Und der Tag des Schreckens nimmt seinen Anfang. Ein paar Minuten nach acht rufe ich CBP (U.S. Customs and Border Protection – Department of Homeland Security) mittels eines am Zollhäuschen installierten Telefons an. Ich konnte noch kaum „Guten Morgen“ sagen, als man mir sagt „die Grenze ist geschlossen“.

Mein Herz sinkt schlagartig zu Boden, ich versuche meine Stimme im Griff zu haben und erläutere unser Anliegen. In Kurzform: Wir möchten gerne unser Boot auf dem Landweg von der U.S. Westküste an die Ostküste bringen, um von dort nach Hause segeln zu können. Der Transport und die Marinas, die das Boot aus dem Wasser holen und später wieder dahin zurück bringen, sind organisiert. Anzahlungen bereits geleistet. Nein, wir wollen nicht in den U.S.A. dauerhaft bleiben, wir wollen einfach nur nach Hause.

Das Gespräch ist insofern etwas eigenartig, als dass unser Gesprächspartner nicht selbst entscheiden darf, sondern das was ich ihm sage an die vermutlich Entscheidungsperson weitergibt, die dann ablehnt, woraufhin wir weiter diskutieren, er die Info weitergibt, die Entscheidungsperson wieder ablehnt. So geht das rund 30 Minuten.

Am Ende des Gespräches sagt er uns, er kommt zum Boot, auf dem wir gefälligst bleiben sollen. Kurze Zeit später ist er da und lässt sich unseren oben genannten Plan nochmal genau erläutern. Er möchte Unterlagen sehen, aus denen hervorgeht, dass wir tatsächlich einen LKW-Transport vereinbart haben, für den wir ja bereits $ 1.600 Anzahlung geleistet haben. Er macht hier und da ein Foto und schickt es vermutlich an die Entscheidungsperson. Danach telefoniert er mit dieser und informiert uns, nützt alles nichts, ihr müsst zurück nach Kanada.

Ich stammle was von wegen das geht nicht, da können wir unser Boot gleich hier aufgeben. Meinetwegen kann er uns verhaften, oder gleich erschießen. Echte Panik in meinem Hirn. Er lehnt beide Angebote ab und macht sich daran, die Leinen vom Boot zu lösen. Was soll das jetzt? Ich sage, er würde uns damit in Gefahr bringen und ob ich das fotografieren dürfe. Er sagt nichts, so hole ich die Kamera und mache ein paar Aufnahmen. Nach der ersten Leine beendet er dann aber seine Aktion und stampft wütend davon.

Lösen der Heckleine.
Vorleine dann doch nicht mehr gelöst.

Was nun? Diesel haben wir nicht mehr viel. Ich wollte, dass der Tank möglichst leer ist, bevor Luna Mare auf die Straße geht. Denke es ist nicht sehr hilfreich, wenn da ein paar Hundert Kilo Diesel am hin und her schwenken sind. Außerdem ist die Batterie mittlerweile bei unter 40%. Bevor der Grenzbeamte kam, haben wir den Motor schon mal probeweise gestartet, aber hinsichtlich Ladens der Batterie ohne Erfolg.

Zurück nach Kanada? Das schaffen wir nicht. Entweder geht der Diesel aus, oder die Batterie gibt ihren Geist auf und wir sind ohne Navigationsmöglichkeiten. Und sofern uns Kanada ebenfalls nicht mehr rein lässt beginnt ein ping pong Spiel, welches für uns mit Sicherheit in einer Katastrophe enden würde,

Wir müssen es irgendwie schaffen, die Luna Mare in die Marina von Anacortes zu bekommen. Sollte man uns dann festnehmen und ausweisen, hätten wir Freunde dort, die die Luna Mare zu der Werft bringen könnten, die sie an Land holt. Ein Transport an die Ostküste wäre dann möglich, aber was dann?

Egal, es ist unsere einzige Option. Die knapp 40% Batteriekapazität müssten für die 20 sm reichen. Es gibt zwar keine Sonne, aber wie vorhergesagt etwas mehr Wind. Also Leinen los und auf nach Anacortes.

Unter Geleitschutz nach Anacortes

Wir haben Glück, nach dem Starten des Motors werden die Batterien wieder geladen. Ein Problem erst mal weniger. Von Friday Harbor aus ist es ein zickzack-Kurz entlang der vielen Inseln. Insgesamt 20 sm. Da sollten wir doch unerkannt hinkommen können. Denkste. Nach knapp der halben Strecke ein Boot der U.S. Coast Guard mit Blaulicht. Wir stoppen unsere Fahrt.

