Wir sind jetzt auch schon wieder seit zwei Wochen im Pazifik. Die ersten vier Tage vor Anker vor der Insel Taboga. Danach in die Vista Mar Marina.
In der Vista Mar Marina lässt es sich gut aushalten. Das Wetter hier ist bei weitem nicht mehr so regnerisch, wie es zuletzt auf der Atlantikseite war. Die Marina ist gut ausgestattet, ähnlich der Shelter Bay Marina mit Minimarket, Swimmingpool, Restaurants, jedoch deutlich günstiger als diese.
Am 22. Juli geht es dann zum Flughafen und von dort via Madrid nach Frankfurt. Wir bleiben jetzt erst mal für 4 Wochen in Hessen, dann noch 4 Wochen in Bayern, bevor es gegen Ende September wieder zurück zur Luna Mare geht. Da gibt es dann hoffentlich keine bösen Überraschungen.
Und dann? Mal sehen. Es gibt ja etliche Ziele im Pazifik und rundherum, deren Besuch lohnenswert sein soll. Hat aber überall hin riesige Entfernungen, wie man an den beiden Bildern mit identischem Maßstab sehen kann.
Aktuell „träumen“ wir davon, über Hawaii nach Alaska und von dort dann entlang der kanadischen und US-Westküste wieder zur „Absprungbasis“ in die Südsee zu segeln. Allerdings sind es 4.500 sm von Panama nach Hawaii, da wären wir so 6 bis 7 Wochen auf See. Insgesamt wären das mehr als 10.000 sm (rund 19.000 km) für rund ein Jahr.
Bis zum ersten Anlaufpunkt in der Südsee, den Marquesas, sind es von Panama aus allerdings auch 3.800 sm, also wären wir „nur“ eine Woche länger unterwegs. Da wir wegen der Hurrikane Saison aber ohnehin nicht vor Dezember nach Hawaii ablegen können, haben wir ja noch etwas Bedenkzeit.
Dies Zeit wollen wir nutzen, um dem Unterwasserbereich der Luna Mare eine neue Antifouling-Farbschicht zu gönnen und vermutlich noch die Inselgruppe Las Perlas zu erkunden. Bisher war es auf der Pazifikseite relativ trocken, mal schauen, was der Höhepunkt der Regensaison im November dann so für uns auf Lager hat.
Mehr als 3 Wochen seit dem letzten Blog. Nichts besonderes passiert? Ja, in der Tat erst mal nicht. Dadurch, dass wir die neue Ankerwinde zur Shelter Bay Marina geliefert bekommen, sind wir direkt dorthin und haben so tolle Gegenden wie „Bocas del Toro“ und „San Blas Inseln“ rechts bzw. links liegen lassen.
Die Ankerwinde hatte eine Woche
Verspätung, dadurch hat sich unser Aufenthalt in der Marina noch
etwas verlängert. Die Marina selbst ist sehr positiv. Sehr
freundliches und hilfsbereites Personal und etliche Annehmlichkeiten.
So gibt es einen kostenlosen
Shuttle-Bus nach Colon, mit dem man zum gut sortierten Rey Supermarkt
in einem Einkaufszentrum kommen kann (4 Altos), einen Minimarket in
der Marina mit frisch aufgebackenem Baguette jeden Morgen, einem
Schwimmbecken mit Liegen und Sonnenschirmen, ein nettes Restaurant,
Duschen und Toiletten sind ausreichend vorhanden und in einfachem bis
guten Zustand. Wasser und Strom sind am Steg vorhanden, das Wasser
ist trinkbar. Zudem gibt es nette Stegnachbarn.
Insbesondere also Marina-Routine. Wobei
Krokodile eine solche eher selten besuchen, hier kommt das aber schon
mal vor.
Und die Ankerwinde hat dann noch für etwas Abwechslung gesorgt. Die hat mich zwei Tage im Schweiße meines Angesichts beschäftigt (siehe Tec-Eck).
Dann geht es los. Mit der Vorbereitung des Kanaltransits.
Formular ausfüllen, zwei Telefonate, Inspektionstermin, Bezahlung, nochmals zwei Telefonate und los kann es gehen. Linehandler konnte ich zeitig finden, nur mit den obligatorischen Leinen wäre es fast eng geworden, da ich bei vier verschiedenen Verleihern keinen am Telefon erreichen konnte. Hat dann aber auch geklappt, 18 Uhr am Abend vor dem geplanten Transittermin wurden diese geliefert. Das was einem am einfachsten und unproblematischsten erscheint, kann dann plötzlich zum Engpass werden.
