Im Rahmen der Mittagsroutine den Wetterbericht herunter geladen. Der sieht richtig toll aus. 13 kn Wind, in Böen ein paar mehr, geht dann leicht zurück, bleibt aber bei über 10 kn, bevor er dann allerdings auf 8 bis 10 noch weiter runter geht. Das allerdings erst in zwei Tagen.
Perfekt? Ja, das wäre perfekt, sofern ein Bezug zur Realität bestünde. Tatsächlich haben wir nicht 13 kn, sondern nur die Hälfte und die auch nur in Böen.
Der gestrige Wetterbericht lag ja auch schon so was von daneben. Klar, entscheidend ist das Wetter und nicht der Wetterbericht. Der Frustfaktor erhöht sich dadurch aber schon signifikant.
In der Hoffnung, es kann ja vielleicht noch besser werden, geht es dem Abend entgegen. Nach dem Abendessen (Chili con carne mit Reis, dazu Krautsalat) setze ich mich ein wenig ans Ruder, Autopilot entlasten und Energie sparen.
Dabei geht ein prüfender Blick durchs Rigg. Da, wo das Vorsegel auf Grund des schwachen Windes gegen die Saling schlägt, ist ein Riss im UV-Schutz. Nicht so schlimm, dieser UV-Schutz ist nur ein aufgenähter Streifen Stoff, der das Vorsegel im aufgerollten Zustand vor der Zerstörung durch die Sonne schützen soll. Sollte aber genäht werden.
Dann sieht es so aus, dass knapp daneben im eigentlichen Segel ein Blick durchs Segel möglich ist. Darf nicht sein, kann nicht sein. Soweit ich das aus der Entfernung erkennen kann, ist aber auf alle Fälle die Naht defekt. Leider doch. Eine Naht hat sich an der Saling "wundgerieben", dadurch aufgelöst, womit auf einer Länge von 20 cm zwei Segelbahnen nicht mehr miteinander verbunden sind.
Das muss dringend genäht werden, damit die Naht nicht weiter aufreißt. In dem Moment kommt auch die Skipperin aus der Koje, da sie irgendwie keinen Schlaf findet. Gleiche Erkenntnis, müssen wir nähen, am Besten gleich, wo wir momentan eh kaum Wind haben.
Gesagt, getan. Vorsegel eingeholt und im Licht des Deckstrahlers von 19 bis 21 Uhr die Risse genäht. Ging soweit ganz gut und sollte bis Hawai’i halten.
Der Wind selbst bleibt die ganze restliche Nacht ziemlich unverändert. Das Schlagen der Segel und des Großbaums (den wir schon in der Mitte festzurren, damit er nicht so weit zum schlagen ausholen kann) ist sehr belastend, da jeder Schlag irgendwo Verschleiß verursacht, und ein möglicherweise entstehender Schaden am Ende dann vielleicht nicht mehr mit einer einfachen Naht behoben werden kann.
Ganz gelegentlich und meist nur für kurze Zeit klettert der Wind auf 5 bis 6 kn. Zusammen mit dem sehr ruhigen Seegang bleiben die Segel dann stabil in Position. Schont zumindest kurz mal die Nähte der Segel und die Nerven der Segler.
So schaukeln wir äußerst gemütlich dem Ende des 10 Tages entgegen.
Ah, eins noch. Wir haben einen neuen Rekord aufgestellt. Waren bisher die 74 sm in 24 Stunden vom 9. Tag unser Minusrekord, so sind es jetzt die 53 sm vom heutigen Tag. Das werden wir gebührend mit einem Glas Essig feiern.
886 sm geschafft, 3.671 sm to go.