Ein Schlauchboot wird herabgelassen mit 4 Mann Besatzung. Aus der Richtung von der wir kamen kommt ein weiteres Boot mit Blaulicht. Die Skipperin meint noch in ihrer durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Art: die meinen nicht uns. Aber außer uns ist hier nur eine Fähre unterwegs.

Das Boot der U.S. Coast Guard und dessen Schlauchboot bleiben weiterhin in der Nähe, aber nähern sich nicht wirklich an und rufen uns auch nicht per Funk. Ziemlich surreal das Ganze. Ich denke, dann rufe ich die an. Auf Kanal 16: „U.S. Coast Guard for sailing vessel Luna Mare“. Keine Antwort. Was geht da ab? Nochmal „U.S. Coast Guard for sailing vessel Luna Mare“ ergänzt durch „are you here for us?“.

Dann kommt eine Antwort „Sailing Vessel Luna Mare for Victoria Coast Guard“. Habe es erst nicht bemerkt, aber nach der Frage, wo wir uns aktuell befinden, realisiere ich, dass kommt nicht von dem Küstenschutzboot in Sichtweite sondern vom kanadischen Grenzschutz. Wie das? Ich vermute, die wurden informiert, dass man uns zurück schickt, aber dass die meinen Anruf der U.S. Küstenwache beantworten hat mich schon etwas überrascht.

Nach kurzem Austausch auf Kanal 16 gibt mir Jenn, wie die freundliche Dame heißt, eine Telefonnummer, die ich anrufen soll. Am Telefon dann meinerseits die oben schon mal erwähnte Story. Sie fragt, ob eine Rückkehr nach Kanada für uns in Frage käme. Ich erwidere, dass das dem Aufgeben unsere Bootes gleichkommt, da wir dann erst in einem Jahr wieder die (ungewisse) Möglichkeit haben werden nach Europa auf zu brechen. Und bei dem Klima und den Feuchtigkeitsproblemen die wir ohnehin haben, wird das Boot keinen weiteren Winter in dieser Klimazone überstehen.

Auch Jenn möchte nochmals Details über unsere Planung zur Rückkehr nach Europa inklusive Name und Telefonnummer des LKW-Unternehmers. Und ich solle ihr noch die Papiere per MMS schicken, die wir letztes Jahr in Prince Rupert erhalten haben. Ein Dokument, dass bei der Einreise besagte, wir sollen direkt in die U.S.A. zurück kehren (Durch unser Leck auf Grund der Kollision mit einem Baumstamm durften wir dann ja wie berichtet trotzdem einreisen). Das gleiche haben wir nun auch von seitens der U.S.A., welches hier halt besagt, wir sollen direkt nach Kanada zurück kehren. Ping Pong. Sollte die U.S. Coast Guard sich an uns wenden, sollen wir diese an sie verweisen.

Ich glaube ja, es gibt ein politisches Problem zwischen Kanada und den U.S.A. Kanada hat seine Grenzen ja komplett dicht gemacht, währenddessen die Einreise in die U.S.A. von den meisten Ländern aus weiterhin möglich ist (natürlich mit entsprechenden VISA). Aus den hiesigen Medien ergibt sich der Eindruck, dass die U.S.A. reichlich verstimmt darüber ist, dass für sie die Grenze zum Nachbarn Kanada dicht ist.

Die Grenze war teilweise so zu, dass sich nicht mal Familienmitglieder sehen durften. Trudeau konnte nicht mit Trump. Das war noch nachvollziehbar. Aber dass Kanada die Grenzen weiterhin für die U.S.A dicht macht, obwohl Biden nun Präsident ist und ein stringentes Pandemiekonzept mit großen Impferfolgen hat, scheint wohl dort nicht gut anzukommen. Ist aber nur mein subjektives Empfinden.

Jetzt aber wieder zurück zu uns. Mittlerweile nähert sich das Schlauchboot doch. Es wird Sprachkontakt hergestellt. Was wir hier wollen, obwohl wir des Landes verwiesen wurden. Also wieder die gesamte Story. Von der Westküste an die Ostküste und dann nach Europa, nach Hause. Immer wieder Rücksprache mit einem Vorgesetztem, der sich vermutlich auf dem Küstenwachenschiff befindet.

Dürfen wir an Bord, um einen Sicherheitscheck durch zu führen? Ja klar, kein Problem. Sicherheitscheck läuft problemlos. Eine der Beamten fragt weiter nach den Details unseres Plans und möchte Unterlagen hierzu sehen. Außerdem fragt er, ob eine Rückkehr nach Kanada für uns in Frage käme.