Details zur Kanaltransitabwicklung habe ich auf einer eigenen Seite zusammengefasst.
Am Dienstag 9. Juli um 13:30 geht es dann richtig los. Die 3 Helfer (Linehandler) sind an Bord und wir legen ab.
Außerhalb der Shelter Bay Marina sollen wir um 14 Uhr den Piloten aufnehmen. Der ist bereits eine Viertel Stunde vorher da, Habier, ein Pilot in Ausbildung.
Wir müssen noch etwas warten, da der
Frachter, der vor uns in die Schleusenkammern fahren soll, noch auf
seinen Piloten wartet. Dann beginnt es zu regnen. In wechselnder
Stärke begleitet uns der Regen bis kurz vor die Boje, an der wir im
Gatunsee die Nacht verbringen werden.
Gegen 16 Uhr geht es dann in die erste
von drei Schleusenkammern der Gatun-Schleuse. Die Aufregung steigt.
Zumindest bei mir. Von den Schleusenmauern fliegen uns die
„Affenfäuste“ mit den Sorgleinen entgegen. Die Skipperin und
unsere 3 Helfer befestigen an diese schnell und professionell unsere
je 38 m langen Transitleinen. Von den Transitmitarbeitern werden
diese an Pollern belegt und von den Linehandlern dicht geholt.
Dann wird die Schleuse mit Süßwasser
aus dem 38m höher liegenden Ziel für heute, dem Gatun-See, gefüllt.
Bringt einiges an Turbulenzen in die Schleusenkammer, insbesondere
die Vermischung von Salz- mit Süßwasser scheint dafür
verantwortlich zu sein. Aber die Linehandler halten die Luna Mare
sicher in der Mitte der Kammer.
Schon ist die Kammer gefüllt, das Schleusentor vor uns zur zweiten von drei Schleusen öffnet sich, der Frachter setzt sich unter Erzeugung einiger Turbulenzen in Bewegung. Sobald diese etwas abklingen, werden die Transitleinen vom Poller gelöst und wieder zur Luna Mare gezogen. Die Transitmitarbeiter auf den Schleusenmauern ziehen es vor, mit ihren leichteren Sorgleinen zur nächsten Schleusenkammer zu marschieren, anstatt die schwereren Transitleinen zu schleppen.
So wiederholt sich das zweimal und
schon erreichen wir den Gatunsee. Dort noch etliche Seemeilen bis zu
einer Boje, an der wir uns für die Nacht festmachen. Hier wird auch
unser Pilot abgeholt und wir verbringen einen wundervollen Abend
unter den Eindrücken der Erlebnisse des Tages.
Nächsten Morgen zeitiges Aufstehen, wir fünf genießen starken Kaffee und ein Frühstück, bevor dann um 8 Uhr der Pilot, Roger, für den zweiten Tag an Bord kommt. Beim „runterschleusen“ werden wir vor dem Frachter Maersk Nijmegen in die Schleusenkammer gehen. Der steht auch schon in der Nähe bereit, muss aber noch auf einen anderen Frachter warten, der erst eine „Einbahnstraße“ verlassen muss, die sich kurz vor der Schleuse befindet.
Da wir ohnehin mit 5 bis 6 kn Geschwindigkeit langsamer sind als der Frachter, machen wir uns schon mal auf den Weg. Wir werden so 5 Stunden von der Boje bis zur Pedro Miguel Schleuse benötigen. Auf halber Strecke taucht schon unser Schleusenkumpan hinter uns auf. Etwas früher als erwartet, da die Schleusungen wohl schneller gingen als geplant und damit die „Einbahnstraße“ früher für die Gegenrichtung befahrbar ist.
Der Frachter verlangsamt aber so, dass
er die restliche Strecke hinter uns bleibt. Erst kurz vor der Pedro
Miguel Schleuse überholt er uns, da seine Vorbereitung für die
Schleusung etwas länger dauert, als unsere.
