Der tägliche Wetterbericht wird durch die Realität leider weiterhin nicht bestätigt. Mit dem jetzt kleineren Vorsegel benötigen wir mindestens den Wind, der für diese Gegend eigentlich vorgesehen ist. So sind in den Böen häufig über 20 kn, teils 30 kn vorhergesagt worden. Haben wir aber nicht.

Wir ändern unsere Prognose hinsichtlich unserer Reisegeschwindigkeit auf 3 kn. Das wären noch 36 Tage statt erhoffter 27. Grob überschlagen passt das hinsichtlich unserer Lebensmittelvorräte. Diesel ist halt etwas knapp.

Während wir dabei sind, uns mit der längeren Reisedauer "vertraut" zu machen, lässt der Wind weiter nach (4 bis 5, in den Böen gerade mal 8 kn) und wir schaffen kaum noch 2 kn Fahrt über Grund, also inkl. Strömung.

Der Unterschied hinsichtlich der verbleibenden Reisedauer ist beträchtlich:

4 kn = 27 Tage
3 kn = 36 Tage
2 kn = 54 Tage.

Da heißt es nun schon mal, sich mit den Vorräten/Reserven im Detail vertraut zu machen und den Bestand auf zu nehmen.

Lebensmittel: Nudeln und Reis reichen locker für 120 Tage. Mit Saucen, Suppen und sonstigem sind 50 Tage als momentaner worst case zu schaffen.

Diesel: Bei 50 Tagen dürfen wir in Bälde den restlichen Diesel nur zur Erzeugung der für den Wassermacher notwendigen Energie verwenden. Für den Rest müssen Sonne und Wind reichen. Momentan ist es noch größtenteils sonnig.

Das reicht aber noch nicht ganz. Kühlschrank steht jetzt auf Stufe 2 von 9. Sofern sich der Wind nicht deutlich verbessert, müssen wir ihn in spätestens zwei Wochen ausschalten.

Den Autopiloten entlasten wir durch Ruder gehen, momentan zumindest tagsüber. Ist auch für den Autopiloten selbst gut, da dessen Hydraulikpumpe sporadisch ausfällt, was an den sog. Kohlebürsten liegt. Bisher hat es gereicht, diese raus zu nehmen und wieder rein zu tun. Dann läuft er wieder für 2 bis 24 Stunden bis zum nächsten Ausfall.

Und die Kohlebürsten selbst sind ebenfalls ein Problem. Seit der Abfahrt vor 2.000 sm haben wir das zweite Paar eingesetzt, welches auch bereits fast verbraucht ist. Zwei Paar haben wir noch für die restlichen knapp 2.600 sm. Das erste Paar hielt, sofern ich mich recht erinnere, mindestens 7.000 sm. Da unsere Segeltrimmfertigkeiten seitdem nicht dramatisch abgenommen haben, kann es nicht (nur) am Trimm liegen. Da liegt vermutlich ein anderer Defekt an der Hydraulikpumpe vor.

Wasser: Mit dem vorhandenen Diesel haben wir genug Energie, um Wasser ausreichend für 100 Tage zu produzieren. Es darf nur am Wassermacher selbst kein Defekt auftreten, da die 200 l Notreserve bei 50 Tagen kaum reichen würden. Regen, um Regenwasser zu erhalten, gab es bisher nicht, abgesehen von ein paar verirrten Tropfen. Eher unwahrscheinlich, dass es mehr wird.

Alles in allem werden wir also weder verhungern noch verdursten und das Ziel früher oder eher später erreichen. Halt etwas ungemütlicher als gedacht. Und die Wahrscheinlichkeit, dass wir wenigstens 3 kn im Schnitt erreichen, dürfte auch bei vorsichtiger Einschätzung bei deutlich über 50% liegen.

Ergo kein Grund zur Sorge.

Was mir eben noch einfällt. Evtl. Kommentare von Euch (jederzeit herzlich willkommen) kann ich erst nach Zielankunft lesen, bzw., bei neuen Kommentatoren, dort überhaupt erst freischalten, damit sie angezeigt werden.

1,883 sm geschafft, 2.574 sm to go.

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