Nord-Ostsee-Kanal

Es ist Dienstag der 8. August 2017. Die lange Reise soll jetzt starten. Hierzu müssen wir die Ostsee, an der die Luna Mare einschließlich Ausbauarbeiten an Land nunmehr 20 Monate lag, verlassen.

Das geht am einfachsten über den Nord-Ostsee-Kanal. Wobei einfach immer relativ ist, wenn man etwas zum ersten Mal macht.

Tipp von SY Columbia war, die Marina Kiel Stickenhörn als „Vorhafen“ zur Schleuse in den Nord-Ostsee-Kanal anzulaufen. Gesagt, getan, Leinen los. Bei mäßigem, aber ausreichendem Rückenwind (auf den wir zwei Tage gewartet haben, davor war der Wind gegen uns) nähern wir uns zügig Kiel, so dass wir dort am späten Nachmittag festmachen können.

Die Aufregung steigt. Nach einer relativ kurzen Nacht um 7 Uhr raus aus den Federn und auf den Weg Richtung Schleuse. 2 Boote warteten dort bereits und während der nächsten rund 30 Minuten kamen noch einige hinzu. Wir hörten ja Schreckensnachrichten, Wartezeiten von 3 bis 4 Stunden. Lag daran, dass bis Mitte Juli eine Schleuse geschlossen war. Jetzt aber wieder offen ging es tatsächlich los, mit einer reinen „Sportbootschleusung“, also ohne große Pötte.

Rein in die Schleuse und längsseits anlegen ging ziemlich problemlos. Die Fender hingen etwas zu hoch, so dass wir den Steg berührten, war aber schnell in Ordnung gebracht. Und bis man versuchte rauszufinden, ob es jetzt tatsächlich hoch, oder runter ging, wurde das Schleusentor für die Ausfahrt geöffnet. Also ziemlich unspektakulär.

Danach eine gemütliche Fahrt durch den insgesamt knapp 100km langen Kanal. Nach 80 km haben wir an Pfählen für die Nacht festgemacht und zusammen mit einer Entenfamilie einen gemütlichen Grillabend verbracht.

Etwas spektakulärer war die Schleuse am anderen Ende in Brunsbüttel. Die hatte schon einiges mehr an Höhe auszugleichen. Außerdem lag in der engen Schleusenkammer noch ein dicker Pott neben uns. Aber auch hier alles gut gegangen.

Da mir die Seekarte im Plotter den jeweiligen Gezeitenstand angezeigt hat, ging ich davon aus, dass wir am besten bei Niedrigwasser in Cuxhaven ankommen sollten, da wir ja von Brunsbüttel kommen Richtung Nordsee auf der Elbe unterwegs sein werden. Ankunftszeit sollte also 10 Uhr sein. Entsprechend sind wir um 5 Uhr aufgestanden und da die vorgenannte Schleusung ruck zuck geklappt hat, kamen wir um 9:45 hier an. Mit der Strömung machten wir sagenhafte 8 bis 9 kn Fahrt über Grund.

Später erfuhr ich, dass Ebbe und Flut und Strömung voneinander abweichen können. Sogenanntes „nachlaufendes Wasser“. Aber hat ja toll gepasst.

Jetzt liegen wir in Cuxhaven und staunen erstmal über die Höhe der Tide (hier mit 3,5 m noch überschaubar gegenüber Bereich Englischer Kanal, wo der Höhenunterschied schon mal 5 bis 6 m sein kann.

Jetzt heißt es wieder Weiterfahrt planen. Wir wollen ja nach Amsterdam, da dort unsere Windsteuerung angebaut werden soll. Hierzu haben wir im Prinzip drei Optionen:

  • Nach Borkum und von dort über die sog. „Staande Masten Route“ und das Ijsselmeer
  • Nach Terschelling und von dort ins Ijsselmeer
  • „Außen herum“, an den Ostfriesischen Inseln entlang nach Westen, dann nach Süden abbiegen bis zur Einfahrt nach Amsterdam.

Da ist noch einiges zu planen. Aktuell gehen wir davon aus, dass wir heute nacht (Sonntag, 13.08.2017 auf Montag) aufbrechen und dann schauen, ob wir direkt bis Amsterdam kommen (Ankunft wäre dann Mittwoch), oder eben vor Borkum oder Terschelling festmachen.

 

 

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