Ich verneine und verweise auf Jenn. Und er verweist darauf, dass unser Boot mit hoher Wahrscheinlichkeit gleich nach der Ankunft in Anacortes beschlagnahmt werden wird. Ob wir nicht doch lieber nach Kanada zurück wollen. Ich verweise auf unseren niedrigen Dieselstand. Die Batterie ist glücklicherweise wieder voll geladen. Er schlägt vor, nach Friday Harbor zurück zu kehren um dort aufzutanken und dann die Rückreise nach Kanada anzutreten.

Kanada ist wundervoll, aber ich sehe keine Möglichkeit, über Kanada nach Europa zu kommen. Versuche Jenn am Telefon zu erreichen. Geht nicht ran. Textnachricht „Wir sollen zurück nach Kanada, dürfen wir überhaupt wieder rein?“. Antwort kurz darauf „Standby, ich spreche mit meinem Chef über die Situation“.

Der U.S. Beamte wiederholt sich. Euer Boot wird beschlagnahmt werden, wollt ihr nicht doch lieber zurück nach Kanada. Ich sage ja, ok, müssen wir wohl als Alternative berücksichtigen. Aber werden die uns überhaupt reinlassen? Ok, kein Problem, sagt er, ich kläre das.

Kurze Zeit später kommt er zurück. Wir haben Info aus Kanada, die lassen Euch nicht rein. Ihr wart dort laut deren Aussage für einige Monate illegal. Äh? Ok, kann nicht sein, aber ich widerspreche erst mal nicht. Bin zwar Buchhalter, muss aber nicht immer Recht behalten.

Jetzt ist Anacortes doch plötzlich eine Option. Das mit der Beschlagnahme bleibt so im Raum stehen, aber wenigstens ist die Luna Mare dann am Festland, wo sie zumindest theoretisch ihren Weg an die Ostküste antreten könnte. Sofern sie halt nicht an die Kette kommt.

Wir dürfen also unseren Weg nach Anacortes fortsetzen. Man informiert uns, dass uns dort die dortigen CBP Beamten erwarten werden und dass wir auf den Weg dorthin, „zu unserem Schutz“, von der Küstenwache begleitet werden.

Langer Sonntagabend in Anacortes

Durch den langen Aufenthalt auf halber Strecke kommen wir erst um 18 Uhr in Anacortes an. Der Wind hat deutlich zugenommen, auf jetzt 25 bis 30 kn. Das macht das Anlegen etwas herausfordernder. Hinzu kommt, dass ich mich auf Grund der Situation ohnehin schwer tue, mich zu fokussieren.

Wir sollen am Steg der Tankstelle anlegen. Ich wähle die Seite, von der uns der Wind wegpustet. Das macht es zwar schwieriger, so nahe an den Steg zu kommen, dass die Skipperin uns dort festmachen kann, aber auf der anderen Seite können wir nur sehr schwer ablegen, wenn uns der Wind gegen den Steg drückt.

Dank ihrer großartigen Wurffähigkeiten schafft es Marion eine Landverbindung herzustellen. Wir ziehen uns näher an den Steg, auf den ich dann hüpfen kann, um die übrigen Leinen festzumachen. Die Besatzung im Küstenschutzschlauchboot fragt, ob sie uns an den Steg drücken sollen. Ja, sehr gerne. So geht das festmachen dann doch relativ einfach.

Kurz darauf sind auch schon zwei CBP-Beamte am Steg. Wir können hier nicht bleiben, dies sei ein privater Steg, werden wir informiert. Die beiden Jungs im Schlauchboot suchen nach einer Alternative und finden die zügig. Leinen los und wieder ablegen.

Diesmal geht es an den Besuchersteg. Diesmal haben wir keine Wahl, es bleibt nur die Seite, an die uns der Wind drückt. Hier besteht aber auch eher die Chance, dass der Wind dreht, oder nachlässt, bevor wir wieder weg müssen bzw. in unserer Situation, dürfen. Die Jungs im Schlauchboot der Küstenwache drücken uns wieder an den Steg. Mein Hinweis, dass das der Wind bereits tut wird ignoriert. Scheint denen Spaß zu machen. Bei einem Stahlboot kann da ja nichts kaputt gehen. Höchstens am Steg.

Postwendend sind auch die CBP-Beamten wieder da und begleiten uns zu deren Büro im Hafengebäude. Nochmal unsere ganze Geschichte von vorne. Unsere Unterlagen werden begutachtet und kopiert. Vertrag mit dem LKW-Unternehmen, Covid-Test-Resulatat, Grenzdokumente etc. und man klärt uns darüber auf, dass wir uns bis zum Abschluss der Überprüfung in deren „custody“, also Gewahrsam befinden. Es wird uns Essen und Trinken angeboten, wir lehnen dankend ab.

