Marokko
Mittlerweile sind die fehlenden Teile vom Großbaum dank der großartigen Unterstützung von Gotthardt Yacht eingetroffen und wir können den neuen Baum anbringen. Nicht ganz ohne, all die Taue wieder unter zu bringen. Auch kann ich die Nietzange zum zweiten Mal zum Einsatz bringen. War doch eine sinnvolle Investition. Der erste „Trockentest“ klappt, Segel lässt sich setzen und die Reffs sich ordentlich einbringen.
Bevor es nach nunmehr knapp 3 Wochen weitergeht, haben wir noch tollen Besuch aus Deutschland. Anne, eine Ex-Kollegin der Skipperin mit Ihrem Mann Markus und Tochter Paula machen zufällig zu dieser Zeit Urlaub in Lagos. Da die drei neugierig aufs Segeln sind, setzen wir diese zu einem Ausflug ins 6 sm entfernte Portimao. Dort ein paar Stunden vor Anker, bevor es wieder zurück geht. Das dann bei Wind mit 25 bis 30 kn gegen diesen. Da haben die drei beim ersten Segeln gleich mal einen ordentlichen Eindruck bekommen, wobei Paula die Rückfahrt vorzugsweise schlafend verbringt. Wir können dabei aber feststellen, dass die beiden Reffs auch unter Segelbedingungen ordentlich eingebracht werden können. Also alles ok mit dem neuen Großbaum und alle haben es gut überstanden, so dass einem Grillabend nichts im Wege steht.
Am Tag darauf, Montag den 14. Mai sollte passender Wind sein. Da dieser danach schwächer wird und auch die Richtung ändert, entschließen wir uns, am Montag die Luna Mare seeklar zu machen und legen dann am Nachmittag nach einem Tankstopp an der Ausfahrt der Marina ab.
Der Wind ist moderat und aus der richtigen Richtung, der Himmel wolkenlos. Bei knapp 20° C also bestes Segelwetter. Da wir relativ weit von der Straße von Gibraltar entfernt sind, gibt es keine Hektik hinsichtlich zu vieler Schiffsbewegungen. An einer Stelle waren es mal ein halbes Dutzend, aber dank AIS konnten wir leicht erkennen, dass keines näher als 1 sm an uns heran kommt.
Also alles vollkommen relaxt. Das fehlende Adrenalin sorgte allerdings für etwas Müdigkeit. Die erste Nacht schlafen wir zudem wie immer etwas schlecht, die zweite ging dann schon besser, aber auch die Freiwachen tagsüber haben wir dann überwiegend schlafend verbracht. Und das tolle, bis auf die letzen 12 sm hatten wir ausreichend Wind um die Strecke unter Segel zurück zu legen. Immerhin rund 200 sm.
Schäden? Auch. 2 Tassen und 4 Salatschüsselchen, die im Freiflug durch die Kombüse fliegen und unsanft landen. Ist zwischendurch mit Welle und Wind von hinten immer mal etwas schauklig. Die Salatschüsselchen sind angeblich aus „unverwüstlichen Kunststoff“. Die kennen mich halt nicht. Aber der Schaden ist wesentlich preiswerter als beim Törn nach Lagos.
Gegen Mittag des zweiten Tages, also Mittwoch, kommen wir hier an. Es ist noch nicht Ramadan, der beginnt erst morgen. Kleiner Schreck bei der Ankunft. Der Tagespreis in der Marina Mohammedia beträgt 50 Euro. Unseres Erachtens etwas viel für eine mittelmäßige Marina, „idyllisch“ eingerahmt vom Ölhafen mit nicht eben orientalischen Gerüchen und ständigem Lärm der dort liegenden Tanker. Abgesehen von uns liegen gerade mal noch so 5 Segelschiffe ähnlicher Größe hier, aber verwaist. Allerdings sehr freundliches Personal hier.