Es ist mittlerweile 13:30 und wir können in die Schleusenkammer einfahren (die Pedro Miguel Schleuse hat nur eine Kammer). Hinter uns folgt der Frachter Maersk Nijmegen. Die Linehandler machen wieder einen ausgezeichneten Job und zügig geht es die ersten von insgesamt rund 40 m abwärts. Das ändert sich hier etwas stärker, da der Tidenhub des Pazifik bei 4 bis 9 m liegen kann.
Nach der Ausfahrt knapp 1 sm weiter zu
den letzten beiden Schleusenkammern, der Mira Flores Schleuse.
Erste Kammer, runter geht’s, zweite Kammer und das Tor zum Pazifik öffnet sich. Ja, wir haben den Pazifik erreicht.
Aber bevor wir dies feiern können, erst mal die Schleusenkammer verlassen und am Rand der Verkehrsstraße zum Balboa Yacht Club. Dort soll ein Wassertaxi die 3 Linehandler abholen, damit diese zurück zur Shelter Bay Marina fahren können. Auch die geliehenen Fender und Leinen können wir diesem übergeben.
Nach der Verabschiedung von David,
Sarah und Röwé geht es noch rund 10 sm weiter zur Insel Taboga, wo
wir für ein paar Tage vor Anker liegen wollen. Hier kommen wir noch
zeitig vor Sonnenuntergang an und setzen Anker auf rund 5 m
Wassertiefe. Da wir Niedrigwasser haben, reicht das aus. Ich gebe
genügend Kette, den bei Hochwasser beträgt die Wassertiefe 9 m, mit
dem zunehmenden Mond ebenfalls zunehmend.
So sieht das hier aus:
Tec-Eck
Einen ganzen Tag und Unterstützung
anderer Segler ist vonnöten, um die alte Ankerwinde ohne Motor (den
ich bereits demontiert und entsorgt hatte) zu entfernen. Erst mit
Unterstützung durch den 3. Helfer, Steeve aus Südafrika, seit
Jahren in Panama, der sich durch Rigg- und sonstige Arbeiten seinen
Lebensunterhalt weitestgehend bestreitet, kann dank seines
reichlichen Werkzeugrepertoires die alte Ankerwinde entfernt werden.
Ist aber dann so zerstört, dass ich die Teile nicht, wie
ursprünglich beabsichtigt, als Reserve nutzen kann.
Auf den Bildern im Ankerkasten noch die
alten Winde, auf dem Deck die silberne Winde und der Motor inkl.
Übersetzung. Es muss lediglich der silberne Stift der Winde in die
Öffnung der Übersetzung. Dieser Stift der alten Winde hat sich wohl
festgefressen, wodurch es nicht möglich ist, das silberne Teil
einfach raus zuziehen. Wir haben dann die Befestigung der Winde im
Ankerkasten entfernen und damit das gesamte Teil rausholen können.
Am Steg hat dann Steeve mit Flex und Hammer die Teile voneinander
trennen können.
Die neue Winde ist von den wesentlichen
Maßen her Baugleich mit der alten und passt damit wunderbar in die
vorhandenen Bohrungen. Der Einbau ist damit theoretisch einfach.
Halterung erst wieder festschrauben, dann das obere silbere Teil
aufsetzen und das schwarze Teil mit Motor und Übersetzung darunter.
Vier Schrauben gehen durch die Übersetzung und müssen nur
festgeschraubt werden.
Aber wie (gefühlt) immer. Es ist eine
Schraube dabei, die Probleme bereitet. Der Gewindestift ist so
verwinkelt im Ankerkasten, dass es ewig dauert, bis ich in der Lage
bin, in denkbar ungemütlicher Arbeitsposition diese 4. Schraube
anzubringen. Dann ist sie endlich montiert.
Eine kleine Herausforderung stellt noch
die Verkabelung dar. Die zwei Schalter auf dem Bild (roter und grauer
Knopf) müssen zusammen mit den beiden, die im Cockpit angebracht
sind, so verbunden werden, damit diese das Relais bedienen können.
Und das Relais ist entsprechend mit der Ankerwinde zu verbinden. Und
der Strom kommt von der roten Batterie.
Alle Kabel ordentlich verlegt, wie
üblich tut sich erst mal nichts. Noch mal die Kontakte überprüft,
hier und da gerüttelt und siehe da, die Winde bewegt sich. Und beim
Ankern vor Taboga konnte sie sich zum ersten Mal im Echteinsatz
bewähren. Hoffe, die hält die nächsten Jahre durch, bis wir „rund“
sind.