Kurz nach 22 Uhr hat der Spuck ein Ende. Ergebnis: Unser 10-Jahres-Visa wird für ungültig erklärt und wir erhalten eine „parole“, eine Bewährung, die auf dem Dokument für die Ausreise vermerkt, dass diese bis zum 21. Juni zu erfolgen hat. Luna Mare wird nicht beschlagnahmt und wir können unseren Plan hinsichtlich der Rückreise nach Europa weiter verfolgen.

Ich möchte an dieser Stelle erwähnen, dass die CBP-Beamten in Anacartes sehr freundliche waren und uns sehr gut behandelt haben. Wir sind sehr dankbar, dass sie es uns ermöglichen zusammen mit unserem Boot die Heimreise anzutreten anstatt dieses zu beschlagnahmen und uns einfach auszuweisen. Und Dank an die U.S. Coast Guard für die Hilfe beim Anlegen im Port of Anacortes.

Was bedeutet das für ungültig erklärte Visa für uns? Eigentlich nichts, was uns in Schwierigkeiten bringt. Das Zeitfenster für die Atlantiküberquerung schließt sich eh zu dem Zeitpunkt, wegen der Hurrikan-Saison. Unser Plan, ab Mitte Mai abzulegen, sobald das Wetter passend erscheint, kann also bestehen bleiben. Sofern wir wie geplant im Herbst 2022 wieder weitersegeln, haben wir die Route über Südamerika in den Pazifik geplant und dann Südsee etc. Ein Besuch der U.S.A. ist also ohnehin nicht für die nächsten Jahre vorgesehen.

In einigen Jahren dürfen wir zwar wieder ein US Visum beantragen. Stand heute kann ich mir nicht vorstellen, dass ich jemals ein Verlangen danach verspüren werde. Kein Vorwurf gegen die U.S.A., es ist deren gutes Recht keine Leute ins Land zu lassen, die man dort nicht haben möchte. Möchte halt aber auch kein Land besuchen, in welchem ich nicht willkommen bin.

Einziges was verbleibt ist möglicherweise, dass wir Überseegebiete der U.S.A., oder US-Inseln irgendwo in den weiten der Ozeane links liegen lassen müssen. Damit sollten wir aber klar kommen.

Es schwebt aber noch ein Damoklesschwert über uns. Es wird eine Geldstrafe gegen uns verhängt werden. Man würde hierzu am nächsten Tag zu uns an Bord kommen. Da kreisen natürlich sofort die Gedanken. Wird es eine sein, die wir in der Lage sind aufzubringen? Wenn nicht, wird dann Luna Mare doch noch beschlagnahmt? Dürfen wir ausreisen, oder droht uns gar Gefängnis, falls wir nicht zahlen können? Marion hält das mal wieder für Hirngespinste meinerseits und wie sich herausstellen sollte, hat sie natürlich mal wieder Recht. Wie immer eigentlich.

Aber unsere Nerven werden auf die Folter gespannt. Keiner kommt am nächsten Tag. Auch nicht die Tage danach. Was hat das zu bedeuten? Haben die uns vergessen? Die haben noch unsere Bootsurkunde, segeln kann man aber theoretisch auch ohne. Sofern wir es schaffen, Luna Mare an die Ostküste zu bringen.

Donnerstag werden wir mit einer Hiobsbotschaft von unserem, insbesondere meinem, angespannten Warten erlöst. $ 5.000, zahlbar innerhalb von 60 Tagen. Es sind aber keine Beträge, wie sie in meinen Albträumen vorgekommen sind und unbezahlbar gewesen wären. Aber auch $ 5.000 sind für uns eine Menge Holz. Zumal der Transport an die Ostküste teuer ist und nicht in unserem Budget vorgesehen ist. Und endlich in Lanzarote angekommen warten einige Bootsarbeiten auf uns, insbesondere ein Komplettanstrich und das Abdichten von Deck und Ankerkasten. In einer Tropfsteinhöhle können und wollen wir unsere Segelreise nicht fortsetzen.

Wir sind damit aber zumindest nicht direkt pleite. Vielleicht können wir es in Europa ja mal mit Arbeit versuchen, um unsere Bordkasse nicht ganz austrocknen zu lassen. Wär ja mal nen Versuch wert ;-). Und es wird uns erlaubt, eine Art Gnadengesuch einzureichen. Mach ich natürlich, auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass das zu einer Reduzierung, oder gar Aussetzung der Geldstrafe führen könnte.

Hier noch ein Bild von hier. Mehr Bilder gibt es, sobald ich wieder besser drauf bin.

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