Anyway. Marokko ist unserer Meinung nach ein must auf dem Weg nach Süden. Ich war ja schon ein paar Mal um die Jahrtausendwende berufsbedingt in Casablanca und die ersten Eindrücke bestätigen es: Solle man nicht daran vorbei segeln. Und demnächst werden möglicherweise die neuen Super-Marinas in Tanger und Casablanca fertig. Sollen es wohl schon seit 2010 sein, aber wird schon werden.
Nach dem problemlosen einklarieren kurz nach Mittag (Hafenmeister, Immigration, Zoll, beide letzteren kamen gar nicht an Bord, sondern wollten nur wissen ob wir Waffen/Munition dabei hätten) haben wir den restlichen ersten Tag leider weitestgehend verpennt. Zum Sonnenuntergang noch ein kurzer Spaziergang, dann Abendessen und happy, dass wir nun den neuen Kontinent erreicht haben.
Schon ein komisches Gefühl, nun Kontinentaleuropa verlassen zu haben. Wer weiß, wann die Luna Mare dahin wieder zurück kehren wird.
Am Donnerstag Mittag dann Besuch von Gordon, einem Ex-Kollegen und tollen Kumpel von mir, der mit seiner wundervollen Frau mitten in Casablanca wohnt. Bischen über die alten Zeiten geklönt und dann auf nach Casablanca. Da wir aber an Bord etwas länger geplaudert haben, ist es bereits 15 Uhr. Es ist der erste Tag im Ramadan und eine Besonderheit ist, dass dann die Arbeit in den meisten Firmen um 15 Uhr beendet wird, damit jeder reichlich Zeit hat bis zum Sonnenuntergang das Fastenbrechen vorzubereiten. So stauten wir uns die rund 20km von Mohammedia nach Casablanca.
Hektischer Straßenverkehr in Casablanca, ständiges Gehupe und jeder fährt kreuz und quer. Das hat aber wohl eine höhere Ordnung, den es geht doch immer irgendwie unfallfrei weiter. Ein zwei Abbiegungen und es kehrt Ruhe ein. Die beiden wohnen im Viertel „Oasis“, und das ist es auch, eine Oase im Stadttrubel. Schöne Villen entlang der Straße und so können wir uns im schönen Garten von Gordon’s Haus schnell von den „Strapazen“ der Anreise erholen.
Obwohl die Sonne noch nicht untergegangen ist werden wir mit lokalen Süßigkeiten und Kaffee verwöhnt. Mit Sonnenuntergang meldet sich der Muezzin und gibt lautstark Signal zum Fastenbrechen. Wir sind dazu eingeladen und dürfen an einem üppigen und sehr leckeren Mahl teilnehmen.
Während des Ramadans darf man als gläubiger Moslem ja tagsüber (also von Sonnenauf- bis untergang) nichts Essen und Trinken, und auch andere Dinge (Rauchen, Schminken) sind untersagt. Da es eine der 5 Säulen des Islam ist, wird sich wohl auch stark daran gehalten. Aber nach Sonnenuntergang geht es dann los. Angeblich sind die Ausgaben für Lebensmittel in der Fastenzeit höher als im übrigen Jahr. Die Geschäfte erhöhen wohl wegen der größeren Nachfrage die Preise etwas. Die Nacht wird überweigend mit Essen verbracht, wobei von der nahen Moschee der Muezzin Suren aus dem Koran vorliest. Die ganze Nacht lang.
Es ist dann schon fast Mitternacht bis wir wieder auf der Luna Mare sind.
Freitag nun ein etwas längerer Spaziergang durch Mohammedia. Am Bahnhof Fahrkarten für die morgige Fahrt nach Marrakesch gekauft. Dort wollen wir das Wochenende verbringen. Auf dem Rückweg noch die Medina besucht. Etwas kleiner, da vermutlich wegen des Ramadans etliche Essstände mangels Geschäftsmöglichkeiten nicht aufmachen. Da wir einen hohen Pfefferverbrauch haben, dort Pfefferkörner gekauft. 200 g für umgerechnet 80 Cent. Da können wir wieder richtigt gepeffert essen.
Und morgen dann nach Marrakesch. Sind schon sehr neugierig darauf.